6. Kurzzeitige parenterale Ernährung bei chronisch entzündlicher Darmerkrankung
Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung, die einen intraabdominellen Abszess oder eine diffuse Entzündung haben, haben oft Probleme, sich optimal zu ernähren. Gerade vor einem geplanten Eingriff ist es wichtig, Mangelernährung zu beseitigen, um postoperativen Komplikationen oder Problemen während des Eingriffs vorzubeugen. Eine kurzzeitige parenterale Ernährung sorgt für Darmruhe, verbessert den Ernährungszustand und reduziert infektiöse Entzündungen, so die Studienautoren.
7. Parenterale Ernährung für besondere Patientengruppen
Das Forscherteam empfiehlt eine parenterale Ernährung bei eiternden Darmfisteln, langanhaltendem Ileus, Kurzdarmsyndrom und bei chronisch entzündlicher Darmerkrankung mit schwerer Mangelernährung, wenn orale und enterale Ernährung nicht erfolgreich waren oder wenn ein enteraler Zugang nicht möglich oder kontraindiziert ist.
8. Auf die Hydratation achten
Eine langfristige parenterale Ernährung birgt Risiken, so kann sich zum Beispiel der intravenöse Zugang entzünden, das Darmmikrobiom verkümmern oder Elektrolytverschiebungen auftreten. Um Komplikationen parenteraler Ernährung zu vermeiden, sollten Patienten und Patientinnen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung und Kurzdarmsyndrom auf ein individuelles Hydratationsmanagement (intravenöse Elektrolytzufuhr und/oder orale Rehydrationslösung) umgestellt werden. Auch die orale Nahrungsaufnahme sollte bestärkt werden. Eine Therapie mit Glucagon-like-Peptide(GLP)-2-Agonisten kann den Übergang erleichtern.
9. Regelmäßig auf Mangelernährung prüfen
Da Mangelernährung den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst, ist es wichtig, mangelernährte Patienten und Patientinnen zu erkennen und zu behandeln. Symptome von Unterernährung sind unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Ödeme, Flüssigkeitsretention sowie der Verlust von Fett- und Muskelmasse. Bei vom Arzt erkannten Zeichen einer Mangelernährung ist eine umfassendere Beurteilung durch Ernährungsspezialist:innen angezeigt. Serumproteine werden aufgrund ihrer fehlenden Spezifität und hohen Entzündungsempfindlichkeit nicht mehr zur Diagnose von Mangelernährung empfohlen.
10. Auf Vitamin-D- und Eisenmangel untersuchen
Menschen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung sollten regelmäßig ihren Vitamin-D- und Eisenstatus überprüfen lassen. Bei Patienten und Patientinnen mit ausgedehnter Erkrankung des Ileums oder vorheriger Ileumoperation (Resektion oder ileoanaler Pouch) solle auf Vitamin-B12-Mangel geachtet werden, so das Autorenteam der Leitlinie.
11. Ernährungsberatung
„Alle ambulanten und stationären Patienten mit komplizierter chronisch entzündlicher Darmerkrankung sollten von einem fachlich geschulten Ernährungsberater oder -beraterin betreut werden“, fordern die Studienautoren. Dies sei insbesondere der Fall bei Mangelernährung, Kurzdarmsyndrom, enterokutaner Fistel (Darmfistel mit Verbindung zur Haut), bei Erhalt komplexer Ernährungstherapie wie parenteraler Ernährung oder (ausschließlicher) enteraler Ernährung. Neu-diagnostizierte Patienten und Patientinnen sollten eine Ernährungsberatung erhalten.
12. Frühe Intervention und Präventionsmaßnahmen
Stillen verringert das Risiko, im Kindesalter an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung zu leiden. Auch eine gesunde, ausgewogene mediterrane Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig hochverarbeiteten Lebensmitteln korreliert mit einem geringeren Risiko, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu entwickeln.
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