Welche Antihistaminika gibt es?

Allergien bei Kindern und Kleinkindern

Stuttgart - 29.05.2024, 13:45 Uhr

Bilastin gibt es als Schmelztabletten neu für Kinder – doch die Apotheke bietet auch noch andere Antihistaminika im Selbstmedikationsbereich, die sogar für Kleinkinder geeignet sind. (Packshot: Nattermann / jh DAZ)

Bilastin gibt es als Schmelztabletten neu für Kinder – doch die Apotheke bietet auch noch andere Antihistaminika im Selbstmedikationsbereich, die sogar für Kleinkinder geeignet sind. (Packshot: Nattermann / jh DAZ)


Seit kurzem gibt es eine neue Option im Selbstmedikationsbereich bei Heuschnupfen für Kinder: Das Antihistaminikum Bilastin wird nun in Form von Schmelztabletten für Kinder zwischen sechs und elf Jahren angeboten. Doch gibt es auch Antihistaminika für noch jüngere Kinder im OTC-Bereich?

Seit 2023 gibt es den H₁-Rezeptor-Antagonisten Bilastin auch ohne Rezept. Aus der Verschreibungspflicht entlassen worden war zunächst allerdings nur die 20-mg-Dosierung unter der Bedingung, dass auf Behältnissen und äußeren Umhüllungen eine Beschränkung der Anwendung auf Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren angegeben ist. Kurz darauf wurde jedoch entschieden, dass auch Bilastin für Kinder in der 10-mg-Dosierung in den OTC-Bereich wechseln darf.

Seit dem 15. Mai sind nun auch die „Allegra Allergietabletten Kinder 10 mg“ als Schmelztabletten in der Lauer-Taxe gelistet. In einer begleitenden Pressemitteilung zur Markteinführung heißt es, dass die 10-mg-Dosierung ab einem Körpergewicht von 20 kg indiziert ist – zur symptomatischen Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis und Urtikaria in der Selbstmedikation. Damit seien die Tabletten für Kinder zwischen sechs und elf Jahren geeignet. Die Schmelztabletten werden mit Erdbeergeschmack angeboten.

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Aufgrund geringer klinischer Erfahrungen darf Bilastin bei Kindern unter sechs Jahren nicht angewendet werden. Einer italienischen Übersichtsarbeit von 2023 kann aber entnommen werden, welche Antihistaminika auch bei jüngeren Kindern mit allergischer Rhinitis zum Einsatz kommen können.

Unter zwei Jahren sind Ärzt:innen hinzuziehen

So wird Cetirizin in der passenden Dosierung bereits ab zwei Jahren empfohlen; seine Wirkung soll in rund 40 Minuten einsetzen. Allerdings wird dem Wirkstoff ein minimal sedierender Effekt nachgesagt und es sollen Wechselwirkungen mit der Nahrung möglich sein. 
Auch Loratadin kann bereits ab zwei Jahren angewendet werden. Es kann ebenfalls mit der Nahrung wechselwirken und soll innerhalb einer Stunde wirken. Da in der Lauer-Taxe nur Tabletten gelistet sind, muss auf deren Teilbarkeit geachtet werden. 

Desloratadin und Levocetirizin sollen nicht mit der Nahrung wechselwirken und werden bereits ab sechs Monaten empfohlen. Beispielsweise die Lösung mit dem Handelsnamen „Loranopro“ (Desloratadin) ist in Deutschland allerdings erst ab zwei Jahren zugelassen. Bei Kindern unter zwei Jahren sei es besonders schwierig, eine allergische Rhinitis von anderen Formen der Rhinitis zu unterscheiden, heißt es in der ABDA-Datenbank. 
Zu den rezeptpflichtigen Xusal-Tropfen (Levocetirizin) heißt es in der Lauer-Taxe, dass für Kinder zwischen sechs Monaten und zwölf Jahren zwar einige klinische Daten vorliegen, die Ergebnisse jedoch nicht ausreichend seien, um die Anwendung von Levocetirizin bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren zu belegen.

Intranasale Antihistaminika ab einem Jahr

In einer Übersichtsarbeit des „European Forum for Research and Education in Allergy and Airways Diseases“ (EUFOREA) von 2021 wird beispielsweise auch das rezeptpflichtige Rupatadin empfohlen (Urtimed 1 mg/ml Lösung zum Einnehmen ab 2 Jahren). Bilastin soll laut dieser Arbeit, (gemeinsam mit Fexofenadin) am wenigsten die Blut-Hirn-Schranke überqueren.

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Außerdem erklärt das EUFOREA, dass es sinnlos sei, wenn ein orales Antihistaminikum nasale Symptome nicht unter Kontrolle bringe, ein anderes auszuprobieren. Vielmehr sollte dann auf intranasale Antihistaminika oder Glucocorticoide umgestellt werden. Intranasale Antihistaminika wirkten schneller und effektiver als orale. Beispielsweise Levocabastin ist im OTC-Bereich bereits ab einem Jahr ohne Rezept verfügbar – sowohl als Nasenspray als auch als Augentropfen.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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