Max-Rubner-Institut untersucht Mandel-, Soja- und Haferdrinks

Wie gesund und sicher sind Pflanzendrinks?

Stuttgart - 28.06.2024, 10:45 Uhr

Manche Nährstoffe sind in Kuhmilch mehr vorhanden, andere in Hafer-, Soja- oder Mandelmilch.(Foto:Gina Sanders/AdobeStock)

Manche Nährstoffe sind in Kuhmilch mehr vorhanden, andere in Hafer-, Soja- oder Mandelmilch.(Foto:Gina Sanders/AdobeStock)


Immer mehr Menschen verzichten (teilweise) auf Kuhmilch. Pflanzendrinks erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Das Max-Rubner-Institut hat Mandel-, Soja- und Haferdrinks untersucht. Neben ernährungsphysiologischen Parametern wurde auch auf Pflanzenschutzmittel und Schimmelpilzgifte geschaut. Letzteres wurde in einigen Proben gefunden.

Das Max-Rubner-Institut (MRI) hat die Qualität, Sicherheit und ernährungsphysiologischen Eigenschaften von Hafer-, Mandel- und Sojadrinks untersucht. Demnach enthalten Pflanzendrinks ohne Zusätze kaum Vitamine, Iod und deutlich weniger Calcium im Vergleich zu Kuhmilch, dafür aber mehr Eisen und ungesättigte Fettsäuren.

Pathogene und Pflanzenschutzmittel wurden in den Proben nicht gefunden. In einigen Pflanzendrinks fanden sich jedoch Mykotoxine, die potenziell eine Gesundheitsgefährdung darstellen könnten.

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Das MRI hat 18 im Einzelhandel erhältliche Pflanzendrinks auf der Grundlage von Marktdaten für die Untersuchung ausgewählt. Jeweils sechs Hafer-, Mandel- und Sojadrinks unterschiedlicher Hersteller wurden im Labor auf ihre Inhaltsstoffe analysiert. Alle Produkte stammten aus dem Bio-Segment, waren ungesüßt und nicht mit Vitaminen oder Mineralstoffen angereichert.

Zucker-, Fett- und Proteingehalte von Pflanzendrinks

Im Vergleich wiesen Haferdrinks den höchsten Zuckergehalt auf, Mandeldrinks waren am fettreichsten und in Sojadrinks steckten am meisten Proteine und Ballaststoffe, so das MRI. Weitere Untersuchungen wiesen darauf hin, dass in Sojadrinks nicht nur die meisten Proteine steckten, sondern diese auch am besten bioverfügbar sind. In den Pflanzendrinks waren mehr ungesättigte Fettsäuren als in Kuhmilch, was laut MRI ernährungsphysiologisch günstig ist.

Schwankungen gab es vor allem beim Fettgehalt von Mandeldrinks und beim Anteil an löslichen Zuckern in Haferdrinks. „Die unterschiedlichen Nährstoffgehalte sind vor allem auf die Rohstoffe und die Rezepturen der einzelnen Drinks zurückzuführen“, erklärt Dr. Lara Frommherz, Lebensmittelchemikerin am MRI in einer Pressemitteilung. „Bei Haferdrinks ist etwa zu beachten, dass durch den Stärkeabbau während des Herstellungsprozesses auch Produkte ohne Zusätze relativ viel Zucker enthalten können.“

Wer die Gehalte genau wissen will: Der Gesamtfettgehalt lag bei 0,43 bis 1,44 g pro 100 g für die Haferdrinks, bei 1,32 bis 2,94 g pro 100 g für die Mandeldrinks und bei 1,30  bis 1,47 g pro 100 g für die Sojadrinks. Die Rohproteingehalte lagen bei 0,20  bis 1,44 g pro100 g für die Haferdrinks, bei 0,42 bis 1,25 g pro 100 g für die Mandeldrinks und bei 2,92 bis 3,58 g pro 100 g für Sojadrinks. Als lösliche Zucker wurden Glucose, Fruktose, Maltose und Saccharose bestimmt. Die Fruktosegehalte lagen bei durchschnittlich 0,113 g pro 100 g in den Haferdrinks, 0,002 g pro 100 g in den Mandeldrinks und 0,008 g pro 100 g in den Sojadrinks. Im Fall der Saccharose wurden durchschnittlich 0,087 g pro 100 g in den Haferdrinks, 0,168 g pro 100 g in den Mandeldrinks und 0,366 g pro 100 g in den Sojadrinks bestimmt. Der durchschnittliche Maltosegehalt der Haferdrinks lag bei 1,07 g pro 100 g, die durchschnittlichen Glukosegehalte lagen bei 2,55 g pro 100 g in Hafer-, 0,003 g pro 100 g in Mandel- und 0,015 g pro 100 g in Sojadrinks.

