Wirkstoffe in oralen Suspensionen optimal verarbeiten

Rezeptur: In der Schwebe halten

03.05.2024, 17:50 Uhr

In Suspensionen bleibt der Wirkstoff nicht gleichmäßig verteilt "in der Schwebe", sondern sedimentiert. Damit trotzdem bei jeder Einnahme eine richtig dosierte Einzeldosis entnommen wird, gilt es bei der Herstellung oraler Suspensionen einiges zu beachten. (Foto: hakule/AdobeStock)

In Suspensionen bleibt der Wirkstoff nicht gleichmäßig verteilt "in der Schwebe", sondern sedimentiert. Damit trotzdem bei jeder Einnahme eine richtig dosierte Einzeldosis entnommen wird, gilt es bei der Herstellung oraler Suspensionen einiges zu beachten. (Foto: hakule/AdobeStock)


In den letzten Jahren haben niedrig dosierte Suspensionen einen gewissen Stellenwert in der Rezeptur erreicht. Sie werden vor allem mit der Absicht eingesetzt, eine Alternative zu den in der Herstellung herausfordernden niedrig dosierten Kapseln zu bieten, da sie wie Kapseln eine breite Eignung für verschiedene Arzneistoffe aufweisen, der Herstellungsprozess aber deutlich weniger komplex ist. Im Vergleich zu Lösungen ist die chemische Stabilität weniger kritisch, und auch die Verfügbarkeit eines geeigneten Lösemittels ist keine Voraussetzung für die Herstellung. Dieser Artikel beleuchtet die Arzneiform „Suspension“ an sich, deren Herstellung mithilfe verschiedener Grundlagen und geht auch auf die korrekte Dosierung von Suspensionen ein. 

Bei einer Suspension liegt eine Substanz (hier der Wirkstoff) partikulär verteilt in einer umgebenden Flüssigkeit vor. Es handelt sich also um eine flüssige Darreichungsform, von der aber im Vergleich zu einer Lösung keine Homogenität bei Lagerung erwartet werden darf. Im Gegenteil ist damit zu rechnen, dass die Partikel einer Suspension bei längerem Stehenlassen mehr oder weniger ausgeprägt sedimentieren. Auf lange Sicht (Stunden beziehungsweise Tage) führt das dazu, dass bei Suspensionen ein Bodensatz entsteht. Für die korrekte Dosierung ist es daher unumgänglich, dass die Partikel, die den Bodensatz bilden, wieder homogen verteilt werden, bevor die Einzeldosis abgeteilt wird – und auch mindestens für den Zeitraum des Dosiervorgangs gleichmäßig verteilt bleiben.

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Die Sedimentationsgeschwindigkeit ist dabei davon abhängig,

  • wie groß die Partikel sind (große Partikel sedimentieren schneller als kleine Partikel),
  • wie hoch die Viskosität der flüssigen Phase ist (je höher die Viskosität, umso langsamer ist die Sedimentation) und
  • wie groß der Unterschied in der Dichte zwischen fester und flüssiger Phase ist: Bei identischer Dichte wäre keine Sedimentation zu erwarten, meist haben jedoch die Partikel eine höhere Dichte als die Flüssigkeit und bewegen sich entsprechend schnell nach unten. Würde die Partikeldichte beispielsweise durch Anlagerung von Luftblasen unter die der Flüssigkeit sinken, wäre eine Flotation (also das Aufschwimmen von Partikeln) die Folge.

Damit das Sediment aufschüttelbar ist, muss es locker sein – hierfür sind beispielsweise eine gleichsinnige Ladung der Partikel, eine sterische Behinderung der Zusammenlagerung durch Modifikation der Partikeloberfläche (beispielsweise mit PEG-Ketten) oder aber auch eine möglichst schmale Partikelgrößenverteilung von Vorteil.

Gründe für die Herstellung von Suspensionen

Niedrig dosierte Suspensionen können vor allem in der Pädi­atrie interessant sein, wenn kein Fertigarzneimittel in der passenden Dosierung zur Verfügung steht und es Gründe dafür gibt, die Herstellung oder Gabe von niedrig dosierten Kapseln zu vermeiden. Auch zur Überbrückung von Lieferengpässen können in der Apotheke (zumindest vom galenischen Standpunkt aus) Suspensionen mit Analgetika oder auch Antibiotika hergestellt werden.

