E-Rezept-Enthusiasten

Mit neuem Vorstand zu neuen Zielen

Berlin - 16.05.2024, 17:50 Uhr

Der neue Vorstand der E-Rezept-Enthusiasten von links: Bernhard Calmer, Ralf König, Ruth Philipp, Uwe Strehlow, Christian Klose. (Foto: E-Rezept-Enthusiasten)

Der neue Vorstand der E-Rezept-Enthusiasten von links: Bernhard Calmer, Ralf König, Ruth Philipp, Uwe Strehlow, Christian Klose. (Foto: E-Rezept-Enthusiasten)


Beim parlamentarischen Abend der E-Rezept-Enthusiasten wurde ein neu gewählter Vorstand vorgestellt. Der Verein blickte zurück auf seine zweijährige Geschichte und wertete das eigene Engagement als Erfolg. Nun will er sich für die Einführung des E-Rezepts im Hilfsmittel-Bereich stark machen. Der neue Vereinsvorsitzende bringt hierfür die nötige Erfahrung mit.

Der Verein der E-Rezept-Enthusiasten hat einen neuen Vorstand gewählt. Der bisherige 1. Vorsitzende Ralf König übergibt seinen Posten an Uwe Strehlow. Der Magdeburger leitet die Strehlow GmbH, die medizinische Hilfsmittel vertreibt. Ralf König bleibt weiterhin im Vorstand ebenso wie Christian Klose und Bernhard Calmer. Neu hinzu kommt hingegen Ruth Phillip, die als Director Health Service bei der Plattform gesund.de arbeitet – sie wurde zur 2. Vorsitzenden gewählt. Anschließend traf man sich mit Vertretern der Politik zum parlamentarischen Abend.

Zudem feierten die E-Rezept-Enthusiasten ihren zweiten Geburtstag und das 200-millionste eingelöste E-Rezept. Der scheidende Vorsitzende König blickte zurück und würdigte die erzielten Erfolge: „Das E-Rezept ist ein Erfolg, und wir können stolz sein auf das, was Deutschland erreicht hat. Das E-Rezept ist das größte Digitalisierungsprojekt im Gesundheitswesen, das jemals umgesetzt wurde.“ Er habe zwar Verständnis für alle Leistungserbringer, die mit technischen Problemen zu kämpfen hatten. Dennoch: „Wer hätte gedacht, dass es so problemlos läuft?“ Allerdings müssten sich alle Beteiligten aktiv in die Digitalisierung einbringen, es benötige das richtige „Mindset“. Kommunikation sei hier der Schlüssel für Erfolg.

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Nach den einführenden Worten der alten und neuen Vorsitzenden diskutierte ein hochkarätiges Podium über Erfolge und offene Baustellen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Hier sprachen Susanne Ozegowski für das Bundesgesundheitsministerium (BMG), Sybille Steiner von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Anke Rüdinger vom Deutschen Apothekerverband (DAV), Florian Hartge, Interimsgeschäftsführer der Gematik, sowie die Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel (CDU) und Janosch Dahmen (Bündnis 90/Die Grünen).

Ausweitung des E-Rezepts auf Heil- und Hilfsmittel

Die Wahl des neuen 1. Vorsitzenden Strehlow war sicher auch bedingt durch die neue Zielsetzung des Vereins, die Einführung des E-Rezepts im Bereich der Heil- und Hilfsmittel voranzutreiben. Dafür bringt der Leiter eines Sanitätshaus-Unternehmens die nötige Expertise mit: „Ich persönlich stehe für den Ausbau der wohnortnahen Versorgung mit Hilfsmitteln, Heilmitteln und der häuslichen Pflege besonders im ländlichen Raum und für die Zusammenarbeit aller am Versorgungsprozess beteiligten Institutionen und Personen.“ Die Einführung des E-Rezepts im Hilfsmittelbereich sei jedoch ein „dickes Brett“, so Strehlow.

