Der Nachfolger der Rabattmarke

Was bringt E-Couponing den Apotheken?

25.04.2024, 15:15 Uhr

(Foto: Andrey Popov/AdobeStock)

(Foto: Andrey Popov/AdobeStock)


Coupons über Rabatte auf Kosmetik oder OTC-Arzneimittel sind in den Apotheken seit Jahren etabliert. Seit einiger Zeit gibt es sie auch in digitaler Form. Welchen Nutzen haben Apotheken davon? 

Die Apothekenwelt im Jahr 2024 wird zunehmend digital. Das E-Rezept hat sich im ersten Quartal, trotz aller Anlaufschwierigkeiten, nachhaltig etabliert. Solange die Kunden noch mit ihrer elektronischen Versichertenkarte (eGK) zum Stecken ans Kartenlesegerät kommen mussten, lag der Vorteil eindeutig bei den Apotheken vor Ort. Mit dem CardLink-Verfahren zum Einlösen von E-Rezepten wird nun auch dieser Prozess von der stationären Apotheke entkoppelt. Über CardLink können E-Rezepte nun auch über das Smartphone ein­gelöst werden. Gleichzeitig wurde mit dem Ende März in Kraft getretenen Digitalisierungsgesetz (DigiG) der Versand von E-Rezepten und Token außerhalb der Telematikinfrastruktur (TI) bis auf wenige Ausnahmen untersagt. Mehr denn je gilt es nun also für die Apotheken vor Ort, Präsenz zu zeigen auf den Smartphones ihrer Kunden.

Digitale Kundenbindung über das Smartphone

Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, könnte das digitale Apotheken-Couponing sein. Seit Weihnachten 2021 gibt es eine elektronische Schnitt­stelle für Coupons. Mit ihr können – zusätzlich zu Coupons aus Papier – auch elektronische Coupons unmittelbar im Warenwirtschaftssystem der Apotheke ver­arbeitet werden. Papiercoupons wiederum werden von vielen Apotheken seit etlichen Jahren akzeptiert und sind somit in der Branche etabliert.

Der Kunde wiederum muss, um die Vorteile seines Coupons in Anspruch nehmen zu können, diesen stets physisch in der Apotheke präsentieren. Wo der Coupon herkommt, ob aus dem in der Nachbarschaft verteilten Flyer, Inseraten im lokalen Amtsblatt oder über bundesweit verfügbare Loyalty-Programme wie Payback, ist dabei unerheblich. Ob man mit Coupons tatsächlich nachhaltige Kundenbindung betreiben kann oder lediglich opportunistische und illoyale Schnäppchenjäger anspricht, dürfte je nach Standort unterschiedlich zu bewerten sein. Klar ist jedoch: Solange Coupons nur vor Ort eingelöst werden können, bringen sie Kundenfrequenz. Rentabel werden Coupons für Apotheken spätestens dann, wenn Kunden zusätzlich zum Coupon regelmäßig auch ihre Rezepte in der Apotheke einreichen.

Nun wurde beim Rezept das Ende des Papiers eingeläutet. Dieser Prozess wird sich über einen gewissen Zeitraum hinziehen. Schon heute haben zunehmend mehr Kunden ihre ärzt­lichen Verordnungen ausschließlich in digitaler Form vorliegen, sei es über die Gematik-App, den Token-Ausdruck oder einfach nur mittels der eGK. Faktoren wie der demografische Wandel und weitere Anwendungsfälle in der TI, wie die elektronische Patientenakte (ePA), KIM oder TIM, werden diesen Trend beschleunigen. Schon heute, wo Kunden vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) auf digitale Coupons konditioniert werden, muten Papiercoupons anachronistisch an. Nachhaltig sind sie ohnehin nicht sonderlich, so dass digitale Coupons dem Zeitgeist mehr entsprechen dürften.