Vorteile von Suspensionen

In Tabelle 1 werden einige Eigenschaften und Herausforderungen von niedrig dosierten oralen Suspensionen, Hartkapseln und Lösungen gegenübergestellt. Orange schattierte Felder zeigen dabei Aspekte, die Herausforderungen darstellen, während die grün schattierten Felder Aspekte beinhalten, die in der Praxis als weniger kritisch zu bewerten sind.

Bei Betrachtung der Tabelle ist gut zu erkennen, dass Suspensionen (sofern eine geprüfte Kombination aus Grundlage und Wirkstoff zur Verfügung steht) den Vorteil vielseitig einsetzbarer Grundlagen mit einer vergleichsweise einfachen Herstellung vereinen. Doch obliegt den Anwendern und Anwenderinnen, meist den Eltern, eine große Verantwortung hinsichtlich der Abteilung der korrekten Einzeldosis, die bei den anderen Darreichungsformen weniger stark ausgeprägt ist.

Welche Grundlagen sind geeignet?

Nachdem orale Suspensionen in der Rezeptur seit mindestens einem Jahrzehnt eine nennenswerte Rolle spielen, gibt es verschiedene Grundlagen, die für die Verarbeitung mit verschiedenen Arzneistoffen geeignet sind. Zwei davon kommen so häufig vor, dass sie hier näher beschrieben werden sollen.

DAC-Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen

Diese Grundlage ist unter NRF S.52. und unter DAC G-105 monographiert. Die Zusammensetzung von 100 g der Grundlage ist in Tabelle 2 dargestellt, einige Charakteristika laut DAC/NRF finden sich in Tabelle 3.

Tabelle 2: Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen, Zusammensetzung nach DAC G-105 / NRF S.52.

BestandteilMenge
Hydroxyethylcellulose 10.000

0,55 g (DAC G-105; großtechnisch hergestellt)

0,50 g (NRF S.52., da bei Eigenherstellung höher viskos)

Glucose (DAC G-105)

Glucose-Monohydrat (NRF S.52.), kann durch Glucose ersetzt werden

10,0 g

11,0 g

Kaliumsorbat0,14 g
Citronensäure0,07 g
gereinigtes Wasserzu 100,0 g

Tabelle 3: Eigenschaften der Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen nach DAC G-105 / NRF S.52.

EigenschaftWert für die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen nach DAC/NRF
Verwendbarkeitsfrist6 Monate
geeigneter pH-Bereichkann unterhalb pH-Wert 5,5 eingestellt werden
pH-Wert4,6 (3,5 – 5,5)
Osmolalitätetwa 690 mosmol/kg (600 – 800 mosmol/kg)
scheinbare Viskosität (frisch)

etwa 200 mPa · s

(125 – 250 mPa · s bei 10 s-1; 25 °C)

Dichte

1,04 g/ml

(relative Dichte 1,038 – 1,048)

Bei der Entwicklung dieser Grundlage wurde die Anwendbarkeit in der Pädiatrie in den Vordergrund gestellt. Im NRF-Werk 2023/2 sind auf der Basis dieser Grundlage Suspensionen mit folgenden Wirkstoffen enthalten:

  • Sildenafil 10 mg/ml (NRF 10.7.)
  • Melatonin 2 mg/ml (NRF 17.6.)
  • Spironolacton 5 mg/ml (NRF 26.5.)
  • Hydrocortison 1 mg/ml oder 10 mg/ml (NRF 34.2.)

Alle genannten Rezepturen folgen dem gleichen Herstellungsschema (Details sind dem DAC/NRF zu entnehmen): Zunächst wird eine kleine Menge hochdisperses Siliciumdioxid mit einem Teil der Grundlage angerieben. Dieses wird benötigt, um dem Sediment Lockerheit und damit Aufschüttelbarkeit zu verleihen. In einer zweiten Schale wird der Wirkstoff mit einem weiteren Teil der Grundlage angerieben. Dann wird die Siliciumdioxid-Anreibung der Wirkstoff-Anreibung zugesetzt (die Einhaltung der richtigen Reihenfolge dient der Vermeidung von Wirkstoffverlusten), die Anreibungen werden vermischt und mit der Grundlage auf die Gesamtmasse aufgefüllt. Diese Herstellungsweise ist in Abbildung 1 grafisch dargestellt.

