Apothekenreform

BVDAK: ABDA bekommt Quittung für zaudernde, rückwärtsgewandte Politik

Berlin - 18.06.2024, 09:15 Uhr

Der 1. Vorsitzende des BVDAK, Stefan Hartmann, ist überzeugt: Die Apothekenreform wird eine flächendeckende Versorgung nicht stärken. (Foto BVDAK)

Der 1. Vorsitzende des BVDAK, Stefan Hartmann, ist überzeugt: Die Apothekenreform wird eine flächendeckende Versorgung nicht stärken. (Foto BVDAK)


Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen will die geplante Apothekenreform „mit aller Macht“ verhindern. Die Schuld dafür, dass der entsprechende Referentenentwurf überhaupt zustande gekommen ist, sieht er aber auch bei der ABDA – und fordert Konsequenzen.

Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) macht für den Referentenentwurf der Apothekenreform auch die ABDA mitverantwortlich: Sie bekomme „die Quittung für ihre zaudernde, rückwärtsgewandte Berufs- und Standespolitik der letzten 20 Jahre, die im Ehren- wie im Hauptamt viel zu unprofessionell und strategielos agiert(e) und der Politik nicht einmal ansatzweise gewachsen ist“. Das sagte der 1. Vorsitzende Stefan Hartmann laut einer Pressemitteilung von diesem Montag. Er forderte, dass die „eingeleitete personelle Erneuerung auf allen Ebenen“ jetzt schnell gehen müsse.

Mit Blick auf den Referentenentwurf kritisierte der BVDAK nicht nur die Art und Weise der Veröffentlichung in einer Tageszeitung ohne vorangegangene Benachrichtigung der Standesorganisation, sondern hat auch Inhaltliches auszusetzen: Die vereinfachten Möglichkeiten zur Gründung von Zweigapotheken und Filialen, die Möglichkeit der Öffnung einer Apotheke ohne Anwesenheit eines Apothekers werden nach seiner Einschätzung die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln nicht stärken.

Zu den Honorarplänen heißt es in der Pressemitteilung: „Die wirtschaftliche Basis der vollhaftenden Apothekeninhaber wird zerstört, die Versorgungsqualität mit Arzneimitteln wird leichtfertig, aber offenbar bewusst geopfert.“ Das BMG stelle bei der Umverteilung das Fixum in Höhe von neun Euro ab 2026 „groß heraus“, so Hartmann. Er fragt: „Wie viel Hundert Rezeptzeilen soll eine Apotheke beliefern, damit die ‚großzügigen‘ 65 Cent sich im Betriebsergebnis bemerkbar machen? Der im Gegenzug abgesenkte prozentuale Zuschlag wird bei vielen Apotheken größere Einbußen zeigen“.

GKV wird Verhandlungen „aussitzen oder blockieren“

Auch was die ab 2027 geplanten Honorarverhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen angeht, so ist sich der BVDAK-Vorsitzende sicher: Sie werden diese „einfach aussitzen oder blockieren“.

Es gelte nun, große Teile des Gesetzes „mit aller Macht“ zu verhindern. „Allen Landes- und Regionalpolitikern ist klarzumachen, wie die Versorgung in der Fläche in gar nicht allzu ferner Zeit aussehen wird.“ Dabei unterstützt der Verband auch mehrtägige Streiks.

Konkreter Sparvorschlag: Kassenzusammenlegung

Zu guter Letzt hat der BVDAK auch noch einen konkreten Sparvorschlag in Form einer Senkung der Anzahl der Krankenkassen: „Bei der Krankenhausreform werden Schwerpunktkliniken gebildet, wo entsprechendes Know-how und praktische Erfahrungen zusammentreffen. Dies als Blaupause auf die Kassen übertragen würde bedeuten: Diejenigen mit den höchsten Verwaltungskosten pro Versicherten werden denjenigen zugeschlagen, die ordentlicher mit dem Geld der Beitragszahler umgehen.“


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

BVDAK macht Pläne für den nächsten Demonstrationstag

Getrennt marschieren, gemeinsam schlagen

Zahlreiche Verbände lehnen in ihren Stellungnahmen Lauterbachs Pläne ab

Reform in der Anhörung

BVDAK auf Konfrontationskurs

Wozu brauchen wir 97 Krankenkassen?