Vitamine und Mineralstoffe in Mandel-, Soja- und Haferdrinks

Vitamin-E-Äquivalente waren in den untersuchten Mandel-, Soja- und Haferdrinks ungefähr in ähnlicher Menge (mehr als 0,35 mg pro 100 g) und mehr als in Kuhmilch vorhanden. Die Vitamine der B-Gruppe und die Vitamine A, C und K wiesen sehr niedrige Gehalte, teilweise unterhalb der Nachweisgrenze, auf. „Das liegt einerseits am hohen Wassergehalt der Produkte und der im Vergleich dazu geringen Menge an verwendeten Rohstoffen“, sagt Frommherz. „Andererseits können hitze- oder lichtempfindliche Vitamine bei der Herstellung und Haltbarmachung von Pflanzendrinks zerstört werden.“

Verglichen mit Kuhmilch war in den Pflanzendrinks 8- bis 25-mal weniger Calcium. Eisen enthielten alle drei Pflanzendrinksorten mehr als Kuhmilch. Vor allem die Sojamilchprodukte waren relativ reich an Eisen.

Unter den drei untersuchten Produktkategorien wiesen Sojadrinks größtenteils die höchsten Gehalte an Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen sowie die höchsten Proteingehalte und die günstigste ernährungsphysiologische Proteinqualität auf, konkludiert das MRI im Abschlussbericht.

Mykotoxine in Hafer- und Mandeldrinks gefunden

In nahezu allen Hafer- und Mandeldrinks wurden Mykotoxine detektiert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt hierzu, dass ein hoher Verzehr von bestimmten Pflanzendrinks zu einem zusätzlichen Eintrag von Mykotoxinen in die Ernährung führen kann. Eine vollumfängliche Beurteilung oder die Ableitung von Verzehrsempfehlungen sei aufgrund der bisherigen Datenlage nicht möglich.

In Sojadrinks fanden sich nur wenige Mykotoxine in geringen Mengen, die das Bundesinstitut für Risikobewertung für die vulnerable Gruppe der unter 6-Jährigen als vernachlässigbar bewertet.

In den Sojadrinks wurden jedoch Sojaisoflavone gefunden, die estrogenes Potenzial besitzen. Einerseits wird diskutiert, dass Isoflavone Wechseljahresbeschwerden lindern könnten oder das Fortschreiten einer Osteoporose verlangsamen. Andererseits gibt es Hinweise auf einen nachteiligen Effekt bei Estrogen-sensitivem Brustkrebs. Der Gehalt an Sojaisoflavonen in den untersuchten Drinks lag bei 11,9 +/- 3,08 mg pro 100 g. Das MRI ordnet ein: „Wird ein täglicher Verzehr von 250 g Sojadrink angenommen, so würden bei den untersuchten Sojadrinks 23,6 bis 48,0 mg Isoflavone pro Tag aufgenommen werden. Diese Mengen liegen unterhalb des von der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes empfohlenen Wertes für bestimmte Risikogruppen von 50 mg Isoflavonen pro Tag. Dieser Wert sollte von den entsprechenden Risikogruppen (Jodmangel, Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenfehlfunktion, Frauen mit Brustkrebs oder mit einer Brustkrebs-Vorgeschichte) durch den Verzehr von Soja-Lebensmitteln nicht überschritten werden“.

Mikrobiell unauffällig und ohne Pflanzenschutzmittel

In den untersuchten Pflanzendrinks wurden keine Krankheitskeime gefunden. Die Gesamtkeimzahl war im Allgemeinen sehr niedrig. Außerdem wurden „fast ausnahmslos“ keine Spuren von Pflanzenschutzmitteln detektiert, so das MRI. In zwei Proben wurde das Mittel Fluopyram in sehr geringen Mengen entdeckt, die das MRI als unkritisch bewertet.


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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