Abb. 1: Herstellungstechnik der Suspensionen im NRF auf Basis der Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC/NRF. Hochdisperses Siliciumdioxid und der Wirkstoff werden getrennt mit Suspensionsgrundlage angerieben. In den Lupen sind jeweils die Inprozesskontrollen dargestellt.

Im Rezepturenfinder des DAC/NRF (Kategorie „gelb“: Kommentare beachten) finden sich außerdem Rezepturen mit dieser Grundlage und

  • Amoxicillin/Clavulansäure 80 mg + 11,4 mg/ml
  • Amoxicillin 150 mg/ml
  • Cefaclor 50 mg/ml
  • Cefixim 20 mg/ml
  • Cefpodoxim 8 mg/ml
  • Cefuroxim 25 mg/ml
  • Ibuprofen 20 mg/ml oder 40 mg/ml
  • Paracetamol 40 mg/ml
  • Sultamicillin 50 mg/ml

Charakteristisch für Zubereitungen aus dieser Grundlage ist, dass Sedimentation deutlich zu beobachten ist, dass das entstehende Sediment jedoch in den untersuchten Zubereitungen problemlos aufschüttelbar ist. Bei kräftigem Schütteln der Suspensionen kommt es allerdings zu Schaum­bildung und damit auch dem Eintrag von Luftbläschen, die die Dosiergenauigkeit beeinflussen können.

Syrspend® SF

Bei Syrspend® SF handelt es sich um eine Palette verschiedener Grundlagen für den Einsatz in oralen Suspensionen, die in Deutschland von der Firma Fagron vertrieben werden. Zur Verfügung stehen mit Natriumbenzoat konservierte flüssige Varianten, die direkt verwendet werden können, sowie (meist) konservierungsmittelfreie Pulver zur Verarbeitung mit Wasser. Die flüssigen Varianten sind ohne Aroma sowie mit Kirsch- oder Orangenaroma erhältlich und haben einen pH-Wert von 4. Die unkonservierten Pulvervarianten sind ohne Aroma oder mit Kirscharoma erhältlich. Eine Besonderheit hierbei ist das unkonservierte Syrspend® SF Alka Pulver zur Einarbeitung säurelabiler Wirkstoffe. Außerdem gibt es das Syrspend® SF pH4 Neo Pulver, in dem das für Säuglinge geeignete Konservierungsmittel Sorbinsäure (als Kaliumsorbat) enthalten ist.

Eine Übersicht über die verschiedenen Varianten und ihre Inhaltsstoffe sind in Tabelle 4 zu finden. Die modifizierte Maisstärke führt dazu, dass die Grundlage im Ruhezustand eine so hohe Viskosität hat, dass eine Sedimentation der Partikel vermieden wird. Durch das Aufschütteln wird die Zubereitung jedoch für eine ausreichende Zeit dünnflüssig genug, dass sie mithilfe einer oralen Kolbenpipette dosiert werden kann.

Der Hersteller stellt eine umfangreiche Kompatibilitätstabelle zur Verfügung, in der Informationen zur Verarbeitung der verschiedenen Syrspend®-Varianten mit um die 100 Wirkstoffen zu finden sind. Sie gelangen zu dieser Tabelle, wenn Sie auf DAZ.online den Webcode Q6SZ7 eingeben. Die Hinweise umfassen geeignete Varianten sowie Hinweise zu Haltbarkeit und Lagerung. Auch die Herstellung von Sus­pen­sionen aus verschiedenen Fertigarzneimitteln ist mit Syrspend® SF möglich.

Tab. 4: Varianten von Syrspend® SF und ihre Inhaltsstoffe [Herstellerinforma­tionen]

 Syrspend® SF pH4 (flüssig)Syrspend® SF pH4 (Pulver)Syrspend® SF pH4 Neo (Pulver)Syrspend® SF Alka (Pulver)
gereinigtes WasserX---
modifizierte MaisstärkeXXXX
CitratpufferXXX-
SucraloseXXXX
Aroma(X)(X)-(X)
KonservierungsmittelNatriumbenzoatKaliumsorbat--
ÄpfelsäureX---
SimeticonX---
Calciumcarbonat---X

