Hilfe bei Niesattacken

Inhalationsallergien bei kleinen Kindern ernst nehmen

Stuttgart - 24.06.2024, 07:00 Uhr

Für kleine Allergiker gibt es in der Selbstmedikation Hilfe  (Foto: Dusanpetkovic1/AdobeStock)

Für kleine Allergiker gibt es in der Selbstmedikation Hilfe  (Foto: Dusanpetkovic1/AdobeStock)


Niesattacken, plötzlich auftretender Fließschnupfen, tränende und juckende Augen: wenn die Pollen fliegen, leiden nicht nur die Erwachsenen, sondern auch jedes elfte Kind. Neben Pollen lösen auch andere Aeroallergene wie der Kot von Hausstaubmilben oder Tierschuppen die fiesen Symptome aus. Hier erfahren Sie, welche OTC-Präparate Sie den Eltern für ihre Kinder in der Beratung an die Hand geben können.

„Menno, meine Augen jucken so …”. So manches Elternherz leidet stumm mit, wenn die Pollen wieder anfangen zu fliegen und der Heuschnupfen sich bemerkbar macht. Allergien gehören inzwischen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern, Tendenz steigend [1]. So leidet etwa jedes elfte Kind an Pollenallergie, Jungen häufiger als Mädchen. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter: Während bei den Drei- bis Sechsjährigen nur knapp 5% der Kinder betroffen sind, leiden bei den Sieben- bis Zehnjährigen bereits 10,5% und unter den 14- bis 17-Jährigen 18,4% darunter. Größter Risikofaktor: die genetische Vorbelastung. So haben Kinder, deren Eltern beide Allergiker sind, ein Risiko von 40%, ebenfalls Allergiker zu werden [2].

Überschießendes Immunsystem bei Inhalationsallergie

Ursächlich für die Allergien ist eine Überreaktion des eigenen Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe. Die Entstehung einer Allergie läuft in zwei Phasen ab: In der ersten Phase, der sogenannten Sensibilisierungsphase, kommt der Körper erstmals mit dem Allergen in Kontakt und bildet IgE-Antikörper. Diese binden an Mastzellen, die sich vor allem in den Schleimhäuten der Atemwege, der Haut und des Verdauungstrakts befinden. Die eigentliche allergische Reaktion folgt erst nach mehrmaligem Kontakt mit dem Allergen. Sobald dieses zwei Antikörper überbrückt, strömen Calcium-Ionen in die Mastzelle ein und aktivieren über die Phospholipase A und die Arachidonsäure-Kaskade die Bildung und Freisetzung von hochaktiven Mediatoren wie Serotonin, Histamin, Bradykinin, Heparin und Leukotrienen [3, 4].

Die typischen Allergiesymptome wie juckende, gerötete, brennende, teils geschwollene Augen, Fließ- oder Stockschnupfen und Niesattacken sind die Folge. Im Laufe der Erkrankungen entwickeln viele Betroffene zudem Kreuzallergien (s.  Kasten „Verwechslungsgefahr im Körper”).

Kreuzallergie: Verwechslungsgefahr im Körper

Viele Heuschnupfenpatienten leiden beim Verzehr von bestimmten Obst- und Gemüsesorten an einem juckenden Gaumen oder pelzigen Lippen. Diese sogenannten Kreuzallergien rühren daher, dass in den Lebensmitteln Allergene enthalten sind, die den Pollenallergenen ähneln. So haben Allergiker gegen Birkenpollen oft eine Kreuzallergie gegen Äpfel, (Hasel-)Nüsse und anderes Kern- und Steinobst. Wer dagegen allergisch auf Gräserpollen reagiert, spürt die Kreuzallergie eher beim Verzehr von Hülsenfrüchten, Erdnüssen oder Soja. Da Hausstaubmilben ähnlich wie Krebs- und Weichtiere zu den Gliederfüßern gehören, können bei betroffenen Patienten allergische Kreuzreaktionen gegen Hummer, Krebse und Co. auftreten [24].

Allergie oder doch ein viraler Infekt?

