Nicht-alkoholische Steatohepatitis

Fünf Fragen und Antworten zur Fettleber-Erkrankung

Stuttgart - 23.05.2024, 15:30 Uhr

Wer viel Bauchfett hat, hat wahrscheinlich auch eine verfettete Leber. (Foto: JPC-PROD / AdobeStock)

Wer viel Bauchfett hat, hat wahrscheinlich auch eine verfettete Leber. (Foto: JPC-PROD / AdobeStock)


Das zentrale Organ der metabolischen Homöostase ist zwar regenerierungsfähig, aber irgendwann ist Schluss mit lustig: Bei der nicht-alkoholischen Steatohepatitis lagern sich Triglyceride in der Leber an, was schlimmstenfalls nach Jahren oder Jahrzehnten in Leberkrebs münden kann. Was Apothekerinnen und Apotheker über das Krankheitsbild wissen sollten.

Die Aufgaben der Leber sind vielfältig: Sie reguliert den Energiestoffwechsel, synthetisiert eine Vielzahl von Proteinen, bildet und sekretiert die Gallensäfte und entgiftet endogene und exogene Toxine, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das regenerative Potenzial der Leber ist zwar hoch, wird dem Körper aber über einen längeren Zeitraum zu viel Energie zugeführt, kann es zur nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) und in deren Folge zur nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) kommen. 

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Wie entsteht eine nicht-alkoholische Fettleber?

Bei der Fettleberhepatitis ist die Fettsäureoxidation der Hepatozyten vermindert und die Lipogenese erhöht, was zur Triglyceridakkumulation führt. Anders ausgedrückt: Überschüssig zugeführte Energie aus der Nahrung wird als Fett im Körper gespeichert – unter anderem im Fettgewebe und in der Leber. Insbesondere eine hohe Kohlenhydratzufuhr wirkt sich hierbei negativ aus. Von einer Fettleber spricht man, wenn mehr als 50 % der Hepatozyten von einer Leberzellverfettung betroffen sind oder der Gewichtsanteil des Fetts in der Leber mehr als 10 % des Gesamtgewichts beträgt. Schütten aufgrund von Lipidakkumulation Hepatozyten Entzündungsmediatoren aus, liegt eine Steatohepatitis, eine Fettleberentzündung, vor. 

Die nicht-alkoholische Steatohepatits gilt als hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms und geht daher häufig mit Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten, (Prä)Diabetes Typ 2 und Insulinresistenz einher, befindet die S2k-Leitline zur nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vom April 2022

Bei normokalorischer Ernährung ist Fructose nicht schlecht für die Leber

Im Rahmen einer normokalorischen Ernährung erhöht Fructose nicht die Ausbildung oder Progression einer NAFLD. In der Leitlinie heißt es dazu: „Die in den letzten Dekaden rasant steigende Adipositasprävalenz wurde mit dem steigenden Konsum von Fructose und fructosehaltigem Maissirup in prozessierten Lebensmitteln und Getränken in Verbindung gebracht. Metaanalysen zeigten jedoch nicht, dass Fructosekonsum im Rahmen einer normokalorischen Ernährung die Ausbildung oder den Progress einer NAFLD begünstigt. In einer doppelblinden Studie bei Übergewichtigen war die übermäßige Kalorienzufuhr, nicht aber Fructose gegenüber isokalorischen Mengen von Glucose, mit einer Erhöhung von hepatischem Fettgehalt und Transaminasen assoziiert.“

Die nicht-alkoholische Fettleber kann aber auch unabhängig vom metabolischen Syndrom auftreten. Bei genetischer Veranlagung führt bereits leichtes Übergewicht oder Normalgewicht möglicherweise zu einer Fettleber. Rund 20 % der von einer Fettleber Betroffenen sind normalgewichtig. Höheres Alter, männliches Geschlecht sowie eine hispanische Abstammung sind mit dem Vorliegen einer NAFLD assoziiert, befindet die Leitlinie mit starkem Konsens.

Was sind Symptome und mögliche Folgeerkrankungen?

Die Fettlebererkrankung verläuft oft zunächst symptomlos; erst im fortgeschrittenen Stadium mit Leberentzündung und/oder Fibrose kommt es zu Druck-Völlegefühl im rechten Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen und manchmal Fieber.

Aus einer verfetteten Leber kann eine Steatohepatitis, dann eine Leberfibrose und schließlich eine unumkehrbare Leberzirrhose entstehen. Als Spätfolgen einer unbehandelten Fettleber gelten das hepatozelluläre Karzinom oder ein intrahepatisches Cholangiokarzinom. Jede:r Zweite mit einer Fettleber entwickelt eine Steatohepatitis. Ungefähr 10 % der Patienten mit entzündlichen Reaktionen der Leber entwickeln eine Zirrhose.