Wirkstoff: möglichst mikrofein

Die Partikelgröße des Wirkstoffes beeinflusst vor allem die Sedimentationsgeschwindigkeit und damit auch die Stabilität und Dosierbarkeit der Suspension. Ein entstehendes Sediment muss sich vor der Applikation gut aufschütteln lassen. Die Dosierung erfolgt, indem eine geeignete Oralspritze in einen passenden Flascheneinsatz gesteckt und die Flasche mit der Dosierhilfe auf den Kopf gestellt wird. Für die Dauer des Dosiervorganges soll die Suspension möglichst homogen sein, um eine Fehldosierung zu vermeiden. Abbildung 2 veranschaulicht die Probleme, die bei der Dosierung auftreten können, wenn die Resuspendierung nicht adäquat erfolgt. Als Fazit zur Wirkstoffgröße ist daher festzuhalten, dass die Verwendung mikrofeiner Wirkstoffe wann immer möglich bevorzugt werden sollte.

Abb. 2: Einfluss der Wirkstoffverteilung und -sedimentation auf die Dosiergenauigkeit. Mitte: Sedimentiert der Wirkstoff während des Dosiervorgangs, ist die entnommene Einzeldosis überdosiert. 
Rechts: Verbleibt der sedimentierte Wirkstoff teilweise am Flaschenboden, weil er nicht ausreichend resuspendiert ist, kommt es zu einer Unterdosierung der entnommenen Einzeldosis.

Herstellung aus Fertigarzneimitteln

Prinzipiell sind beide genannten Grundlagen (daneben auch teilweise Zuckersirup DAB) geeignet, um Suspensionen auch aus Fertigarzneimitteln – zumeist aus Tabletten – herzu­stellen. Hierbei spielen besonders die folgenden Aspekte eine Rolle:

  • geeignete Zerkleinerung zur Erzielung möglichst kleiner Partikel,
  • Auswahl einer angemessenen Anzahl an Tabletten sowie
  • Aufschüttelbarkeit und Viskosität der resultierenden Suspension.

Wesentlich bei den ersten beiden Punkten sind vor allem der Personenschutz, eine geeignete Größe der Reibschale, der Umgang mit Filmtabletten (schwierig) beziehungsweise Retard­präparaten (ungeeignet) sowie ein Überschuss an Tabletten und eine anschließende Wägung des pulverisierten Fertigarzneimittels. Dies trifft auch auf die Verarbeitung zu anderen Darreichungsformen, beispielsweise Kapseln, zu.

Sofern Suspensionen aus Fertigarzneimitteln hergestellt werden, die noch keiner Prüfung an anderer Stelle unterzogen wurden, empfiehlt es sich, zumindest die Aufschüttelbarkeit nach 24 Stunden noch in der Apotheke zu über­prüfen. Je nach Feststoffanteil kann sich die Viskosität der Zubereitung gegenüber der Grundlage teils deutlich erhöhen, sodass zum Beispiel bei der Verwendung von Syrspend® SF je nach Bedarf die Zugabe von Wasser empfohlen wird. Die weitere Wasserzugabe kann bis zu 50% des ursprüng­lichen Volumens der Grundlage betragen, wobei bei einem Zusatz von mehr als 10% Wasser die Konservierung nicht mehr ausreichend ist.

Herstellung: volumetrisch oder gravimetrisch

Da die Dichte der meisten Suspensionen von der Dichte von Wasser abweicht, muss dieser Umstand bei der Herstellung beachtet werden. Sofern ein bestimmtes Volumen verschrieben ist, muss die Dichte der Zubereitung bekannt sein, um die Herstellung in der richtigen Dosierung gravimetrisch vornehmen zu können. Die Dichte der fertigen Suspension entspricht im niedrig dosierten Bereich ausreichend genau der Dichte der reinen Grundlage, um diese verwenden zu können. Hiermit wird es möglich, die für das geforderte Volumen benötigte Masse an Grundlage zu berechnen – wobei die Masse des Wirkstoffes berücksichtigt werden muss. Eine Beispielrechnung finden Sie im Kasten „Beispiel: Berechnung der Grundlagenmenge bei gravimetrischer Herstellung“. Diese Vorgehensweise erleichtert vor allem das homogene und klümpchenfreie Anreiben der Zubereitung mit Fantaschale und Pistill.

Ist die Dichte der fertigen Zubereitung nicht bekannt, so kann eine volumetrische Herstellung erfolgen, indem eine Wirkstoffanreibung im Messzylinder oder in einer entsprechend kalibrierten Flasche auf das gewünschte Volumen aufgefüllt wird. Zur abschließenden Homogenisierung muss der Ansatz hierbei gut geschüttelt werden, was nur möglich ist, wenn das Luftvolumen der Flasche aus­reichend groß ist.

