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Europäische Kommission für Humanarzneimittel
Gentherapeutikum bei Hämophilie B zur Zulassung empfohlen
Die Kommission für Humanarzneimittel hat die Zulassung für Durveqtix für die Therapie der Hämophilie B bei Erwachsenen empfohlen. Das Arzneimittel muss nur einmal injiziert werden und wirkt über die Einführung eines Genabschnitts, durch den der fehlende Gerinnungsfaktor produziert wird.
Das Gentherapeutikum Durveqtix mit dem Wirkstoff Fidanacogene elaparvovec erhielt bereits am 30. Mai 2024 eine Zulassungsempfehlung der Kommission für Humanarzneimittel der Europäischen Union (CHMP). Das Arzneimittel soll zur Therapie der mittelschweren bis schweren Hämophilie B bei Erwachsenen angewandt werden.
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Hämophilie - Therapie
Hämophilie ist eine X-chromosomal rezessiv vererbte Erkrankung, bei der es zu einer Mutation des Gens für den Gerinnungsfaktor VIII (Hämophilie A) oder des Gerinnungsfaktors IX (Hämophilie B) kommt. Dadurch gerinnt das Blut schlecht, es kommt zu einem erhöhten Risiko für Blutergüsse, innere Blutungen oder Blutungen in Gelenken. Abhängig von der körpereigenen Plasmaaktivität wird die Erkrankung als leicht, mittelschwer oder schwer eingestuft. Zur präventiven Therapie werden meist regelmäßig Gerinnungsfaktoren gespritzt. Dadurch kann es dazu kommen, dass der Körper Anti-Faktor-VIII- oder IX-Alloantikörper (Inhibitoren) entwickelt, die die Aktivität der verabreichten Ersatzfaktoren neutralisieren.
Der neu zugelassene Wirkstoff Fidanacogene elaparvovec kann nur eingesetzt werden bei Erwachsenen mit Hämophilie B, wenn noch keine Antikörper gegen den Gerinnungsfaktor IX nachweisbar waren. Außerdem dürfen keine Antikörper gegen den Adeno-assoziierten-Virus-Serotyp Rh74 vorliegen.
Wie wirkt das Gentherapeutikum Durveqtix?
Die Gentherapie mit Durveqtix soll den Körper dazu befähigen, den fehlenden Gerinnungsfaktor IX selbst zu produzieren. Das Arzneimittel muss nur einmal verabreicht werden. Die Infusionslösung beinhaltet 0,79 bis 1,21 × 10¹³ Vektorgenome pro ml. Durch den rekombinanten Adeno-Virus assoziierten Serotyp Rh74 im Arzneimittel wird eine funktionelle Kopie der Padua-Variante des menschlichen Faktor-IX-Transgens übertragen.
Die Padua-Variante ist ein mutierter Genabschnitt, der zu einer bis zu 8-fach aktiveren Faktor-IX-Aktivität führt. Diese natürlich vorkommende Mutation wurde erstmals 2009 beschrieben. Der über die eingeschleuste Padua-Variante exprimierte Faktor IX ersetzt den fehlenden Gerinnungsfaktor. Die Blutgerinnung der Patienten verbessert sich, die Blutungsneigung nimmt ab.
Bereits 2023 wurde das Gentherapeutikum Hemgenix® mit dem Wirkstoff Etranacogen Dezaparvovec bei Hämophilie B zur Zulassung empfohlen.
Die Zulassungsstudie und Nebenwirkungen von Durveqtix
Die 45 Teilnehmer der Phase-III-Studie, die mit Fidanacogene elaparvovec therapiert wurden, hatten eine jährliche Blutungsrate von 1,44. In der Phase, in der die Teilnehmer die Standardbehandlung über injizierte Gerinnungsfaktoren erhielten, lag die jährliche Blutungsrate bei 4,50. In der Zulassungsstudie erlebten 60 % der Teilnehmer keine Blutung während der mindestens zweijährigen Nachbeobachtungszeit. Durch das Gentherapeutikum verbrauchten die Patienten 92,4 % weniger Gerinnungsfaktoren.
Die häufigste Nebenwirkung waren erhöhte Leberwerte (Transaminasen). Außerdem traten Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome auf.
Durveqtix wurde im Rahmen des PRIority MEdicines (PRIME)-Programms der Europäischen Arzneimittelagentur unterstützt, das eine frühzeitige und verstärkte wissenschaftliche und regulatorische Unterstützung für Arzneimittel vorsieht, die ein besonderes Potenzial haben, den ungedeckten medizinischen Bedarf der Patienten zu decken, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Literatur
Durveqtix. EMA 2024, www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/durveqtix
New gene therapy treatment for haemophilia B. EMA 31. Mai 2024, https://www.ema.europa.eu/en/news/new-gene-therapy-treatment-haemophilia-b
Urbanowitz A-K. Potential hyperaktiver Gerinnungsfaktor IX Varianten für den Einsatz in der Hämophilie B Therapie. Technische Universität Darmstadt 2020, Dissertation im Fach Biologie, https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/14421/1/Doktorarbeit%20Final%2010.pdf
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