Die NAFLD ist mit einer erhöhten Mortalität verbunden: Diese ist bedingt durch kardiovaskuläre Erkrankungen, Tumorerkrankungen und die Lebererkrankung an sich. Entscheidend für die Prognose sei das Fibrosestadium, so das Expertengremium der Leitlinie.

Wie häufig sind Fettleber und Steatohepatitis?

Die jährliche Inzidenz der NAFLD in der Allgemeinbevölkerung wird je nach Region und Alter auf 28 bis 51 Fälle pro 1.000 Personen-Jahre geschätzt; die Prävalenz in Deutschland liegt bei 23 %, wie es in der Leitlinie heißt. Die globale Prävalenz der NASH wird auf 3 bis 5 % geschätzt. In Deutschland liegt sie bei ca. 4 %.

Welche Lebensstilinterventionen sollten Fettleber-Patienten vornehmen, um ihre Leber zu entlasten?

Übergewichtige Fettleber-Patienten und -Patientinnen sollten laut Leitlinie ihr Gewicht mindestens um 5 % reduzieren. Dies verbessere Steatose, Inflammation bzw. Transaminasen.

Liegt bereits eine Fibrose vor, sollte bei übergewichtigen/adipösen Patienten und Patientinnen eine Gewichtsreduktion von mindestens 10 % angestrebt werden. Dabei sollten die Empfehlungen der Adipositas-Leitlinie berücksichtigt werden. Diese ist im April 2019 abgelaufen und wird derzeit überarbeitet. 

Eine mediterrane Ernährungsweise, mit viel Gemüse, Vollkornprodukten, Obst, Nüssen, Öl und Samen, kann möglicherweise Steatose und Insulinsensitivität verbessern bei Normalgewichtigen und Übergewichtigen.

Patienten mit Fettleber sollten wöchentlich drei Stunden aerobes Training von moderater bis mittlerer Intensität praktizieren. Das heißt, der Sport sollte zu einer höher frequenten Atmung führen, aber nicht an das abrufbare Leistungsmaximum heranreichen, zum Beispiel walken, leichtes joggen, Rad fahren oder schwimmen, sowie Kraftübungen. Normalgewichtige NALFD-Patienten und -Patientinnen sollten wöchentlich 150 bis 300 Minuten mit moderater Intensität trainieren und Muskelaufbau anstreben.

Patienten, bei denen es bereits zur Zirrhose gekommen ist, sollten Alkohol und Nikotin weglassen. Bei NALFD sollte der Alkoholkonsum, wenn Alkohol konsumiert wird, reduziert werden. Da Kaffeetrinken leberprotektive Effekte gezeigt hat, kann Fettleber-Patienten das Heißgetränk empfohlen werden.

Was kann man Fettleber-Patienten sonst noch empfehlen?

Bittere und scharfe Lebensmittel zügeln den Appetit und können Fettleber-Patienten beim Abnehmen helfen. Zu diesen Lebensmitteln zählen unter anderem Wermutkraut, Artischocken, Ingwerwurzel oder Pfeffer und Chilischoten. Eiweiße aus beispielsweise Nüssen, Hülsenfrüchten, Geflügel, Fisch und Eiern sättigen und reduzieren die Aufnahme von Fett und Kohlenhydraten. Wenn Kohlenhydrate verzehrt werden, am besten Vollkornprodukte mit komplexen Kohlenhydraten wie Haferflocken oder Pseudogetreide, zum Beispiel Amaranth oder Quinoa. Stärkearme Gemüsesorten und zuckerarme Obstsorten sollten bevorzugt werden, dazu gehören: Chicoree, Gurke, Fenchel, Aubergine sowie Apfel, Aprikose, Sauerkirschen, Pflaumen oder Heidelbeeren. Ballaststoffreiche Nahrungsmittel (Chicoree, Pastinaken, Artischocken, Möhren, Hülsenfrüchte) führen ebenfalls dazu, dass man schneller satt ist.

Außerdem kann Fettleber-Patienten empfohlen werden, zwischen den Mahlzeiten essensfreie Pausen einzuhalten. Täglich drei Mahlzeiten mit mindestens fünf Stunden dazwischen geben der Leber Zeit, zu verstoffwechseln, ohne überladen zu werden. Auch Intervallfasten (16 Stunden am Tag fasten oder an zwei Tagen die Woche weniger als 800 kcal) kann ausprobiert werden.

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Literatur

Leitlinie: Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungsund Stoffwechselkrankheiten (DGVS), register.awmf.org/de/leitlinien/detail/021-025

Biesalsk HC, Bischoff SC. Ernährungsmedizin. Thieme Verlag, 4. Auflage 2010, S. 665 ff


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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