BfR zur Methylquecksilber-Belastung

Bei manchen Fischen sollten Schwangere aufpassen

Stuttgart - 03.06.2024, 10:45 Uhr

Raubfische, wie Thunfische und Schwertfische, enthalten Methylquecksilber, das Ungeborene und Neugeborene schädigen kann. (Foto: HandmadePictures / AdobeStock)

Raubfische, wie Thunfische und Schwertfische, enthalten Methylquecksilber, das Ungeborene und Neugeborene schädigen kann. (Foto: HandmadePictures / AdobeStock)


In Fischen, Muscheln, Krabben oder Tintenfischen kann sich Methylquecksilber anreichern. Der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit festgelegte Richtwert wird bei den meisten Menschen durch den Verzehr von Meerestieren nicht überschritten. Schwangere und Stillende sollten bei Fischen mit besonders hohen Gehalten aber vorsichtig sein, da die Quecksilberverbindung die neurologische Entwicklung des Kindes beeinflussen kann.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, ein- bis zweimal pro Woche Fisch zu essen, da dieser Nährstoffe wie beispielsweise essenzielle Fettsäuren enthält. In Fischen und Meerestieren kann sich die organische Form des Quecksilbers, Methylquecksilber, anreichern. Besonders betroffen sind alt werdende Raubfische, wie Thunfische, Haie und Schwertfische. Für diese Fische gilt ein Höchstgehalt von 1,0 mg Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) informiert. Für andere Fischarten, die keine erhöhten Methylquecksilber-Gehalte aufweisen, ist der Grenzwert 0,5 mg pro kg. Die Einhaltung der Grenzwerte wird durch die Lebensmittelüberwachungsbehörde kontrolliert. Eine gesundheitliche Gefährdung sei bei üblichen Verzehrgewohnheiten nicht zu erwarten, so das BfR.

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Methylquecksilber kann jedoch die Plazenta und die Blut-Hirn-Schranke passieren und bei Ungeborenen und Säuglingen zu neuronalen Entwicklungsschäden führen. Schwangere, Stillende, Ungeborene und Neugeborene gelten daher als Risikogruppe, wenn regelmäßig bestimmte Fische oder größere Mengen bestimmter Fische verzehrt werden. Dazu gehören auch Thunfische. In einer Analyse des BfR von Thunfischen und daraus gefertigten Erzeugnissen mit Daten aus der Lebensmittelüberwachung von 2000 bis 2008 kam heraus, dass Thunfisch-Konserven erhöhte Quecksilber-Werte aufweisen können. „[...] Auch Thunfisch in eigenem Saft-Konserven [können] in Einzelfällen Quecksilbergehalte aufweisen, die nahe an den Höchstgehalten von 1 mg je kg liegen. Deswegen hält das BfR die Empfehlung, dass Schwangere und Stillende vorsorglich den Verzehr von Thunfisch einschränken, weiterhin aufrecht.“ Die Analyse ist Teil der Studie „Mahlzeiten für die Expositionsschätzung und Analytik von Lebensmitteln“ (MEAL) des BfR, in der auch noch andere Meerestiere und Fische auf ihren Methylquecksilber-Gehalt untersucht wurden.

Was ergaben die Messungen des Methylquecksilber-Gehaltes für verschiedene Fische und Fischerzeugnisse?

Im Rahmen der BfR-MEAL-Studie wurden die höchsten Gehalte an Methylquecksilber in Thunfisch, Dornhai und Rotbarsch gemessen. Seelachs wies zwar einen geringen Gehalt auf, da dieser Fisch aber relativ viel verzehrt wird, trägt er am meisten zur Quecksilber-Belastung bei, so das BfR. In Fischstäbchen und vielen anderen Fisch-Fertiggerichten aus der Tiefkühltruhe wird Seelachs verarbeitet. Die Auswertung ergab, dass die durchschnittlich aufgenommene Menge in allen Altersgruppen unterhalb der tolerierbaren Menge liegt, konkludiert das BfR im Abschlussbericht der Studie.

Beispielrechnung für Schwangere Thunfisch-Esserinnen

1,6 µg pro kg Körpergewicht Methylquecksilber sind laut den Berechnungen des BfR und des internationalen Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (JECFA) die vorläufig zulässige wöchentliche Aufnahmemenge (Provisional Tolerable Weekly Intake [PTWI]). Die Europäische Lebensmittelüberwachungsbehörde EFSA gibt 1,3 µg Methylquecksilber pro kg Körpergewicht und Woche als Höchstgrenze an. Bereits wenn 80 g Thunfischkonserve mit angenommenen 1 mg/kg Methylquecksilber verzehrt werden, wird der PTWI bei einer 60 kg wiegenden Frau zu 80 % ausgeschöpft. Dies schätzt das BfR für Schwangere als bedenklich ein.


„Im Interesse des vorsorglichen Schutzes der ungeborenen Kinder sollten dem kleinen Kreis der möglicherweise betroffenen Frauen in dem Lebensabschnitt der Schwangerschaft und Stillzeit, selbst wenn nicht alle erwähnten Thunfischspezies und Erzeugnisse betroffen sind, auch weiterhin eine praktische Entscheidungshilfe an die Hand gegeben werden, in der die Fische aufgeführt werden, die bis zu 1 mg Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht enthalten dürfen.“

Das BfR im Abschlussbericht der MEAL-Studie



Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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1 Kommentar

bIzaFcPxenUuR

von PRVudGtIEsBla am 19.06.2024 um 21:29 Uhr

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