Genau da setzt die elektronische Schnittstelle für das digitale Apotheken-Couponing an. Sie kann Coupons vollautomatisch verarbeiten. Kunden brauchen diese lediglich auf ihrem Smartphone mitführen – oder, quasi als „Plan B“ wie beim Token-Ausdruck des E-Rezeptes, klassisch als Papiercoupon.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Zunächst erfolgt eine Gültigkeitsprüfung des von der Apotheke eingescannten Coupons. Hierzu kommuniziert die Warenwirtschaft vollautomatisch mit einem sog. „Clearinganbieter“. Da beim Austausch von Coupon-Informationen der Datenschutz tangiert ist, erfolgt die Kommunikation nie direkt zwischen Apotheke und Clearinganbieter, sondern über einen sicheren Server der NGDA – Netzgesellschaft Deutscher Apotheken mbH. Diese Methode des treuhänderischen Übermittelns von Daten hat sich bei Securpharm bestens bewährt, weswegen sie beim E-Couponing in adaptierter Form angewandt wird.

Die komplette Kommunikation mit der Clearingstelle erfolgt automatisch im Hintergrund: Sobald der Coupon validiert ist, wird der Rabatt in der Kasse abgezogen. Der Couponing-Dienstleister (s. Kasten) sorgt anschließend wiederum für eine Erstattung der Rabatte bei den Pharma-Herstellern. Dieser wird in bestimmten Rhythmen, beispielsweise monatlich, abgerechnet. Kosten entstehen für die Apotheke dadurch keine. Pharmazeutische und Kosmetik-Hersteller mit ihren Marketingbudgets können darüber hinaus sogar für eine Zunahme der Kundenfrequenz durch Coupons sorgen.

Anbieter von E-Couponing

So kommen die Coupons zum Kunden

Innerhalb der Apotheke können sog. „Checkout-Coupons“ verwendet werden. Diese werden vom Kassendrucker auf den Bon ausgedruckt, sobald der Verkaufsvorgang beendet wurde. Einlösen kann man sie nur dort, wo sie ausgestellt wurden. Darüber hinaus können Apotheken ihren Kunden auch Coupon-Magazine anbieten, Regal-Couponing einrichten, mit digitalen Displays arbeiten oder auch den altbewährten Angebotsflyer mit E-Coupons ausstatten.

Außerhalb der Apotheke bieten sich Coupons an im Apotheken-Webshop, beim Online-Bestellservice, auf Social Media, in E-Mail-Kampagnen oder innerhalb der Apotheken-App (soweit vorhanden).

Beim Couponing wurden digitale Prozesse geschaffen, von denen alle Beteiligten profitieren: Hersteller erhalten die Möglichkeit, ihre Zielgruppe genau anzusprechen, und können den Erfolg von Kampagnen über die eingelösten Coupons exakt messen. Kunden bekommen Nachlass auf Produkte, die sie ohnehin interessieren – denn sonst wären sie kaum als Zielgruppe für digitale Coupons ausgewählt worden. Die Apotheke vor Ort wiederum wird befähigt, kostenfreie digitale Kundenbindung zu betreiben, ohne dabei selbst eine Marketingagentur zu beauftragen. Und schließlich wird bei all dem auch der Datenschutz gewährleistet.

Geht E-Couponing auch mit meiner Warenwirtschaft?

Verfügbar ist das E-Couponing bei Aposoft, CGM Lauer WINAPO 64/UX, Pharmagest (ehemals ADV Oberhausen), Noventi (Prokas und Jump), Pharmatechnik Ixos. Die Noventi Produktlinien Infopharm und awintaOne sowie die Softwarehäuser ADG und CIDA folgen. 

Literatur

Digitalisierung für die lokale Apotheke. Kyte-Tec GmbH, www.kyte-tec.com/, abgerufen am 1. April 2024

E-Coupons flächendeckend. AZ 51/2021, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2021az-51-2021/e-coupons-flaechendeckend, abgerufen am 1. April 2024

Giermann F. KIM oder TIM – was eignet sich wofür? daz.online, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/01/23-01-2024/systeme-fuer-einen-effizienten-informationsaustausch-im-gesundheitswesen, abgerufen am 1. April 2024


Florian Giermann, DAZ-Autor
redaktion@daz.online


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