Beispiel: Berechnung der Grundlagenmenge bei gravimetrischer Herstellung

Herzustellen: Dexamethason-Suspension 5 mg/ml in Syrspend® SF pH4, 100 ml

Einwaage Dexamethason: 

5 mg/ml × 100 ml = 500 mg (0,5 g)

Einwaage Syrspend® SF pH4: 

Dichte der Grundlage laut Analysenzertifikat: z. B. 1,01 g/ml (es ist ausreichend genau, diese Dichte auch für die fertige Rezeptur anzunehmen)

Gesamtmasse der Rezeptur: 100 ml × 1,01 g/ml = 101 g

Einwaage der Grundlage: Gesamtmasse – Arzneistoffmasse 

= 101,0 g – 0,5 g = 100,5 g

Welche Abgabegefäße sind geeignet?

Die Abgabe von Suspensionen für die Pädiatrie erfolgt in den meisten Fällen in einer Flasche aus Braunglas, eventuell auch aus geeignetem Kunststoff. Ein kindersicherer Verschluss ist empfehlenswert, beziehungsweise in den entsprechenden Monographien von DAC/NRF gefordert. Die Gefäße sollten ein ausreichendes Luftvolumen aufweisen, um das Resuspendieren des Wirkstoffes zu ermöglichen, und das Material sollte ermöglichen, dies optisch zu kontrollieren.

Wichtig: korrekte Entnahme der Einzeldosis

Als Dosierhilfe eignen sich orale Kolbendosierpipetten, die ein genaues Ablesen der geforderten Einzeldosis ermöglichen sollen. Zur Applikation ist es dabei sinnvoll, die Dosierhilfe ausreichend groß zu wählen, so dass eine zweimalige Arzneistoffgabe nicht nötig ist, um die Compliance des Kindes nicht zu gefährden. Die Skalierung sollte jedoch noch so fein sein, dass sich die gewünschte Dosis auch wirklich ablesen lässt. Dosierhilfen aus Glas sollten aufgrund der Verletzungsgefahr vermieden werden.

Die Handhabung einiger Dosierhilfen ist bei der Abgabe besonders erklärungsbedürftig, da Laien nicht immer wissen, wo genau die Dosis an der Spritzen-Skala abzulesen ist. Die Skala kann, wie bei der aktuell von Wepa erhältlichen Kolbendosierpipette GL 28, auf den Kolben aufgedruckt sein. Bei diesem Modell muss der Kolben zur korrekten Dosierung so weit herausgezogen werden, dass der entsprechende Strich gerade eben außerhalb der Hülle sichtbar wird (s. Abb. 3A). Alternativ gibt es Dosierpipetten, bei denen die Skala auf der äußeren Spritzenhülle aufgedruckt ist. Trägt hier der Kolben einen Spardorn, muss dem Anwender bekannt sein, dass die Dosis nicht an der Spitze des Spardorns, sondern am Ring unterhalb des Spardorns abgelesen werden muss, wie in Abbildung 3B gezeigt ist.

Im Allgemeinen ist das Ablesen der Dosis an der Dosierhilfe deutlich erleichtert, wenn die Betrachtung im Gegenlicht erfolgt. Dies erleichtert auch das Erkennen von Luftblasen, die gegebenenfalls einen erneuten Dosiervorgang erforderlich machen.

Abb. 3: Korrektes Abmessen der Einzeldosis mit Kolbendosierpipetten.
A: Kolbendosierpipette 032348 (GL 28) von Wepa mit auf den Kolben aufgedruckter Skala. Die Spritze enthält die korrekte Dosis, wenn der Kolben so weit herausgezogen ist, dass die Markierung gerade außerhalb der Spritzenhülle sichtbar ist (rechts). 
B: Spritzen mit Spardorn, bei denen die Skala auf der Spritzenhülle aufgedruckt ist. Die Dosis wird am Ring unterhalb des Spardorns abgelesen (unterer Pfeil), keinesfalls an der Spitze des Spardorns.

