Exkurs: Was macht das Anti-Müller-Hormon?
Das zu den Glykoproteinen gehörende Proteohormon AMH hat in der Embryonalentwicklung eine entscheidende Bedeutung für die Geschlechtsdifferenzierung. Bei der erwachsenen Frau stellt es einen Marker für die Eizellenreserve und die Fertilität dar.
Im männlichen Embryo leitet AMH durch Rückbildung der Müller-Gänge die Entwicklung der Hoden ein; der weibliche Embryo bildet kein AMH, in der Folge entstehen aus den Müller-Gängen die inneren weiblichen Geschlechtsorgane.
Mit Beginn der weiblichen Pubertät wird AMH in den Eierstöcken gebildet. Seine Aufgabe besteht darin, der jeweils größten und am besten entwickelten Eizelle zum „Sprung“ in den Eileiter zu verhelfen. Insgesamt liegen beim Erreichen der Pubertät etwa 500.000 Follikel oder unreife Eizellen vor, von denen im Laufe der fruchtbaren Jahre 400 bis 500 zum Eisprung gelangen. Jeden Monat reifen aus Follikeln 15 bis 20 reife Eizellen heran. Zwischen der Anzahl reifungsfähiger Eizellen und dem AMH-Spiegel besteht eine direkte Korrelation. In der fertilen Lebensphase der Frau liegen die AMH-Serumspiegel bei 1 bis 10 ng/ml, ab dem 30. Lebensjahr sinken sie; daher kann das Anti-Müller-Hormon zur Fertilitätsdiagnostik verwendet werden (< 1 ng/ml = eingeschränkte Ovarialreserve) [6].
Wegen der zahlreichen Follikel sind bei PCOS die AMH-Spiegel im Blut jedoch erhöht. „Das Problem ist aber, dass wir keine validen AMH-Normalwerte haben“, erklärt die Endokrinologin Dr. Jaursch-Hanke. „Seine Konzentration ist nicht nur altersabhängig, sondern wird von vielen Faktoren beeinflusst, u. a. vom Körpergewicht, vom Menstruationszyklus und von der Einnahme der Pille.“ Daher soll AMH bei Erwachsenen nicht als alleiniges Diagnosekriterium verwendet werden und in der Adoleszenz überhaupt nicht [2, 4].
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