Bei Kindern, insbesondere kleinen, kann die Diagnose von Allergien mitunter schwierig sein und sollte durch einen Arzt erfolgen. Oftmals atmen sie aufgrund einer verstopften Nase chronisch durch den Mund und zeigen sonst kaum Symptome. Plötzlich auftretendes Fieber spricht für eine Erkältung, ebenso wie zähes und verfärbtes Sekret ‒ lang anhaltende Symptome von mehr als zehn Tagen und starkes Augenjucken hingegen eher für eine Allergie. Sicherheit bei der Diagnose bieten verschiedene Allergietests, wie der Haut-Pricktest oder eine Blutuntersuchung [4 – 6].

Unbehandelt kann sich aus dem „harmlosen” Heuschnupfen ein allergisches Asthma entwickeln. So leiden laut des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte mit 52% mehr als die Hälfte aller allergischen Kinder an Asthma [2]. Ein besonders hohes Risiko für einen Etagenwechsel haben Kinder, die schon im jungen Alter an der Pollenallergie erkrankt sind. Zur frühzeitigen kausalen Stufentherapie raten nicht nur die Autoren der Leitlinie für die Behandlung der allergischen Rhinitis, sondern auch die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (s. Abb.) [7, 8]. Grundlage für eine erfolgreiche Therapie über einen längeren Zeitraum ist, dass das Kind die Arzneimittel regelmäßig einnimmt. Je nach Alter sollten Eltern daher den Kindern erklären, warum die Therapie notwendig ist und die Kinder zur Einnahme der Arzneimittel motivieren.

Abb.: Stadiengerechte Behandlung der allergischen Rhinitis (nach [Pädiatrische Allergologie 2022;02])

Allergenvermeidung als Therapiefundament

Wenn bereits eine Allergie besteht, ist die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Heuschnupfen die Allergen­karenz, zum Beispiel indem an Tagen mit hohem Pollenflug auf Sport oder längeres Spielen im Freien verzichtet wird. Hilfestellung bietet hierbei die Nutzung eines Pollenflugkalenders oder einer Pollenflug-App. In der Regel fällt die Pollenbelastung nachmittags, bei Windstille oder bei Regen geringer aus. Betroffene Kinder sollten die Kleidung nach dem Spielen wechseln und ihre Haare vor dem Schlafen waschen. Eltern sollten auf das Rauchen in den Wohnräumen verzichten, denn auch durch Passivrauchen erfahren die Atemwege der allergischen Kinder einen Dauerreiz, der allergische Reaktionen begünstigt [1, 2].

Schritt für Schritt weniger Beschwerden

Das regelmäßige Spülen und Befeuchten der Augen und Nase mit isotonen Lösungen entfernt Allergene und befeuchtet die Schleimhäute schon ab der Geburt (s. Tab.). Auch können bei Säuglingen Augentropfen und Nasensprays mit dem Mastzellstabilisator Cromoglicinsäure sowohl vorbeugend als auch zur Dauertherapie eingesetzt werden. Zu beachten ist, dass die volle Wirksamkeit erst nach zwei Anwendungswochen erreicht ist. Reicht das nicht aus, empfiehlt das Stufenschema topische Antihistaminika. Diese wirken relativ schnell direkt an den betroffenen Schleimhäuten, haben kaum Nebenwirkungen und verhindern das Binden von Histamin an seine Rezeptoren. Bei der Beratung ist zu beachten: Während Levocabastin-haltige Präparate bereits ab einem Jahr zugelassen sind, dürfen Azelastin-haltige Augentropfen erst ab vier Jahren, nasal angewendete Azelastin-Arzneimittel sogar erst ab sechs Jahren eingesetzt werden (s. Tab.). 

