Langfristige Einnahme von Supplementen

Gesünder durch Calcium und Vitamin D?

13.05.2024, 17:50 Uhr

Nicht immer sind Supplemente gesund. (Foto: udra11 / AdoebStock)

Nicht immer sind Supplemente gesund. (Foto: udra11 / AdoebStock)


Eine mehrjährige Calcium- und Vitamin-D-Supplementation kann die Krebssterblichkeit bei post­menopausalen Frauen verringern – allerdings erhöht sich auch die Sterberate aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen. Dies ergab das Langzeit-Follow-up einer Präven­tionsstudie in den Vereinigten Staaten mit 36.282 Probandinnen.

Das bis zum Jahr 2020 durchgeführte randomisierte Follow-up schloss sich an eine 2005 beendete siebenjährige Interventionsstudie an. In der Interventionsstudie wurden die Auswirkungen einer täglichen Calcium- und Vit­amin-D-Supplementation auf das Risiko für Frakturen sowie Brust- und Darmkrebs bei postmenopausaler Frauen untersucht. Die Einnahme führte zu einer moderaten Zunahme der Hüftknochendichte, jedoch zu keiner Risikoreduktion für Brust- und Darmkrebs. Die Studie war Teil der Women‘s Health Initiative (WHI), einer multizentrischen Landmark-Studie in den Vereinigten Staaten. In dieser wurden Strategien zur Gesundheitsprophylaxe älterer Frauen erforscht und in verschiedenen Verlängerungsstudien fortgesetzt [1, 2].

Outcome: zweischneidiges Schwert

Die Ergebnisse der Intervention wurden nun durch die der Nachbeobachtungszeit aktualisiert und neu beurteilt. Ergänzend kamen die Daten des National Death Index hinzu. Ausgewertet wurden die Daten von 18.176 Frauen der Verumgruppe sowie von 18.106 Probandinnen mit Placebo­einnahme. Die Post-hoc-Analyse ergab, dass die tägliche Einnahme von 400 mg Calcium und 400 IE Vit­amin D über einen Zeitraum von 22,3 Jahren die Krebssterblichkeit um 7% verringerte (1817 Todesfälle in der Verumgruppe versus 1943 Todesfälle in der Placebogruppe; Hazard Ratio [HR] = 0,93; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,87 bis 0,99). Gleichzeitig war die Einnahme jedoch mit einem Anstieg der kardiovaskulären Sterberate um 6% assoziiert (2621 versus 2420 Todesfälle; HR = 1,06; 95%-KI = 1,01 bis 1,12). Signifikante Effekte auf die Gesamtmortalitätsrate sowie die Inzidenz von Frakturen, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden nicht festgestellt.

Sowohl während der Intervention als auch in der Nachbeobachtungszeit war die private Supplementation von Calcium (bis 1000 mg/Tag) und Vit­amin D (bis 600 IE/Tag vor 1999 und bis 1000 IE/Tag danach) kein Ausschlusskriterium. Der prozentuale Anteil an Probandinnen, die neben der Studie supplementierten, war jedoch in der Verum- und Placebogruppe größtenteils gleich.

Serumspiegel präventiv anheben?

In einer Subgruppenanalyse wurden die Probandinnen der Verum- und Placebogruppe nach privater Einnahme oder Nicht-Einnahme von Nahrungs­ergänzungsmitteln (einschließlich Vitamin D und Calcium) vor Studien­beginn unterteilt.

Frauen der Verumgruppe, die vor der Studie keine Nahrungsergänzungsmittel supplementiert hatten, zeigten in der Nachbeobachtung ein um 11% verringertes Risiko, an Krebs zu erkranken, sowie eine um 31 bzw. 19% verringerte Inzidenz für Darm- bzw. Brustkrebs, im Gegensatz zu Frauen mit vorheriger Supplementation. Bei Frauen der Verumgruppe ohne vorherige Supplementation wurde zu Studienbeginn ein 25(OH)-Vitamin-D-Spiegel unter 50 nmol/l festgestellt, der mit der Studiensupplementation über diesen Grenzwert anstieg.

Diese Erkenntnisse deuten laut Autoren darauf hin, dass die Supplementation die Tumorbiologie vorrangig bei einem Nährstoffmangel beeinflusst. Eine Möglichkeit der Krebsprävention könnte daher darin liegen, den Mangel zu beheben bzw. den 25(OH)-Vitamin-D-Serumspiegels über 50 nmol/l ­anzuheben.

Ein Anstieg der kardiovaskulären Sterberate konnte in dieser Subgruppe nicht gezeigt werden. Dieser war nur bei den Frauen feststellbar, die in der Verumgruppe waren und vor Studienbeginn bereits supplementiert hatten.

Weitere Studien notwendig

Angesichts zahlreicher Subgruppenvergleiche sowie der Vernachlässigung unterschiedlicher Lebensweisen raten die Autoren, die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Als ursächlichen Mechanismus für die erhöhte kardiovaskuläre Sterblichkeit vermuten die Wissenschaftler eine verstärkte Verkalkung der Herzkranzgefäße durch Calcium, die sich erst nach einem längeren Einnahmezeitraum manifestiert.

Der zusätzliche Nutzen oder Schaden einer Supplementation von Vitamin D in Kombination mit Calcium im Vergleich zu Vitamin D allein er­fordert daher weitere Studien [1].

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Literatur

[1] Thomson CA et al. Long-term effect of randomization to calcium and vitamin D supplementation on health in older women: Postintervention follow-up of a randomized clinical trial. Ann Intern Med. 2024, doi: 10.7326/M23-2598

[2] Women‘s Health Initiative. A landmark study since 1992. Abgerufen am 26. März 2024, www.whi.org/about-whi


Apothekerin Judith Esch, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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