„ABDA hinkt hinterher“

BVDAK: Junge Apotheker machen Hoffnung

Pharmazeutische Dienstleistungen

BVDAK fordert mehr Transparenz von der ABDA

Sofortiger Rücktritt gefordert

BVDAK: Lauterbach muss weg!

Kooperationsapotheken zum Apotheken-Stärkungsgesetz

BVDAK: Ungelöste Probleme drängen positive Ansätze in den Hintergrund

Aufruf zu Geschlossenheit

BVDAK gegen Streiks einzelner Gruppen

5 Kommentare

KPMhAvDBEW

von ORgaEIJUzS am 19.06.2024 um 20:50 Uhr

dWUerFxCqpcDTXLO

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Jörg Nolten

von Dorf-Apothekerin am 18.06.2024 um 18:49 Uhr

Sehr geehrter Herr Nolten,
nach dreißig Jahren verfehlter Standespolitik haben wir keine Kapazitäten mehr für Vertröstungen. Unsere Existenzen stehen am Abgrund, morgen sind wir dann einen Schritt weiter. Wenn das Auto gegen die Wand gefahren ist, bringt es nichts in die gleiche Richtung weiter zufahren.
Es ist nicht schlimm, wenn Fehler gemacht werden, aber man solte bereit sein sie zu korrigieren und das nicht erst nach 30 Jahren.
Die Bauern haben uns vorgemacht, wie man die Politiker zum Verhandeln bekommt. H A N D E L N S I E !!!!!
Reden Sie nicht mehr.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Jörg Nolten

von Jörg Nolten am 18.06.2024 um 21:20 Uhr

Liebe Dorf-Apothekerin,
mein Zwillingsbruder ist MdL der CDU und nicht der, der am lautesten schreit, bekommt das meiste Gehör. Noch ist die Zeit „die Truppen zu sammeln „ ! Streik trifft auch Wahlkreise, die uns wohlgesonnen sind . Eine vorzeitige Eskalation blockiert, ja zerstört Gesprächskanäle , deren Ergebnisse vielleicht nicht am nächsten Morgen bei apotheke adhoc stehen sollten.

BVDAK

von Jörg Nolten am 18.06.2024 um 13:12 Uhr

Herr Dr. Hartmann ,
der Inhalt Ihres Statements mag in Teilen diskussionswürdig sein, der Zeitpunkt ist es sicherlich nicht. Er ist unpassend. Während sich viele Kolleginnen und Kollegen an MdB jedweder Coleur wenden, um den Frontalangriff auf das Apothekensystem abzuwenden, kommen Ihre Anwürfe zur Unzeit, ähnlich wie Streikaufrufe etc . Wenn die ABDA jetzt auch noch auf Kritik aus den Reihen reagieren soll, ist das schlicht personell nicht gestaltbar.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Stefan Hartmann, der nächste ABDA-Präsident?

von Jörg Wemsewitz am 18.06.2024 um 12:31 Uhr

Eine sehr gute Analyse. Perspektivisch wird uns gerade die unklare Situation ab 2027 Probleme machen. Auch dass die ABDA kein professionelles Verhandlungsteam bis heute hat, wird uns nicht besser dastehen lassen. Das einzig beruhigende wird sein, dass es sowieso bei der Schiedsstelle landen wird, aber mit welchem Ergebnis. Wer sagt, dass uns 2027 nicht die nächsten Kürzungen durch das Schiedsstellenurteil ins Haus stehen?

PS: Lieber Herr Hartmann, schöne Werbung für Ihre Veranstaltung am Freitag in Berlin. Wir sehen uns! :)

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.