Ranitidin

USA: Pharmakonzerne müssen sich Zantac-Klagen stellen

03.06.2024, 12:15 Uhr

Das ursprünglich von GSK entwickelte und erstmals in den 1980er-Jahren auf den Markt gebrachte Präparat Zantac wechselte mehrfach den Zulassungsinhaber. (Foto: Lee / AdobeStock)

Das ursprünglich von GSK entwickelte und erstmals in den 1980er-Jahren auf den Markt gebrachte Präparat Zantac wechselte mehrfach den Zulassungsinhaber. (Foto: Lee / AdobeStock)


Es ist eine Folge der Nitrosaminkrise: Mehrere große Pharmakonzerne müssen sich wegen möglicher Krebsrisiken des Arzneimittels Ranitidin in den USA vor Gericht verantworten. Etwa 75.000 Verbraucher haben dort Klage gegen die Unternehmen erhoben, die das Arzneimittel gegen Sodbrennen einst hergestellt hatten. 

Pfizer aus den USA, GSK aus Großbritannien, Sanofi aus Frankreich und der nicht börsennotierte Pharmakonzern Boehringer Ingelheim aus Deutschland müssen sich wegen möglicher Krebsrisiken des Arzneimittels Ranitidin in den USA vor Gericht verantworten. Vor allem für die Aktien von GSK ging es nach den Neuigkeiten am Montag deutlich abwärts. 

Das ursprünglich von GSK entwickelte und erstmals in den 1980er-Jahren auf den Markt gebrachte Präparat Zantac, von dem es später verschreibungspflichtige und rezeptfreie Varianten gab, wechselte mehrfach den Zulassungsinhaber. Daher sind mehrere Konzerne von den Klagen betroffen.

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An der Börse in London verloren die GSK-Papiere am Vormittag mehr als neun Prozent. Die Aktien von Sanofi büßten in Paris zuletzt lediglich gut ein Prozent ein. Branchenexperte James Gordon von der US-Bank JPMorgan hält es nach der Gerichtsentscheidung für möglich, dass die Klagen vor allem GSK deutlich teurer zu stehen kommen könnten als bisher gedacht. 

Von den 75.000 Klagen entfielen 72.000 auf GSK, schrieb der Analyst am Morgen. Er selbst und andere Experten hätten das Risiko für den britischen Arzneihersteller bisher auf zwei bis drei Milliarden Dollar beziffert. Jetzt dürfte das Risiko nach Gordons Einschätzung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit bei fünf Milliarden Dollar liegen.

Krebsnachweise im Jahr 2022 als unzuverlässig zurückgewiesen

Die Richterin des Berufungsgerichts im Bundesstaat Delaware hatte am Freitag nach US-Börsenschluss entschieden, dass sich die Kläger im Streit mit den Pharmakonzernen auf ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse berufen dürfen. Sie will, dass die wissenschaftlichen Argumente beider Seiten vor Gericht besprochen und von einer Jury verhandelt werden.

Die Entscheidung gilt als schwerer Schlag für die früheren Hersteller von Zantac. Diese wollten die Richterin Vivian Medinilla überzeugen, dass sie dem Beispiel eines Bundesrichters aus Florida folgt. Dieser hatte die Krebsnachweise im Jahr 2022 als unzuverlässig zurückgewiesen. Richter in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Illinois hatten hingegen einen Großteil derselben Beweise anerkannt.

GSK und Pfizer wollen sich gegen die Entscheidung des Gerichts in Delaware rechtlich wehren, wie sie am Samstag erklärten. Sanofi sieht sich mit etwa 25.000 Klagen in Delaware konfrontiert, hält sie nach eigenen Angaben aber nicht für prozesswürdig. Von Boehringer Ingelheim war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.


dpa


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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