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Neue Studie
Ein direkter Vergleich von Tirzepatid und Semaglutid
Schon länger wird öffentlich diskutiert, ob Tirzepatid in der Gewichtsabnahme ein noch größerer Gamechanger sein könnte als Semaglutid. Eine Studie hat nun erstmals die beiden Wirkstoffe hinsichtlich eines Gewichtsverlusts direkt miteinander verglichen. Tirzepatid scheint dabei den bisherigen Erwartungen gerecht zu werden, auffällig sind jedoch die hohen Therapie-Abbruchraten unter beiden Arzneimitteln.
Seit Ende letzten Jahres ist Tirzepatid (Mounjaro®) nicht nur in der Behandlung des Typ-2-Diabetes mellitus indiziert, sondern auch zum Gewichtsmanagement bestimmter Risikogruppen. Bei dem sogenannten Twincretin handelt es sich um eine neue Wirkstoffklasse, die wie Semaglutid an GLP1-, daneben aber auch an GIP-Rezeptoren bindet (glucoesabhängige insulinotrope Peptid-Rezeptoren, GIP steht für Gastric-Inhibitory-Peptide).
Bereits 2022 hieß es in einer Leitlinie der „American Gastroenterological Association“ (AGA), dass die Gewichtsabnahme unter Tirzepatid in klinischen Studien bei Typ-2-Diabetes mellitus nach 40 Behandlungswochen durchschnittlich größer war als unter Semaglutid-Therapie. Läuft das neuere Tirzepatid dem medial besonders präsenten Semaglutid also womöglich bald den Rang ab? Eine aktuelle Kohortenstudie aus dem Journal „JAMA Internal Medicine“ spricht dafür. Darin wurden Tirzepatid und Semaglutid erstmals direkt in der Behandlung übergewichtiger und adipöser Erwachsener hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, aber auch ihrer Nebenwirkungen miteinander verglichen.
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Die Studienautor:innen kommen nun zu dem Schluss, dass Tirzepatid bei übergewichtigen und adipösen Erwachsenen auch außerhalb des Settings randomisierter klinischer Studien zu einem signifikant größeren Gewichtsverlust führt als Semaglutid – obwohl die meisten Erwachsenen unter beiden Arzneimitteln in der Studie nach einem Jahr mindestens 5 % an Gewicht verloren hätten. Gastrointestinale Nebenwirkungen sollen währenddessen vergleichbar sein. Allerdings betonen die Studienautor:innen auch, dass künftige Studien noch die Unterschiede in anderen wichtigen Endpunkten untersuchen müssen – beispielsweise der Verringerung schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse.
Wer es genau wissen möchte: Von den ausgewerteten Proband:innen erzielten innerhalb eines Jahres
- 81,8 % (95 % KI, 79.8 % - 83.7 %) unter Tirzepatid einen Gewichtsverlust von mindestens 5 %, unter Semaglutid waren es 66,5 % (95 % KI, 64,3 % - 68,7 %).
- Bei mehr als 10 % Gewichtsverlust standen 62,1 % (95% KI, 59,7 % - 64,3 %) 37,1 % (95 % KI, 34,6 % - 39,4 %) gegenüber und
- bei mehr als 15 % Gewichtsabnahme 42,3 % (95 % KI, 39,8 % - 44,6 %) 18,1 % (95% KI, 16,1 % - 20,0 %).
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In der Studie wurden Daten aus elektronischen Gesundheitsakten in den USA analysiert, von Patient:innen, die zwischen Mai 2022 und September 2023 Semaglutid oder Tirzepatid erhalten hatten. Die Indikation der genutzten Präparate war dabei Typ-2-Diabetes. Von den in der Studie 18.386 ausgewerteten Patient:innen hatten 52 % Typ-2-Diabetes (absolut: 9.563). Wie es in der Diskussion der Studie heißt, ist aktuell eine weitere Studie in Arbeit, die Tirzepatid und Semaglutid gezielt bei übergewichtigen Patient:innen ohne Typ-2-Diabetes vergleicht (SURMOUNT-5, NCT05822830). Mit den Ergebnissen sei jedoch erst Ende des Jahres zu rechnen. In der aktuellen Studie zeigten Patient:innen mit Diabetes Typ 2 einen geringeren Gewichtsverlust als ohne Diabetes, was bisherigen Studienergebnissen entsprechen soll. Die Hintergründe sind noch unklar.
Mehrheit der Patient:innen bricht Therapie ab
Im Schnitt wogen die Proband:innen in der aktuellen Studie zu Beginn 110 kg und waren 52 Jahre alt. 70,5 % der Patient:innen waren Frauen (absolut: 12.970), die meisten waren mit 77,1 % weiß, 11,8 % schwarz und 1,9 % waren asiatischer Herkunft. 22 % der Patient:innen litten innerhalb der zwei Jahre vor Studienbeginn an schweren depressiven Störungen.
55,9 % der Tirzepatid-Patient:innen brachen die Therapie ab, unter Semaglutid waren es 52,5 %. Man müsse in Zukunft die Gründe dafür – inklusive Engpässe, Nebenwirkungen, Kosten – untersuchen, meinen die Studienautor:innen.
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