Probiotika in der Wundheilung: Studienlage
Mehrere In-vitro-Studien und einige In-vivo-Studien haben gezeigt, dass topische, aber auch orale Probiotika verschiedene positive Wirkungen auf Wunden haben können: Sie hemmen Pathogene und die Bildung von Biofilmen, verringern das Infektionsrisiko und beschleunigen die Wundheilung. Beobachtet wurde vor allem eine verbesserte Heilung diabetischer Fußgeschwüre, eine verringerte bakterielle Belastung bei Verbrennungswunden sowie eine günstigere Entzündungsreaktion bei Patienten mit chronischen venösen Ulzera.
Eine vielversprechende Option für eine nicht-antibiotische Mikrobiombehandlung scheint auch die Verwendung von Bakteriophagen zu sein. Das sind Viren, die Bakterien infizieren und sich in ihnen, aber nicht in eukaryotischen Zellen vermehren und daher für den Menschen ungefährlich sind [2, 3]. Zudem laufen derzeit Forschungen zu einem Wundverband mit Laktobazillen. Erste Ergebnisse klingen vielversprechend [9].
Ausgewogenes Mikrobiom für die Wundheilung
Ein ausgewogenes Mikrobiom ist für eine optimale Wundheilung wichtig, da es die Vermehrung von Krankheitserregern einschränkt und das Risiko einer Infektion, einer anhaltenden Entzündung und einer Chronifizierung der Wunde senkt. Vielversprechende Ergebnisse aus In-vitro- und In-vivo-Studien sowie die wenigen klinischen Anwendungen weisen auf das große Potenzial des Hautmikrobioms für die Wundheilung hin und ebnen den Weg für neue therapeutische Strategien. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Wechselwirkungen zwischen dem Hautmikrobiom und dem Wirt während der Wundheilung besser zu verstehen. In Studien sollten ergänzende Ansätze, einschließlich metagenomischer Analysen, einbezogen werden, da sie zusätzlich nichtbakterielle Mikroorganismen (z. B. Pilze und Viren) identifizieren können, die ebenfalls Bestandteil des Hautmikrobioms sind und die Wundheilungsergebnisse beeinflussen können.
Literatur
[1] Harris-Tyron TA, Grice EA. Microbiota and maintenance of skin barrier function. Science 2022;376(6596):940-945; doi: 10.1126/science.abo0693
[2] Canchy L et al. Wound healing and microbiome, an unexpected relationship. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023;37 Suppl 3:7-15; doi: 10.1111/jdv.18854
[3] White EK, Grice EA. The wound microbiome. Cold Spring Harb Perspect Biol 2023;15(6): a041218; doi: 10.1101/cshperspect.a041218
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[6] Tomic-Canic M et al. Skin microbiota and its interplay with wound healing. Am J Clin Dermatol 2020;21(Suppl 1):36-43; doi: 10.1007/s40257-020-00536-w
[7] Misic AM et al. The wound microbiome: modern approaches to examining the role of microorganisms in impaired chronic wound healing. Adv Wound Care (New Rochelle) 2014;3(7):502–510; doi: 10.1089/wound.2012.0397
[8] Wolcott RD et al. Analysis of the chronic wound microbiota of 2963 patients by 16S rDNA pyrosequencing. Wound Repair Regen 2016;24(1):163-74; doi: 10.1111/wrr.12370
[9] Z Li et al. Successful eradication of biofilms in chronic wounds through probiotics-incorporated wound dressings. Microbes and Infection 2023, doi: https://doi.org/10.1016/j.micinf.2023.105176
[10] Luger T. Wundheilung. Das Mikrobiom der Haut als natürlicher Schutzfaktor (Expertentalk; Veranstalter: Fa. La Roche-Posay); www.springermedizin.de/das-mikrobiom-der-haut-als-natuerlicher-schutzfaktor/26545260; Abruf: 8. Mai 2024
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