Faktoren, welche die Inzidenz beeinflussen
In Subgruppenanalysen wurde untersucht, ob bestimmte Faktoren Auswirkungen auf die ADS-Inzidenz haben. So konnten Unterschiede zwischen den einzelnen Therapeutika ermittelt werden. Die Ergebnisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden, da hier keine echten Vergleichsstudien und teilweise nur Daten aus zwei Studien herangezogen wurden. Bei Imipramin, Desvenlafaxin/Venlafaxin und Escitalopram war die Inzidenz von Absetzsymptomen am höchsten (Ereignisraten 0,44 vs. 0,4 vs. 0,39). Fluoxetin und Sertralin wiesen die niedrigsten Raten auf, mit Ereignisraten von 0,15 und 0,18. Einen höheren Schweregrad der Symptome zeigten Imipramin, Paroxetin und Desvenlafaxin/Venlafaxin. Bedauerlicherweise lagen zu den häufig eingesetzten Wirkstoffen Mirtazapin, Bupropion und Amitriptylin keine zu analysierenden Studien vor. Inzidenzunterschiede ergaben sich auch, wenn strukturierte Instrumente zur Erfassung von Absetzsymptomen verwendet wurden. Fragten Behandler aktiv nach konkreten Absetzbeschwerden, zum Beispiel mithilfe der 40 Symptome umfassenden DESS-Checkliste (Discontinuation Emergent Signs and Symptoms Scale), wurden diese wesentlich häufiger von den Patienten angegeben (Ereignisrate 0,3), als wenn Symptome nicht strukturiert abgefragt wurden (Ereignisrate 0,13). Ferner scheint interessant, dass sich die Ereignisraten von Absetzsymptomen in Studien, die ein Ausschleichen der Medikation praktizierten (n = 20), im Vergleich zu Studien mit abruptem Absetzen (n = 28) kaum unterschieden (0,3 vs. 0,29). Hier muss jedoch einschränkend erwähnt werden, dass die in einigen Studien angewandten Reduktionsschritte über einen sehr kurzen Zeitraum erfolgten, wodurch sich eventuell die vergleichbaren Ereignisraten zum abrupten Absetzen erklären lassen. Schlussfolgerungen, dass zukünftig auf Ausschleichstrategien verzichtet werden kann, sind anhand dieser Daten nicht zulässig.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.