Pharma-Pleite

Traditionsunternehmen Krewel Meuselbach geht in Insolvenz

Berlin - 29.05.2024, 17:15 Uhr

Der Firmensitz der Krewel Meuselbach GmbH in Eitorf. (Screenshot: www.krewelmeuselbach.de)

Der Firmensitz der Krewel Meuselbach GmbH in Eitorf. (Screenshot: www.krewelmeuselbach.de)


Wegen stark gestiegener Energiekosten und den Auswirkungen des Ukraine-Krieges ist das Pharmaunternehmen Krewel Meuselbach in wirtschaftliche Schieflage geraten. Seit diesem Montag steht der Traditionsbetrieb unter Insolvenzverwaltung.

Der Pharmaproduzent Krewel Meuselbach muss Insolvenz anmelden. Am Montag bestätigte das Amtsgericht Bonn die Einleitung eines Eigentumsverwaltungsverfahrens, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet. Das habe jedoch keine Auswirkung auf die laufende Produktion und Lieferungen des mittelständischen Unternehmens aus Eitorf, teilte dessen Geschäftsführer Torsten Förster mit. Diese würden „vollumfänglich“ fortgesetzt, ebenso seien Löhne und Gehälter der Angestellten vorerst gesichert. Mit den Mitarbeiter*innen stehe man im engen Austausch über die Entwicklung. „Die Entscheidung zu einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagte Geschäftsführer Förster.

Ursachen der Unternehmenskrise

Als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage gibt das Unternehmen stark gestiegene Energiekosten, sowie Nachwirkungen der Corona-Pandemie an. Allerdings dürfte auch der Einmarsch Russlands in die Ukraine und der anhaltende Krieg eine entscheidende Rolle gespielt haben. Das Unternehmen ist an über 50 internationalen Standorten präsent – ein Schwerpunkt liegt in Osteuropa und Russland.

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Bereits unmittelbar nach dem russischen Angriff im Februar 2022 äußerte sich der damalige Geschäftsführer Thomas Quadt gegenüber der Kölner Rundschau zu den Auswirkungen für das Unternehmen. Dieses sei damals „stark exportlastig Richtung Russland“ gewesen. Mitarbeiter*innen in Russland seien schon zum Kriegsbeginn durch die dortigen Behörden an ihrer Arbeit gehindert worden, so Quandt. An der ukrainischen Produktionsstätte in Lwiw kam nach Aussage von Quadt schon zum Beginn der Invasion die Produktion zum völligen Erliegen.

Unternehmen mit langer Tradition

Das Unternehmen blickt auf eine fast 300-jährige Geschichte zurück. Der Ursprung liegt einerseits in Köln, hier gründete August Krewel im Jahr 1893 die Apotheke „Krewel & Co“. Im Jahr 1922 begann das Unternehmen mit der Herstellung des Arzneimittels Analgit®, das maßgeblich zum Aufschwung des Unternehmens beitrug und den Umstieg in die industrielle Produktion ermöglichte.

1996 schloss sich Krewel mit dem Pharmaproduzenten Meuselbach aus Thüringen zusammen. Das Unternehmen wurde erstmals 1745 urkundlich erwähnt. Im Jahr 1926 produzierte Meuselbach-Pharma bereits 288 Artikel, die in andere europäische Länder und nach Nordamerika exportiert wurden. 2019 verkaufte Krewel-Meuselbach sein deutsches OTC-Sortiment an Hermes Arzneimittel. Noch im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit einer millionenschweren Investition seine Standorte in Eitorf und Ilmenau ausgebaut.

Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine beendeten die Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Ob die Unternehmenssanierung gelingt, bleibt abzuwarten. Ab der kommenden Woche übernimmt die Kanzlei Lieser in Koblenz die Insolvenzverwaltung für Krewel-Meuselbach.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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