Bei stärkeren Beschwerden helfen oral eingenommene Säfte oder Tabletten mit Cetirizin, Levocetirizin, Loratadin oder Desloratadin. Neu aus der Verschreibungspflicht entlassen sind Bilastin-haltige Arzneimittel in 10-mg-Dosis für Kinder (s. Kasten „Neue Option für Kinder ab sechs Jahren: Bilastin). Fenistil®-Tropfen spielen aufgrund ihrer sedierenden Wirkung eine untergeordnete Rolle der allergischen Rhinitis. Bei Kindern mit moderater persistierender und schwerer Allergie sind intranasal angewandte Glucocorticoide Mittel der Wahl. Allerdings sind alle rezeptfrei erhältlichen Präparate frühestens ab 18 Jahren zugelassen, sodass hier ein Arztbesuch unumgänglich ist.

Neue Option für Kinder ab sechs Jahren: Bilastin

Mit Allegra® Allergietabletten Kinder steht ab sofort eine neue Option für die orale Selbstmedikation bei allergischer saisonaler und perennialer Rhinokonjunktivitis und Urtikaria für den Nachwuchs bereit. Die nach Erdbeeraroma schmeckenden Schmelztabletten enthalten 10 mg Bilastin, ein H1-Antihistaminikum der zweiten Generation. Einmal täglich einzunehmen, eignen sie sich für Kinder zwischen sechs und elf Jahren, die mindestens 20 kg wiegen. Für ältere Kinder und Erwachsene hatte der Sachverständigenausschuss bereits 2022 Bilastin in der 20-mg-Dosierung aus der Verschreibungspflicht entlassen (Allegra® 20 mg und Bitosen® 20 mg, jeweils als Filmtabletten oder Schmelztabletten). Im Vergleich zu Antihistaminika der ersten Generation bindet Bilastin als Antihistaminikum der zweiten Generation selektiver an H1-Rezeptoren. Damit verbunden sind geringere Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schläfrigkeit. Auch anticholinerge Nebenwirkungen und QT-Zeit-Verlängerungen sind unter Bilastin nicht zu erwarten. 

In den klinischen Studien mit 291 Kindern im Alter zwischen zwei und elf Jahren wurden im Zusammenhang mit der Therapie am häufigsten Kopfschmerzen, allergische Konjunktivitis, Rhinitis und Bauchschmerzen (unter Bilastin als Schmelztabletten-Formulierung) berichtet. Wichtig: Bei der Einnahme ist auf einen ausreichenden Abstand zu Nahrungsmitteln, Grapefruit- und anderen Fruchtsäften zu achten: mindestens eine Stunde vor oder frühestens zwei Stunden danach! Grund dafür ist, dass Nahrungsmittel die orale Bioverfügbarkeit von Bilastin aus den Schmelztabletten signifikant um 20% reduzieren, Grapefruitsaft um 30%. Laut Fachinformation könnte dieser Effekt auch für andere Fruchtsäfte zutreffen. Die Interaktion beruht auf der Inhibierung des Organo-Anion-Transporters OATP1A2, einem Aufnahmetransporter, für den Bilastin ein Substrat ist [20].

Die Schmelztablette wird in den Mund gelegt, wo sie sich schnell im Speichel auflöst und geschluckt werden kann. Alternativ kann die Schmelztablette vor der Einnahme in Wasser aufgelöst werden. Grapefruit-Saft oder andere Fruchtsäfte dürfen dafür jedoch nicht verwendet werden.

In der Regel ab einem Alter von fünf Jahren kann bei allergischen Kindern eine Hyposensibilisierung in Erwägung gezogen werden. Dabei werden über mehrere Jahre kleinste Mengen des Allergens in steigender Dosierung entweder unter die Haut gespritzt oder sublingual eingenommen und so das Immunsystem des Körpers darauf trainiert, die Allergene nicht mehr als Bedrohung zu erkennen. Systemische Glucocorticoide sollten nur nach Ausreizung aller anderen Methoden und nur kurzzeitig und in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Tab. : Präparate und deren Anwendung zur Selbstmedikation für allergische Erkrankungen bei Kindern (Auswahl) [9 – 20]
Präparat (Inhaltsstoff)Altersangabe gemäß ZulassungDosierungHinweise
befeuchtende und reinigende Präparate
Emser® Nasenspülsalz (verschiedene Mineralstoffe)

keine

(Kinder sind ab ca. sechs Jahren in der Lage, selbstständig die Nase zu spülen)