Nächster Schritt: ePA für alle

Positiv blickte das Podium auf die geplante Einführung der „elektronischen Patientenakte (ePA) für alle“. Hier sollte aus begangenen Fehlern bei der E-Rezept-Einführung gelernt werden, vor allem in puncto Kommunikation. Susanne Ozegowski kündigte eine neue Informationskampagne zur ePA für Patient*innen und Leistungserbringer an, die im zweiten Halbjahr dieses Jahres starten soll. Vor allem von der Integration der Medikationsliste in die ePA versprachen sich die Diskutant*innen eine echte Verbesserung. Florian Hartge erläuterte, dass schon jetzt auch Privatrezepte in die Medikationsliste integrierbar seien. Zudem bereite die Gematik Spezifikationen zur Integration von OTC-Mitteln in die Medikationsliste vor.

Cardlink oder Gesundheits-ID?

Die E-Rezept-Enthusiasten äußerten sich positiv über die Einführung des Cardlink-Verfahrens – was nicht allzu verwunderlich ist, immerhin sind auch der niederländische Versender ShopApotheke und die DocMorris-Tochter eHealthTec Mitglieder des Vereins. Die beiden Versender haben bisher die einzigen Zulassungen für diesen Einlöseweg von der Gematik erhalten. Durch das Cardlink-Verfahren werde deren Benachteiligung beim Verkauf von Rx-Arznei aufgehoben, sagte die BMG-Vertreterin Ozegowski. Nun müsste auch für die Vor-Ort-Apotheken ein Zugang geschaffen werden. Florian Hartge zufolge funktioniert die E-Rezept-App der Gematik einwandfrei, es gebe ausschließlich positive Resonanz. Trotz Cardlink sei die App weiterhin der „beste und komfortabelste“ Einlöseweg. Die stellvertretende DAV-Vorsitzende Rüdinger gab zu bedenken, dass es ihrer Meinung nach sinnvoll gewesen wäre, Cardlink in die Gematik-App zu integrieren.

Susanne Ozegowski machte deutlich, dass es sich hierbei um eine „Übergangslösung“ handele, die später mit der verbindlichen Einführung der Gesundheits-ID obsolet werde. Das sieht auch Janosch Dahmen so: Sobald die Gesundheits-ID für alle funktioniere, „ist Card-Linkt tot“. Ozegowski unterstrich, dass Cardlink die Gesundheits-ID nicht „kannibalisieren“ dürfe. Auch Hartge teilt diese Ansicht.

Technische Probleme

Sybille Steiner von der KBV und Anke Rüdinger vom DAV äußerten sich erwartungsgemäß deutlich kritischer zur verbindlichen E-Rezept-Einführung. Patient*innen seien nicht richtig informiert gewesen, Hunderte von Arbeitsstunden seien durch die Störungen in der Telematikinfrastruktur für die Praxis- und Apothekenteams verloren gegangen. Rüdinger outete sich als „Befürworterin“ des E-Rezepts – zu einer „Enthusiastin“ sei sie jedoch noch nicht geworden.

Abschließend bekamen alle Podiumsteilnehmer*innen Kuschelkissen mit dem Aufdruck „200.000.000 E-Rezepte“ geschenkt. Anscheinend wollen die E-Rezept-Enthusiasten schlaflosen Nächten wegen der Digitalisierung vorbeugen. Florian Hartge bekam stellvertretend für die Gematik ein extra großes Kissen.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

E-Rezept-Enthusiasten

von Martin Straulino am 16.05.2024 um 18:55 Uhr

Zum "E-Rezept-Enthusiasten" werde ich ganz sicher nicht mehr. Zur Begründung:
Die Hauptkundengruppe - die älteren Patienten - wurde leider überhaupt nicht berücksichtigt. Hier hat die "Vor-Ort-Apotheke" viel unbezahlte Erklärungsarbeit leisten müssen, um die sich die Krankenkassen und Politik gedrückt haben. Richtig wäre gewesen: für die Einführungszeit bekommt jeder Patient den Kontrollausdruck angeboten und die Praxis diesen Mehraufwand bezahlt.
Die zahlreichen Ausfälle haben vielfach medizinische Notfälle generiert und zusätzlich unbezahlte Arbeitsstunden bei den Vor-Ort-Apotheken.
Bezüglich Cardlink wurden wir von der Gematik an die Versandapotheken "verraten und verkauft".
Was war von KL auch anderes zu erwarten?
Aber das sich (ehemalige) Kollegen hier als "E-Rezept-Enthusiasten" fühlen, kann ich keineswegs nachvollziehen - ich kann allenfalls "interessante Nebeneinkommen" vermuten.

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