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Forderung umgesetzt
Apotheken in London bieten kostenlose Selbstmedikation an
Um die Arztpraxen zu entlasten, hatte das Health and Social Care Committee (HSCC) im britischen Parlament die kostenlose Abgabe bestimmter OTC-Arzneimittel an Bedürftige gefordert. In der Region Nordost-London setzt man diesen Vorschlag nun in die Tat um. Dort bieten Apotheken kostenlose Beratungsangebote zur Selbstmedikation und geben kostenfrei OTC-Mittel an Geringverdiener ab.
Menschen mit geringem Einkommen können ab sofort im Nordosten Londons OTC-Arzneimittel umsonst in der Apotheke erhalten, berichtet das Fachportal chemistanddruggist.co.uk (C+D) an diesem Donnerstag. Zudem bieten Apotheken in der Region einen kostenlosen Beratungsdienst für Selbstmedikation an. Ein Vertreter des regionalen Gesundheitsdienstes (NHS North East England) sagte gegenüber C+D, man reagiere damit auf die stark gestiegenen Lebenserhaltungskosten. Insgesamt 373 Apotheken in der Region sind aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Die Kosten trägt der NHS.
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Gegen 24 „leichte Erkrankungen“ könnten kostenlose Arzneimittel an Bedürftige abgegeben werden. Im Rahmen des Beratungsangebots können die Apotheken Patient*innen „klinischen Rat“ erteilen, um sie für die Selbstmedikation zu qualifizieren, sagte der Sprecher des NHS. Dadurch könnten soziale Ungleichheiten bei der Gesundheitsversorgung verringert werden.
Anspruchsberechtigt sind Menschen mit Wohnsitz und geringem Einkommen, sie benötigen aber eine Überweisung vom Hausarzt. Obdachlose Patient*innen oder Geflüchtete können auch ohne Überweisung auf die Leistungen zugreifen.
Falls darüber hinaus therapeutischer Bedarf im Rahmen der Beratung erkannt wird, können die Apotheken die Patient*innen an andere Gesundheitsdienstleister vermitteln – beispielsweise Programme zur Rauchentwöhnung.
Entlastung der Arztpraxen
Die Geschäftsführerin der Community Pharmacy North East London (CP NEL), Shilpa Shah, verspricht sich von den neuen Angeboten viel: Dadurch würden nun viele Geringverdiener und schutzbedürftige Patient*innen nicht mehr in die chronisch überlasteten Arztpraxen gehen, sondern leichte Erkrankungen mit der Unterstützung der Apotheke vor Ort selbst behandeln. Zudem würden die Arztpraxen ermutigt, Patient*innen an die Apotheken zu überweisen.
Shah hofft, dass man bald auch in anderen Regionen solche Leistungsangebote etablieren wird. Bereits im Mai hatte das Health and Social Care Committee (HSCC) im britischen Parlament – vergleichbar dem deutschen Gesundheitsausschuss im Bundestag – die kostenlose Abgabe von OTC-Arzneimitteln an Menschen mit niedrigem Einkommen gefordert. Bisher gingen viele Geringverdiener bei leichten Erkrankungen lieber zum Arzt, da sie sich kostenpflichtige OTC nicht leisten können, so der HSCC.
Um auf die neuen Angebote aufmerksam zu machen, hat der regionale Apothekerverband (CP NEL) Informationsmaterialien an Obdachlosenheime in der Region verteilt, berichtet Shah.
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