Generika

Habeck bei Sandoz: Grundversorgergipfel „unbedingt notwendig“

Barleben - 02.05.2024, 12:15 Uhr

Beeindruckt von der „schieren Menge“ an Pillen: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Barleben. (Foto: Andreas Lander)

Beeindruckt von der „schieren Menge“ an Pillen: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Barleben. (Foto: Andreas Lander)


Mit der Pharmastrategie will die Bundesregierung einen Schritt auf die Branche zu gehen. Kritik kam von den Generika-Herstellern. Nun besuchte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zum Abschluss seiner Pharma-Reise die Sandoz-Tochter Salutas-Pharma in Barleben, Sachsen-Anhalt.

Die Bundesregierung umwirbt seit einer ganzen Weile die Pharmabranche. In dem Papier „Industriepolitik in der Zeitenwende“ aus dem Bundeswirtschaftsministerium, das Ende Oktober vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, wird sie als „starke Treiberin der Innovation“ bezeichnet.

Ende November lud das Kanzleramt zu einem Pharmagipfel. Thema war die „Pharmastrategie“, an der das Kabinett arbeitete und die Deutschland als Standort attraktiver machen soll. Ende März dann wurde das Medizinforschungsgesetz vom Kabinett beschlossen, das Teil der Strategie ist und verschiedene Verfahren beschleunigen und auch vertrauliche Erstattungsbeträge möglich machen soll.

Was ist mit Grundversorgung?

Die Pharmaindustrie reagierte mit Genugtuung auf diese Charmeoffensive, aber insgesamt doch zurückhaltend. Speziell die Generika-Hersteller übten eher Kritik: Mit der Strategie werde vielleicht der Standort gestärkt, nicht aber die Grundversorgung – das Problem der Lieferengpässe werde nicht angegangen. Der Geschäftsführer von Pro Generika, Bork Bretthauer, forderte, die Regierung müsse sich der Versorgungssicherheit annehmen.

In diesem Zusammenhang hat nun der Deutschland-Chef des Pharma-Konzerns Sandoz, Thomas Weigold, einen „Grundversorgergipfel“ angeregt. Bei einem Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) im Werk der Sandoz-Tochter Salutas Pharma in Barleben sagte er, man könne „auf vieles verzichten, aber nicht auf lebensnotwendige Arzneimittel“.

Der Besuch Habecks in Sachsen-Anhalt bildete den Abschluss einer zweitägigen „Pharma-Reise“. Zuvor war er bereits in Hessen und Niedersachsen gewesen und hatte sich unter anderem beim Biotechnologieunternehmen Zedira und dem Merck-Konzern Anregungen geholt.

Bedeutung der Generika-Industrie

In Barleben zeigte sich Habeck von der „schieren Menge“ an Pillen, die an dem Standort produziert werden, beeindruckt. Dies mache einem die Bedeutung der Generika-Industrie deutlich, die den „alltäglichen Gebrauch“ sichere. In Barleben werden laut Sandoz am Tag etwa 40 Millionen Pillen hergestellt. Jedes sechste in Deutschland verschriebene Arzneimittel kommt aus dem Ort in Sachsen-Anhalt.

Den vorgeschlagenen Grundversorgergipfel bezeichnete Habeck als „unbedingt notwendig“. Er werde sich diesbezüglich mit dem Kanzleramt und auch dem Bundesgesundheitsministerium kurzschließen. Er warnte vor einer Produktionsverlagerung ins Ausland. Man müsse „vielleicht auch definieren“, ob bestimmte Arzneimittel zu einem Anteil in Europa oder Deutschland hergestellt werden müssten, um Risiken in den Lieferketten vorzubeugen. Dies gelte auch dann, wenn Arzneimittel dann „ein Tickchen“ teurer würden.

„Ökonomisierung“ zu weit getrieben

Weigold hatte zuvor kritisiert, dass durch die Rabattverträge „die Ökonomisierung“ übertrieben wurde. Es gebe teilweise keine „Nachhaltigkeit“ mehr bei lebensnotwendigen Arzneimitteln und das bedeute, dass viele Firmen aussteigen.

Erst in der vergangenen Woche hatte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Branche weitere Unterstützung zugesichert. Anlässlich der Grundsteinlegung für ein neues Forschungszentrum von Merck, in das der Pharma- und Chemiekonzern mehr als 300 Millionen Euro investiert, sprach Scholz von einem „Bekenntnis zu Deutschland als starkem Pharma-, Industrie- und Forschungsstandort“.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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