  • ein- bis dreimal täglich in je 250 ml warmem Wasser auflösen
  • bei Allergikern empfiehlt sich regelmäßiges Nasespülen insbesondere abends vor dem Zubettgehen

Olynth® Salin Spray

(isotonische Salzlösung)

ab dem Säuglingsalter
  • 0 bis 2 Jahre: nach Bedarf ein Sprühstoß in jedes Nasenloch
  • ab 2 Jahren: nach Bedarf ein bis zwei Sprühstöße in jedes Nasenloch
  • Kinder von 0 bis zu 2 Jahre: in liegender Position anwenden, bevor in das zweite Nasenloch gesprüht wird, die Flasche in aufrechte Position bringen und einmal pumpen, um den Pumpmechanismus erneut zu füllen
Vividrin® Ectoin MDO (Ectoin, Hyaluronsäure)keine Angabe
  • bei Bedarf ein bis zwei Tropfen in jedes Auge
  • mindestens 15 Minuten Abstand zu anderen Augenarzneimitteln
  • kann dauerhaft angewendet werden
Mastzellstabilisatoren

Cromo-Ratiopharm® Kombipackung

(Cromoglicinsäure)

keine Angabe
  • Augentropfen: vier- bis maximal achtmal täglich einen Tropfen
  • Nasenspray: vier- bis maximal sechsmal täglich einen Sprühstoß
  • Dosierintervalle nach Erreichen der therapeutischen Wirkung verlängern
  • zur Prophylaxe und zur Dauertherapie geeignet
lokale Antihistaminika

Allergodil® akut Nasenspray

(Azelastin)

ab 6 Jahren
  • zweimal täglich einen Sprühstoß
  • Getränke (z. B. Saft, Milch) wirken dem möglicherweise auftretenden bitteren Nachgeschmack entgegen

Azela Vision® MD sine

(Azelastin)

ab 4 Jahren
  • zwei- bis maximal viermal täglich einen Tropfen
  • maximal sechs Wochen anwenden, da die Sicherheit und Wirksamkeit nur im Rahmen einer Studiendauer von bis zu sechs Wochen getestet wurde
Ketotifen Stulln® UD (Ketotifen)ab 3 Jahren
  • zweimal täglich einen Tropfen
  • mindestens fünf Minuten Abstand mit anderen Augenarzneimitteln
Livocab® direkt Kombi (Levocabastin)ab 1 Jahr
  • Augentropfen: zwei- bis maximal viermal täglich einen Tropfen
  • Nasenspray: zwei- bis maximal viermal täglich zwei Sprühstöße
  • Flasche vor jeder Anwendung schütteln
orale Antihistaminika

Allegra® Schmelz­tabletten

(Bilastin)

ab 6 Jahren mit mindestens 20 kg Körpergewicht
  • einmal täglich eine Schmelztablette mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach Nahrungsmitteln, Grape­fruit-Saft und anderen Fruchtsäften
  • Nahrungsmittel, Grapefruit-Saft und andere Fruchtsäfte verringern die Bioverfügbarkeit

Cetirizin 10-1A Pharma® Filmtabletten

(Cetirizin)

ab 6 Jahren
  • 6 bis 12 Jahre: zweimal täglich eine halbe Tablette
  • < 6 Jahre: andere Darreichungsform von Cetirizin wählen
  • bei eingeschränkter Nierenfunktion Dosis­anpassung nötig

Cetirizin AL® Sirup

(Cetirizin)

ab 2 Jahren
  • 2 bis 6 Jahre: zweimal täglich 2,5 mg (= ½ Messlöffel)
  • 6 bis 12 Jahre: zweimal täglich 5 mg (= 1 Messlöffel)
  • vor Durchführung eines Allergietests mindestens drei Tage auswaschen erforderlich
Fenistil® Tropfen (Dimetinden)ab 6 Jahre bei allergischem Schnupfen (andere Indikationen ab 1 Jahr)
  • 1 bis 11 Jahre: zwei Tropfen pro kg Körpergewicht, verteilt auf drei gleiche Einzeldosen
  • sedierendes H1-Antihistaminikum der ersten Generation
  • maximal zwei Wochen ohne ärztliche Rücksprache anwenden

