Parasitenbefall aus dem Reisegepäck

Was tun gegen Bettwanzen?

Stuttgart - 08.05.2024, 09:15 Uhr

Diese Matratze ist von Bettwanzen befallen. (Foto: Fleur / AdobeStock)

Diese Matratze ist von Bettwanzen befallen. (Foto: Fleur / AdobeStock)


Rote juckende Pusteln am Körper können auf Bettwanzen hindeuten. Eigentlich galten die wärmeliebenden Parasiten in Deutschland als ausgerottet. Im Reisegepäck können Bettwanzen aber in unser Zuhause gelangen und sich dort festsetzen. Wie wird man die ungebetenen Reisemitbringsel wieder los und was hilft bei Bissen?

Bettwanzen (Cimex lectularius) sind im ausgewachsenen Zustand 5 bis 6 mm groß, haben sechs Beine und einen stark abgeplatteten, braun-rötlichen Körper. Im Juvenilstadium sind sie eher blässlich, frisch mit Blut vollgesogen sind die Insekten schwarz und bis zu 9 mm groß. Wer ein solches Tier bei sich im Bett, hinter Bilderrahmen, abstehenden Tapetenrändern, an Lichtschaltern oder Möbelfugen entdeckt, sollte einen Kammerjäger oder eine Kammerjägerin verständigen. Bettwanzen können lange hungern, sind manchmal resistent gegenüber bestimmten Insektiziden und verstecken sich oft in Fugen oder Ritzen, daher kann die Bekämpfung durch eine Fachperson Wochen oder Monate dauern. Sie sind zwar ungefährlich, aber sehr lästig.

Bettwanzen sind nachtaktive, blutsaugende Insekten und befallen vorzugsweise Menschen. Sie werden von Körperwärme, Kohlendioxid und Körpergeruch angelockt. Das Blutsaugen dauert drei bis zehn Minuten, anschließend kehren die Tiere in ihr Versteck zurück. Dort leben sie gruppenweise mit anderen Bettwanzen. Sie sondern aus spezialisierten Drüsen ein Sekret ab, das penetrant stinkt. Daher sind betroffene Räume oder Wohnungen oft bereits an dem süßlichen, bittermandelartigen Geruch zu erkennen. Ein Bettwanzen-Befall kann jeden treffen und hat nichts mit mangelnder häuslicher Hygiene zu tun. Ob schmutzig oder sauber ist Bettwanzen egal!

Sind Bettwanzenbisse gefährlich?

Ein Bettwanzen-Befall ist zwar lästig, gesundheitlich jedoch unkritisch. Die meisten Menschen reagieren auf die Bisse mit Pusteln und Juckreiz. Allerdings gibt es in der Reaktion große individuelle Unterschiede: Bei manchen Menschen können allergische Reaktionen auftreten, während andere nur kleine Pusteln oder keine Anzeichen zeigen, wie das Umweltbundesamt schildert.

Bettwanzen spielen als Überträger von Krankheitserregern laut Umweltbundesamt keine Rolle. In Laborexperimenten konnten Bettwanzen jedoch mit Erregern infiziert werden, z. B. mit dem Hepatitis-B-Virus und so theoretisch als Zufallsüberträger fungieren. Für manche Menschen ist ein Bettwanzen-Befall psychisch belastend und es kann zu Schlafstörungen kommen.

Wie kann man Bettwanzenbisse behandeln?

Eine Behandlung der Bettwanzenbisse und Quaddeln ist meistens nicht nötig. Die Pusteln verschwinden nach circa einer Woche von selbst. Haben die Bettwanzen wiederholt gebissen, können die betroffenen Hautpartien jedoch stark jucken. Antihistaminika-Gele wie Fenistil® oder Soventol®, oder der Azaron®-Stift können den Juckreiz lindern. Alternativ sind Cremes und Sprays mit Hydrocortison (0,25 oder 0,5 %) wie beispielsweise Ebenol®, FeniHydrocort®, Hydrocutan®, Linola® Akut oder Soventol® Hydrocort für die Selbstmedikation geeignet. Ein- bis zweimal täglich über sieben Tage angewendet, fördern sie die Heilung.

Helfen rezeptfreie Präparate nicht, kann auch ein Arzt oder eine Ärztin ein rezeptpflichtiges Glucocorticoid-Topikum verschreiben. Um eine Infektion zu vermeiden, sollten die aufgekratzten Hautstellen desinfiziert werden.

Wie kann ein Bettwanzen-Befall vermieden werden?

Damit erst keine Bettwanzen mit nach Hause reisen, sollten Koffer in der Unterkunft nicht in unmittelbarer Nähe des Bettes aufbewahrt werden. Wäsche nicht offen liegen lassen und den Reisekoffer zu Hause am besten in der Badewanne auspacken, um die Parasiten gut sehen zu können, ist ebenfalls sinnvoll. Außerdem sollten Betten auf Wanzenspuren kontrolliert werden (Kotspuren, leere oder noch gefüllte Eier, Häute). 

Beim Kauf gebrauchter Möbel, Matratzen, Bücher und ähnlichem sollten diese auf Wanzen-Befall untersucht werden. Da Bettwanzen temperaturempfindlich sind, kann eine Hitzebehandlung sinnvoll sein. Dabei werden betroffene Räume mit einem speziellen Gerät mehrere Tage auf 50 bis 60 °C geheizt. Kleinere befallene Gegenstände können kältebehandelt werden, indem sie in Folie gewickelt drei Tage bei -18 °C eingefroren werden.

Literatur

Bettwanzen. Umweltbundesamt 28. Februar 2019, www.umweltbundesamt.de/bettwanzen#aussehen

Bettwanzen ICD-Codes T00.9. Bundesministerium für Gesundheit, gesund.bund.de/bettwanzen#auf-einen-blick

Bailey L. Bedbugs. familydoctor.org/condition/bedbugs/


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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