Eine Million Euro Schaden „durch“ Apotheken

KKH meldet Rekordschaden bei Betrugsfällen

Berlin - 15.05.2024, 13:00 Uhr

Die Kaufmännische Krankenkasse verzeichnet einen Rekordschaden durch Betrugsfälle. (Foto: IMAGO / Rust)

Die Kaufmännische Krankenkasse verzeichnet einen Rekordschaden durch Betrugsfälle. (Foto: IMAGO / Rust)


Durch Betrug in der ambulanten Pflege, aber auch in Apotheken, ist der Kaufmännischen Krankenkasse im Jahr 2023 ein Schaden in Rekordhöhe entstanden. Betrügereien in Apotheken hätten der Kasse einen Schaden von einer Million Euro verursacht. Vor allem sogenannte „Luftrezepte“ seien dafür verantwortlich, aber auch gepanschte Arzneimittel.

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) meldet für das Jahr 2023 die bisher höchste Schadenssumme durch Betrug, Korruption und Urkundenfälschung. Insgesamt sei der Kasse ein Schaden in Höhe von 3,5 Millionen Euro entstanden. Das sei der höchste Wert seit Gründung der Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten vor 23 Jahren. Spitzenreiter bei den aufgedeckten Betrugsfällen sind Pflegedienstleister mit einem Schadensvolumen von 1,9 Millionen Euro. Die Apotheken belegen nach Angabe der KKH den zweiten Platz mit knapp einer Million Euro verursachtem Schaden. Die Krankenkasse konnte insgesamt 1,25 Millionen Euro an Regressforderungen zurück verbuchen. 

Als häufigste Fallgruppe werden in der Pressemitteilung der KKH vom heutigen Mittwoch „Luftleistungen und -Rezepte“ mit insgesamt 203 Verdachtsfällen angegeben. Hier werden sowohl Leistungen in der ambulanten Pflege als auch in Apotheken subsummiert.

Betrugsfälle in Apotheken

Aus der Pressemitteilung geht allerdings nicht hervor, um welche Art von Betrugsfällen in oder durch Apotheken es sich genau handelt. Auf Anfrage der DAZ teilte die zuständige Stelle der KKH mit, dass es sich hierbei in erster Linie um sogenannte „Luftrezepte“ handele, also verbuchte Arzneimittelabgaben, die faktisch nicht bedient wurden. In selteneren Fällen wurden auch Arzneimittel gepanscht, um höhere Profite zu erzielen.

Über den Anteil von Rezeptfälschungen durch Apotheken-Kund*innen konnte die KKH keine Angaben machen. Ob Rezeptfälschungen in der durch Apotheken verursachten Schadenssumme enthalten sind, konnte die zuständige Stelle nicht beantworten. Zumindest tauchen Rezeptfälschungen nicht als gesonderter Posten in der Schadensmeldung auf.

Zum Vergleich: Die AOK Rheinland/Hamburg ermittelte für den Zeitraum 2022 und 2023 einen Gesamtschaden von 4,87 Millionen Euro. Davon machten Betrugsfälle bei Arznei- und Verbandsmitteln mit 3,46 Millionen Euro den größten Anteil aus. Auf Nachfrage der DAZ hatte die Kasse mitgeteilt, dass insbesondere Fälschungen bei Diabetes- und Hepatitis-Mitteln häufig seien und hierdurch ein beachtlicher Schaden entstehe. Die AOK Nordost deckte auf, dass im ersten Quartal 2024 in der Produktgruppe der häufigsten gefälschten Rezepte (Ozempic®, Trulicity®, Mounjaro® und Pegasys®) mindestens jedes zehnte Rezept gefälscht war. Allein bei dem Hepatitismittel Pegasys® betrug die Fälschungsquote laut AOK Nordost 96 Prozent. Hinzu kämen Fälschungen bei Doping- oder Betäubungsmitteln.

Bessere Aufdeckung mit künstlicher Intelligenz

Der niedersächsische Sozialminister Andreas Philippi hofft laut der genannten Pressemitteilung, dass Betrüger*innen zukünftig besser durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) entlarvt werden können: „In Zukunft bieten die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz neue Chancen, große Datenmengen effizient zu überprüfen und den Aufwand der Betrugsbekämpfung in vertretbaren Grenzen zu halten.“ 

Das unterstrich auch die Chefermittlerin vom BKK Daniela Michels: „Wir wirken daher an einem Pilotprojekt der BITMARCK mit und haben eine Vereinbarung mit dem Fraunhofer Institut initiiert, um Abrechnungsanomalien künftig noch besser aufdecken sowie effektiver und effizienter bekämpfen und verhindern zu können“, wird sie zitiert.

Darüber hinaus hat auch die BKK eine Kontaktstelle bei der anonym über mögliche Betrugsfälle informiert werden kann:

www.kkh.de/betrugsverdacht oder per Mail an betrugsverdacht@kkh.de.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Abrechnungsanaomalien

von Capitan am 16.05.2024 um 8:29 Uhr

Da wird von Abrechnungsanomalien gesprochen. die mit Hilfe von KI aufgedeckt werden sollen. Kurze Frage: Was sind Abrechnungsanomalien? Und wer definiert diese, damit die KI trainiert wird? Ansonsten wird es eine KK - künstliche Katastrophe ...

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KKH

von KFM am 15.05.2024 um 13:49 Uhr

Die KKH sollte ihre Behauptung konkretisieren und beweisen. So ist es nur üble Nachrede, womöglich gelogen.

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