Levocetirizin beta 5 mg

(Levocetirizin)

ab 6 Jahren
  • 6 bis 12 Jahre: einmal täglich eine Tablette
  • < 6 Jahren: andere pädiatrische Darreichungsform von Levocetirizin wählen z. B. Xusal® Tropfen (Rx!, ab 2 Jahre)
  • wenig sedierendes H1-Antihistaminikum der zweiten Generation
Lorano® akut Tabletten (Loratadin)ab 2 Jahren
  • 2 bis 12 Jahre: ≤ 30 kg Körpergewicht: einmal täglich ½ Tablette
  • > 30 kg Körpergewicht: einmal täglich eine Tablette
  • bei schwerer Leberinsuffizienz geringere Initialdosis wählen

Loranopro® Lösung

(Desloratadin)

ab 2 Jahren
  • 2 bis 5 Jahre: einmal täglich 2,5 ml
  • 6 bis 11 Jahre: einmal täglich 5 ml
  • etwa 6% der Kinder zwischen 2 und 11 Jahren metabolisieren Desloratadin eingeschränkt, wodurch die Substanzbelastung erhöht ist, was jedoch keine Auswirkung auf die Sicherheit hat

Hausstaubmilben – kein Problem von Hygiene

Bekommen Kinder vor allem nachts oder morgens schlecht Luft und leiden an Schnupfen, tränenden Augen und Niesattacken, ist eine Hausstaubmilbenallergie wahrscheinlich. Heute weiß man, dass nicht die Hausstaubmilben ‒ die sich vor allem in Polstern, Teppichen und Betten wohlfühlen –, sondern deren Kot für diese Reaktionen verantwortlich sind. Wenn er trocknet und zerfällt, vermischen sich die enthaltenen Proteine (Der p1 und Der p2) mit dem Hausstaub und lösen beim Einatmen die allergischen Reaktionen aus [21]. 

Neben der medikamentösen Therapie sollten Eltern betroffener Kinder die Zimmer und Betten regelmäßig und gründlich lüften und die Bettwäsche mindestens einmal pro Woche bei 60 Grad waschen. Die Matratze sollte gut belüftet werden und nicht direkt auf dem Boden liegen. Spezialbezüge für Matratze, Kissen und Decken (encasing) verhindern den Durchtritt der Milbenallergene. Die Kosten werden von vielen Krankenkassen übernommen. 

Kuscheltiere sollten nicht im Bett übernachten und sollten regelmäßig bei 60 Grad gewaschen werden. Ist das nicht möglich, sollten Teddy und Co. für etwa 24 Stunden in den Winterurlaub in die Tiefkühltruhe geschickt werden, wo die Milben absterben. Der anschließende Gang in die Waschmaschine entfernt die verbliebenen Exkremente. Ein Staubsauger mit Mikro­filter verhindert, dass aufgesaugter Staub wieder in die Luft gelangt. Teppiche, Gardinen und Polstermöbel sollten nach Möglichkeit vermieden und durch glatte Möbelstücke mit Lederbezug ersetzt werden. Um den Milben keine zusätzliche Nahrung zu liefern, sollten Haustiere nicht im Bett schlafen, sondern eigene Liegeplätze haben [22].

Wenn Fellnasen zum Problem werden

Hund, Katze, Maus: Mehr als die Hälfte aller Familien mit Kindern haben ein Haustier. Dabei lösen vor allem Katzen, Hamster, Vögel, Meerschweinchen, Mäuse, Hunde und Pferde häufig Inhalationsallergien aus. Bei Hautkontakt kann zudem Nesselsucht auftreten. Dachte man früher, die Tierhaare würden die Allergien auslösen, weiß man inzwischen, dass es vielmehr die Hautschuppen und Körpersekrete wie Speichel oder Tränenflüssigkeit sind, die sich über die Tierhaare verbreiten. Katzenallergene weisen eine besonders hohe Schwebefähigkeit auf, verbreiten sich daher leicht und haften an der Kleidung. Daher kann es sein, dass Katzen­allergiker schon beim Kontakt mit Katzenbesitzern Symptome verspüren. Da jedes Tier verschiedene Allergene in sich trägt und jeder Mensch ein individuelles Sensibilisierungsmuster aufweist, gibt es keine allergikerfreundlichen Haustierrassen. 

