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Schwere Komplikationen
Notärzte in Großbritannien warnen vor Missbrauch von GLP-1-Rezeptor-Agonisten
In Großbritannien müssen immer mehr Patient*innen in der Notaufnahme behandelt werden, weil sie Arzneimittel zur Gewichtsreduktion missbräuchlich angewendet haben. Darüber berichten Notfallmediziner*innen und fordern klarere Regulierungen. Vor allem über Online-Portale sei es möglich, unter Vortäuschung falscher Fakten an Rezepte zu gelangen.
Notfallmediziner in Großbritannien schlagen Alarm. Im ganzen Land nehmen die Fälle von zum Teil schweren Komplikationen nach der Anwendung von Arzneimitteln zur Gewichtsreduktion zu. Die britische Gesellschaft für Akutmedizin (SAM) erklärte am vergangenen Donnerstag, man sei „sehr besorgt über die steigende Zahl von Patienten, bei denen es zu Komplikationen durch neue Medikamente zur Gewichtsreduktion kommt, die sie online gekauft haben.“ Darüber berichtet das Fachportal chemistanddruggist.co.uk.
SAM-Präsidentin Vicky Price zufolge gebe es viele Kolleg*innen die von zum Teil lebensbedrohlichen Nebenwirkungen bei Patient*innen berichten – dazu gehörten beispielsweise Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Veränderungen des Blutsalzspiegels. Die beobachtbare Zunahme missbräuchlicher Verwendung von Arzneimitteln zur Gewichtsreduktion habe man der Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) gemeldet: „Es ist dringend notwendig, den Online-Zugang zu Medikamenten zur Gewichtsreduktion zu regulieren und zu kontrollieren, um zu verhindern, dass noch mehr Patienten krank werden“, so Price.
Lebensgefahr durch Wegovy
Am vergangenen Mittwoch hatte chemistanddruggist vom Fall eines jungen Mädchens berichtet, das nach der Anwendung von Wegovy in der Notaufnahme behandelt werden musste. Sie hatte dafür ein Rezept über das Online-Portal „Boots Online Doctor“ erhalten. Dem behandelnden Notarzt zufolge berichtete die Patientin, dass sie kaum noch aufstehen und essen konnte, sowie über Schwindel und Ohnmachtsgefühle. Sie sei dabei überhaupt nicht übergewichtig gewesen, betonte der Arzt, dennoch wurde ihr ein Rezept im Umfang eines Monatsbedarfs verschrieben. In der Folge litt die Patientin unter einer hungerbedingten Ketoazidose. Unbehandelt hätten die Nebenwirkungen auch zum Tod führen können, betonte der behandelnde Arzt.
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Ärzt*innen in Großbritannien berichteten davon, dass sie in den vergangenen Monaten gehäuft im Notdienst Patient*innen mit Komplikationen infolge unsachgemäßer Anwendung von Arzneimitteln zur Gewichtsreduktion behandeln mussten – oft hätten diese ihre Rezepte von Online-Anbietern oder privaten Schönheitskliniken ausgestellt bekommen.
Erst ab einem Body-Mass-Index von 35 und mindestens einer diagnostizierten gewichtsbezogenen Komorbidität dürfen in Großbritannien Arzneimittel wie Wegovy zur Gewichtsreduktion verschrieben werden, erklärte das National Institute for Health and Care Excellence (NICE).
Einfach lügen, um an Rezept zu gelangen
Allerdings weisen Ärzt*innen darauf hin, dass es offenbar einfach möglich sei – vor allem im Rahmen der Verschreibungen durch Online-Rezept-Portale – an die begehrten „Abnehmspritzen“ zu gelangen. „Alles, was man tun muss, ist lügen,“ behauptete ein Arzt gegenüber chemistanddruggist. Schutzmechanismen der Betreiber seien ungenügend.
Das Online-Portal „Boots Online Doctor“ etwa verlange ein aktuelles Foto der Patient*innen zur Gewichtsverifikation. Hier könne jedoch ein beliebiges Foto eingereicht werden – nachprüfbar sei das nicht. Zudem werde die Angabe eines Hausarztes verlangt – der dann bei Bedarf kontaktiert werden könne –, allerdings seien die chronisch überbelasteten Hausarztpraxen kaum eine geeignete Prüfungsinstanz, betonten die Ärzt*innen.
Gefahr für Menschen mit Essstörungen
Menschen die sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen Rezepte erschleichen litten oft an Essstörungen oder Körperdysmorphie, so die befragten Ärzt*innen.
Der General Pharmaceutical Council (GPhC) – eine zentrale Aufsichtsbehörde für die Überwachung und Regulation der Apotheken in Großbritannien – zeigte sich besorgt über eine „kleine Anzahl von Apotheken – sowohl online als auch stationär“ – die Arzneimittel zur Gewichtsreduktion unsachgemäß abgeben. Man habe „Maßnahmen ergriffen, um diese Apotheken daran zu hindern, diese Medikamente an potenziell gefährdete Personen zu liefern“, erklärte der GPhC am vergangenen Donnerstag.
Mark Voce, Chief Strategy Officer des GPhC appellierte an die Verantwortlichen Gesundheitsversorger: „Verordner müssen auch das Wohlbefinden der Person berücksichtigen, da Essstörungen, Körperdysmorphie und psychische Probleme eine Rolle bei der Beantragung dieser Medikamente spielen können.“
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