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Apothekenprotest
Im Vereinigten Königreich sehen Apotheken schwarz
Mit einer landesweiten Protestaktion haben Apotheken im Vereinigten Königreich auf ihre desaströse Lage und die Gefährdung der Arzneimittelversorgung hingewiesen. Vor allem steigende Arzneimittelpreise, Lieferengpässe und mangelhafte staatliche Finanzierung machen den Apotheken zu schaffen. In den letzten zehn Jahren mussten allein in England 1.400 schließen.
Nicht nur in Deutschland kämpfen die Apotheken ums Überleben. Im Vereinigten Königreich haben die Apotheker*innen am vergangenen Donnerstag mit einem Aktionstag auf ihre prekäre Situation aufmerksam gemacht. Viele Offizinen blieben verdunkelt, die Apothekenteams trugen schwarze Kleidung. Darüber berichtet das britische Online-Portal „Mirror“. Laut einer aktuellen Untersuchung der National Pharmacy Association (NPA) mussten allein in den letzten zehn Jahren 1.400 Apotheken geschlossen werden. Aktuell schließen durchschnittlich zehn pro Woche – und das allein in England. Auch in Wales, Nordirland und Schottland zeichne sich ein ähnliches Bild ab, so die NPA.
Fehlende staatliche Honorierung für Arzneimittel
Das Hauptproblem sei die ungenügende Honorierung, insbesondere für die Arzneimittelabgabe. Laut NPA werden in vielen Fällen die Kosten für Arzneimittel nicht vollständig vom National Health Service (NHS) übernommen, die Apotheken zahlten drauf. Real seien die staatlichen Mittel für die Apothekenfinanzierung um 40 Prozent gekürzt worden.
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Der Vorstandsvorsitzende der NPA Paul Rees zeigte sich deshalb erfreut über das Engagement vieler Apothekenteams zum Aktionstag, wie „Mirror“ berichtet: „Es ist großartig zu sehen, dass sich Apotheken in allen Teilen des Vereinigten Königreichs an diesem Aktionstag beteiligen. Dies ist ein großer Schritt und der erste Tag dieser Art, an dem die Apotheken ihre Lichter ausschalten, ihre Fenster verdunkeln und auf den enormen Druck hinweisen, dem sie ausgesetzt sind. In den letzten zehn Jahren wurden die Finanzmittel für die Apotheken vor Ort gekürzt, was dazu geführt hat, dass der Sektor heute in einer echten Notlage ist.“
Aufklärung der Kund*innen dringend nötig
Die BBC hat mit vielen Apotheker*innen anlässlich der Proteste gesprochen. Auch hier ist die mangelhafte Finanzierung zentrales Thema. Die Apothekenangestellte Michelle Carter aus New Brighton berichtete darüber, dass sie für manche Arzneimittel 10 Euro im Einkauf zahlen muss, der NHS aber nur 6 Euro vergütet. Die Apothekerin Klaudia Barcik verweist auch auf die negativen Folgen des Brexit. Dadurch seien die Arzneimittelpreise in Großbritannien deutlich gestiegen. Hinzu kommen weiter internationale Krisen, die Lieferengpässe zunehmend verschärfen.
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Auch das Fachportal chemistanddruggist.co.uk hat sich bei den Protestierenden umgehört. Der Apothekenleiter Victor Truong aus Lewis Grove erläuterte, dass viele Kund*innen zwar „wirklich loyal und begeistert“ gegenüber seiner Apotheke seien, jedoch fehle bei vielen das Wissen über die größeren Zusammenhänge, wenn es um das Thema Arzneimittelversorgung geht. Laut Truong wüssten viele seiner Kund*innen nicht einmal, dass die Apothekenfinanzierung über den NHS erfolgt. Hier gibt es offenbar Aufklärungsbedarf, dessen man sich im Rahmen der Proteste annimmt.
Der Apotheker Kushnel Patel aus Tuffnell Park sprach über die geplante Ausweitung der Apothekendienstleistungen im Rahmen des Pharmacy-First-Programms. Zwar finden diese Pläne bei Apotheker*innen und politischen Entscheidungsträger*innen weithin Anklang. Patel sieht die Vorhaben jedoch durch akute Personalknappheit gefährdet. Auch er sieht die bisher unzureichende Vergütung als Schlüssel – bei vielen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln müsse er draufzahlen.
Parteien werben um Apotheker*innen
Unterdessen buhlen die politischen Parteien im Vorfeld der Wahl zum britischen Unterhaus um die Gunst der Apotheken. Der amtierende Premierminister Rishi Sunak hatte Neuwahlen beantragt, diese finden am 4. Juli statt. Gerade sieht es in den Umfragen für seine Konservative Partei nicht gut aus. In der vergangenen Woche versprach er im Falle eines Wahlsiegs 250 Millionen zusätzlich für Apothekendienstleistungen ausgeben zu wollen. Die derzeit in den Umfragen führende Labour-Partei hingegen will Apotheker*innen zukünftig Verschreibungsbefugnisse erteilen.
1 Kommentar
1.400 Apos in 10 Jahren weniger
von Roland Mückschel am 21.06.2024 um 18:27 Uhr
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