Katzenallergiker reagieren in der Regel auf alle Katzenarten. Bei Hunderassen kann es hingegen möglich sein, dass einige Hunderassen oder weibliche Hunde besser vertragen werden. Neben der medikamentösen Therapie steht vor allem die Allergenkarenz im Vordergrund: so sollte man den felligen Mitbewohner einmal pro Woche baden und täglich in der Wohnung staubsaugen. Bestehen die Symptome trotzdem weiterhin oder verschlimmern sich gar, bleibt nur die Abgabe des geliebten Haustieres [23].

Literatur

[1] Allergien – bei Kindern die häufigste chronische Erkrankung, Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/allergien/allergiehaeufigkeit/, Stand: September 2019

[2] Heuschnupfen (Pollenallergie), Informationen des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt:innen, www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/heuschnupfen-pollenallergie/#c639, Abruf am 1. Juni 2024

[3] Geisslinger G, Menzel M, Gudermann T, Hinz. B. Ruth P. Mutschler. Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

[4] Schäfer P. Allgemeinpharmazie. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2021

[5] Allergischer Schnupfen. Informationen der ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation), www.ecarf.org/info-portal/erkrankungen/allergischer-schnupfen/, Stand: April 2017

[6] Inhalationsallergien wie zum Beispiel Heuschnupfen. Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/allergien/inhalationsallergien/, Stand: Juni 2019

[7] Klimek L et al. ARIA-Leitlinie 2019: Behandlung der allergischen Rhinitis im deutschen Gesundheitssystem. Allergo J Int 2019;28:255-276

[8] Gerstlauer M. Allergische Rhinokonjunktivitis Therapieoptionen. Pädiatrische Allergologie 2022;2

[9] Fachinfo Cromo-Ratiopharm® Kombipackung. Stand: August 2020

[10] Fachinfo Livocab® direkt Kombi. Stand: September 2020

[11] Fachinfo Azela Vision® MD sine. Stand: Juni 2020

[12] Fachinfo Allergodil® akut Nasenspray. Stand: November 2022

[13] Fachinfo Ketotifen Stulln® UD. Stand: Mai 2022

[14] Fachinfo Cetirizin 10-1A Pharma® Filmtabletten. Stand: November 2022

[15] Fachinfo Cetirizin AL® Sirup. Stand: Mai 2019

[16] Fachinfo Levocetirizin beta 5 mg Filmtabletten. Stand: September 2023

[17] Fachinfo Lorano® akut Tabletten. Stand: Mai 2018

[18] Fachinfo Loranopro® Lösung. Stand: Oktober 2021

[19] Fachinfo Fenistil® Tropfen. Stand: Oktober 2021

[20] Fachinfo Allegra® Allergietabletten Kinder. Stand: Mai 2024

[21] Hausstaubmilbenallergie, Informationen der ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation), www.ecarf.org/info-portal/allergien/hausstaubmilbenallergie/ Abruf am 1. Juni 2024

[22] Hausstaubmilbenallergie. Informationen der Johnson & Johnson GmbH, www.allergieratgeber.de/allergiearten/hausstauballergie, Abruf am 1. Juni 2024

[23] Tierhaarallergie. Informationen der ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation), www.ecarf.org/info-portal/allergien/tierhaarallergie/, Stand: Juli 2016

[24] Sellerie, Kirschen & Co. – Kreuzallergie. Informationen der ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation), www.ecarf.org/info-portal/allergien/sellerie-kirschen-garnelen-kreuzallergien/, Stand: November 2016


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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