Schaumbildung vermeiden

Ein bisher wenig beachteter Aspekt ist die Frage, wie die Einzeldosis durch beim Aufschütteln eingetragene Lufteinschlüsse beeinflusst wird. Erste Hinweise hierauf geben eigene Untersuchungen, die mit der DAC/NRF-Suspension 34.2. (Hydro­cortison-Suspension 1 mg/ml) mit verschiedensten Dosierhilfen durchgeführt wurden. Die Suspensionen stammen aus dem Ringversuch der Pharmazeuten im Praktikum, der in Schleswig-Holstein von der Apothekerkammer Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pharmazeu­tische Technologie und Biopharmazie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel durchgeführt wird. Eingesendet wurden jeweils 100 ml der Suspension in unterschiedlichen Gefäßgrößen, die Gefäße wurden direkt nach Anbruch verwendet. Das Aufschütteln erfolgte bewusst möglichst luftarm, indem die Flasche am Hals gefasst und so lange kräftig schräg nach unten geschlagen wurde, bis der Bodensatz entfernt war. Anschließend wurden die Proben direkt gezogen, da dies vermutlich auch der Anwendungsrealität beim Patienten entspricht. Der Arzneistoff­gehalt der entnommenen Einzeldosen wurde zum Gehalt der Suspension im Abgabegefäß ins Verhältnis gesetzt. In der Auswertung zeigte sich, dass die meisten Einzeldosen einen gegenüber dem Bulk verringerten Gehalt aufweisen – in dieser Untersuchung betrug der mittlere Gehalt der Einzeldosis gegenüber dem Bulk 98,5 % (95%iges Konfidenz­intervall 97,9 % – 99,2 %).

Wenn nun schon diese luftblasenarme Resuspendierung die Einzeldosis messbar erniedrigt, stellt sich die Frage, welchen Einfluss es hat, wenn Anwenderinnen und Anwender eine andere Technik zum Schütteln verwenden, beispielsweise ähnlich kräftig wie beim Mixen von Cocktails. Zudem könnte bei einem bereits deutlich geleerten Gefäß die Eintragung von Luft erhöht sein. Es wäre auch denkbar, dass die Beeinflussung der Einzeldosis je nach Dosierhilfe oder Grundlagentyp, gegebenenfalls auch Arzneistoffgehalt unterschiedlich ausgeprägt ist. Eine Beantwortung dieser Fragen wäre zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch reine Spekulation. Daher werden am oben genannten Institut derzeit Untersuchungen geplant, die diese Fragen beantworten sollen. Um die therapeutische Relevanz der bisher beobachteten Verminderung des dosierten Wirkstoffes zu beurteilen, muss zunächst das Ausmaß bekannt sein.

Kennzeichnung: Hinweis muss ins Auge fallen

Neben den allgemeinen Anforderungen nach § 14 der Apothekenbetriebsordnung ist bei Suspensionen die wohl wichtigste Kennzeichnung der Hinweis, dass die Zubereitung vor Gebrauch zu schütteln ist. Dieser Hinweis sollte dabei nicht nur irgendwo klein gedruckt aufgeführt sein, sondern auch wirklich gut ins Auge fallen. Zudem sollte bei der Abgabe der Rezeptur auch mündlich auf das Aufschütteln hingewiesen werden.

Die Angabe der „sonstigen Bestandteile nach der Art“ erfordert zumindest die eindeutige Bezeichnung der verwendeten Grundlage, sinnvoll ist auch hier eine Auflistung der jeweiligen Einzelbestandteile. Wird mit der „Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen“ gearbeitet, so könnte hier anhand der Angabe „DAC G-105“ bzw. „NRF S.52.“ sogar unterschieden werden, ob die Grundlage fertig bezogen oder in der Apotheke selbst hergestellt wurde.

Die Beratung bei der Abgabe ist wichtig

Suspensionen erweitern das Rezepturportfolio deutlich und bieten eine gute Möglichkeit, auch pädiatrische Patien­tinnen und Patienten zu versorgen. Die Zusammensetzung ist trotz eigentlicher galenischer Komplexität in der Rezeptur im Allgemeinen keine große Herausforderung, da viele geprüfte Rezepturen zur Verfügung stehen. Eine besondere Verantwortung für die Abteilung der richtigen Einzeldosis liegt hier jedoch außerhalb der Apotheke, weswegen im Kundengespräch eine entsprechende Aufklärung besonders wichtig ist. |

Literatur bei der Autorin


Dr. Kirsten Seidel


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