Pharmazeutische Dienstleistungen

Wie geht es weiter mit den pDL?

Berlin - 16.04.2024, 17:50 Uhr

Ist ein großer Durchbruch bei den pDL noch zu erwarten? Wenn nicht, was passiert mit den beim NNF auflaufenden Millionenbeträgen? (Foto: Schelbert)

Ist ein großer Durchbruch bei den pDL noch zu erwarten? Wenn nicht, was passiert mit den beim NNF auflaufenden Millionenbeträgen? (Foto: Schelbert)


Viele Apotheken tun sich schwer mit den pharmazeutischen Dienstleistungen. Das zeigen die puren Zahlen, aber auch Kommentare aus der Apothekerschaft. Dabei legen sich Standesvertretung und pDL-Fans ins Zeug, ihren Kolleginnen und Kollegen Medikationsanalyse und Co. schmackhaft zu machen. Und wie steht es eigentlich um die Klageverfahren gegen den pDL-Schiedsspruch?

Die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) waren eigentlich ein Herzensanliegen der ABDA. Lange hatte sie dafür gekämpft, dass Apothekerinnen und Apotheker auch für Leistungen abseits der Arzneimittelabgabe honoriert werden. Das Ende 2022 verabschiedete Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz bereitete hierfür endlich den Weg.

Allerdings war es für den Deutschen Apothekerverband nicht einfach, sich mit dem GKV-Spitzenverband auf die konkreten Dienstleistungen sowie die Preise hierfür zu einigen. Die Schiedsstelle musste am Ende ein Machtwort sprechen – fast zwei Jahre ist dies jetzt her. Doch nicht alle waren mit dem Schiedsspruch einverstanden. Der GKV-Spitzenverband erhob im Juli 2022 Klage vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg. Kurze Zeit später reichte auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen Klage ein – und ging überdies im Eilverfahren gegen die pDL-Vereinbarung vor.

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Der lange, steinige Weg zu den pDL

Über den Eilantrag wurde immerhin schon ein knappes halbes Jahr später entscheiden – er wurde zurückgewiesen. Die beiden Klagen sind hingegen seit mehr als eineinhalb Jahren anhängig. Auf Nachfrage der DAZ beim Landessozialgericht hieß es dort, dass es noch immer keinen Termin zur mündlichen Verhandlung gebe. Wann eine Entscheidung avisiert ist, war nicht zu erfahren. Es heißt also weiterhin geduldig abwarten.

Doch dieser Schwebezustand dürfte nicht der Grund sein, warum pDL sich in der Apothekerschaft nur schwerlich durchsetzen. Nur ein gutes Drittel der Apotheken bot sie im vergangenen Jahr an. Im vierten Quartal 2023 waren es laut Nacht- und Notdienstfonds (NNF) 6.284 Apotheken, die pDL für die Abrechnung gemeldet haben. An sie hat der NNF 3,8 Millionen Euro ausgezahlt. Im gesamten Jahr 2023 flossen damit rund 11,5 Millionen Euro für pDL an die Apotheken. Zur Verfügung stehen 150 Millionen Euro jährlich. Die Zahlen sprechen für sich. Schon 2022 lief das Geld für die pDL beim NNF auf – und wurde in noch geringerem Umfang abgerufen.

Die Apotheken beklagen zum einen die Bürokratie und das mangelnde Personal. Zudem pochen viele Apotheker:innen erst einmal auf eine angemessene Vergütung für ihre eigentliche Aufgabe – die Sicherstellung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung – ehe sie zusätzliche Aufgaben übernehmen.

Was die Bürokratie betrifft, so hat die ABDA jetzt immerhin informiert, dass die Kurzfassungen der Vereinbarung für alle pDL jetzt noch einmal „deutlich optimiert“ wurden. So seien die Unterschriftenfelder für Vereinbarung und Quittierung nun auf einer Seite. Doch nach wie vor sind nach dieser Vereinbarung weitere Quittierungen und Unterschriften auf verschiedenen Dokumenten nötig. Die Schweigepflichtentbindung ist laut ABDA jetzt aber ebenfalls deutlich verkürzt.

Damit die pDL unter den Bürgerinnen und Bürger bekannter werden, hat die ABDA im März Werbespots geschaltet – mittlerweile ist die Kampagne ausgelaufen. Nicht alle Kolleginnen und Kollegen waren begeistert; ob sie wirklich für mehr Nachfrage in den Offizinen gesorgt hat, lässt sich jetzt noch nicht sagen.

Was passiert mit dem Geld?

Wie soll es also weitergehen mit den pDL? Ist ein großer Durchbruch noch zu erwarten? Wenn nicht, was passiert mit den beim NNF auflaufenden Millionenbeträgen? Bei der ABDA will man sich gerade zur letzteren Frage vor dem Hintergrund der ausstehenden Gerichtsentscheidung nicht äußern. Hier will man offenbar die nächsten NNF-Abrechnungsdaten abwarten, ob die TV-Spots möglicherweise Wirkung zeigen. Weitere Maßnahmen rund um die Implementierung und Nutzung der pDL seien aber in Planung, so eine Sprecherin.  

Derweil kann man nur spekulieren oder auch träumen, was mit dem nicht abgerufenen Geld geschehen könnte.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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von Annette Dunin von Przychowski am 21.04.2024 um 8:04 Uhr

Die PDL Polymedikationsanalyse ist in diesen Zeiten extrem wichtig für unsere Patientinnen und Patienten und damit für unsere akademisch heilberufliche Kompetenz. Die Fehler, die innerhalb der Therapie entstehen, sind extrem, werden immer mehr und zeigen, wie überlastet alle Akteure unseres Gesundheitssystems sind. Das sind meist gar nicht die hohe Schule der Neben- und Wechselwirkungen sondern viel häufiger Kommunikationsprobleme und entsprechende, sich fortsetzende Probleme.

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