Kisspeptin, Trigger der Pubertät
Biochemisch gesehen beginnt die zentrale, also im zentralen Nervensystem ausgelöste Pubertät mit der Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden(HHG)- Achse (s. Abb). Als primärer Trigger der komplexen hormonellen Interaktion gilt das im Hypothalamus gebildete Peptidhormon Kisspeptin, dessen Name nicht auf das englische Wort für Küssen zurückgeht, sondern auf das codierende KiSS1-Gen.
Der Hypothalamus bildet neben anderen Liberinen das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH, Gonadoliberin), welches er an die Hypophyse (Glandula pituitaria, Hirnanhangdrüse) entsendet. Der Hypophysenvorderlappen bildet daraufhin die Gonadotropine FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon). Diese stimulieren die Gonaden zur Bildung der Sexualsteroide: Testosteron in den Hoden beziehungsweise Estrogen in den Eierstöcken.
Steigende Estrogen-Spiegel regen bei Mädchen das Brustdrüsenwachstum an, was körperlich den Beginn der zentralen Pubertät widerspiegelt. Bei Jungen vergrößern sich entsprechend die Hoden. Bei beiden Geschlechtern beschleunigen sich das Längenwachstum und die Skelettreifung.
In der Regel zeitgleich mit der GnRH-gesteuerten Entwicklung der primären Geschlechtsmerkmale, aber physiologisch durch andere Hypothalamus-Hormone gesteuert, bilden die Nebennierenrinden erste Androgene (Adrenarche). Sie induzieren das Wachstum von Schamhaaren, Achselhaaren und die geruchsstarke Schweißbildung. Die Adrenarche unterliegt nicht dem GnRH-Regelkreis: Erst das Brust- beziehungsweise Hodenwachstum zeigt eine Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse und damit das Einsetzen der zentralen Pubertät an.
Im Falle einer zentralen vorzeitigen Pubertät (central precocious puberty, CPP) ist die Entwicklung hinsichtlich Merkmalen, Abfolge und Geschwindigkeit unverändert, nur eben verfrüht. Die zentrale oder GnRH-abhängige Pubertas praecox, auch Pubertas praecox vera genannt, ist zu unterscheiden von der selteneren Pseudo-Pubertas praecox, einer vorzeitigen Pubertätsentwicklung ohne Aktivierung der GnRH-Neurone, etwa durch Androgene der Nebennierenrinde (Adrenarche) [2, 5].
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