COX-Hemmer bei akuten Rückenschmerzen

Ibu schlucken, Diclo schmieren oder beides?

03.07.2024, 10:45 Uhr

Eine Studie ging der Frage nach, ob topische oder orale COX-Hemmer bei akuten Rückenschmerzen besser helfen. (Dario Lo Presti /AdobeStock)

Eine Studie ging der Frage nach, ob topische oder orale COX-Hemmer bei akuten Rückenschmerzen besser helfen. (Dario Lo Presti /AdobeStock)


Topische COX-Hemmer werden bei Gelenk- und Muskelschmerzen bevorzugt eingesetzt. Der Vorteil: geringeres Risiko systemischer Nebenwirkungen als bei oraler Einnahme. Die Frage, ob sie auch bei akuten Rückenschmerzen empfohlen werden sollten, ist bis dato offen. Eine randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblindstudie hat sich damit befasst. 

In Industrieländern sind Rückenschmerzen ein weit verbreitetes Pro­­blem, das jährlich zu Millionen von Notaufnahmebesuchen führt. Die analgetisch wirkenden Hemmstoffe der Cyclooxygenase (COX-Hemmer) gelten als Mittel der ersten Wahl, zeigen jedoch oft nur begrenzte Wirksamkeit. Viele Patienten leiden trotz Behandlung weiterhin unter Schmerzen und Einschränkungen. Eine aktuelle Studie untersucht die topische Anwendung von Diclofenac-Gel bei Personen, die aufgrund von akuten, nicht traumatischen und nicht von Nervenwurzeln ausgehenden Rückenschmerzen eine Notaufnahme aufsuchten. Die Wissenschaftler verglichen die topische Anwendung von Diclofenac-Gel mit der oralen Einnahme von Ibuprofen sowie die Kombination der beiden Interventionen. 

Oral, topisch oder kombiniert

Die Studienteilnehmer wurden randomisiert und in drei Interventionsgruppen eingeteilt. Die Ibuprofen-Gruppe erhielt 400 mg Ibuprofen oral zusammen mit einem wirkstofffreien Gel, das bei Bedarf alle sechs Stunden angewendet wurde. Die Diclofenac-Gruppe erhielt ein 1%iges Diclofenac-Gel, das auf die Haut aufgetragen wurde (4 g pro Anwendung), zusammen mit Placebokapseln, die bei Bedarf alle sechs Stunden eingenommen wurden. Die dritte Gruppe erhielt sowohl 400 mg Ibuprofen in oraler Form als auch ein 1%iges Diclofenac-Gel, das topisch angewendet wurde, beide bei Bedarf alle sechs Stunden.

Score zur Bewertung

Um den Grad der körperlichen Einschränkung durch die Rückenschmerzen zu bewerten, verwendeten die Wissenschaftler den Roland Morris Dis­ability Questionnaire (RMD-Q). Dieser Fragebogen besteht aus 24 Fragen und ermittelt einen Score von 0 bis 24. Ein Score von null bedeutet keine Beeinträchtigung, während ein Score von 24 eine maximale Beeinträchtigung darstellt. Es wurden Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren mit funktionellen Beeinträchtigungen (RMD-Q-Score: mindestens 5) ein­geschlossen. Die Wissenschaftler bewerteten eine Verbesserung des Scores um fünf Punkte zwei Tage nach dem Besuch der Notaufnahme als klinisch signifikant. 

Verbesserung, aber kein Zusatznutzen

Bei der Nachuntersuchung nach zwei Tagen zeigten die Patienten aller drei Gruppen eine Verbesserung des mittleren RMD-Q-Scores im Vergleich zum Ausgangswert (Median 18). Personen der Ibuprofen-Gruppe zeigten die stärkste Verbesserung um 10,1 Punkte (95%-Konfidenzintervall [KI]: 7,5 bis 12,7), gefolgt von der Kombinationsgruppe mit einer Verbesserung um 8,7 Punkte (95%-KI: 6,3 bis 11,1) und der Diclofenac-Gel-Gruppe um 6,4 Punkte (95%-KI: 4,0 bis 8,8). Patienten, die nur Diclofenac-Gel anstatt Ibuprofen verwendeten, hatten darüber hinaus häufiger mäßige oder starke Schmerzen. Unerwünschte Ereignisse waren in allen Gruppen ähnlich, wobei die Kombinationsgruppe etwas häufiger betroffen war. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die Anwendung eines topischen Diclofenac-Gels wahrscheinlich weniger wirksam ist als die Einnahme von Ibuprofen und dass kein Zusatznutzen besteht, wenn es gleichzeitig mit oralem Ibuprofen angewendet wird.

Literatur: Khankhel N et al. Topical Diclofenac Versus Oral Ibuprofen Versus Diclofenac + Ibuprofen for Emergency Department Patients With Acute Low Back Pain: A Randomized Study. Ann Emerg Med 2024;83(6):542-551, doi: 10.1016/j.annemergmed.2024.01.037 


Sarah Decker-Izzo, Apothekerin, DAZ-Redakteurin
redaktion@daz.online


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