14-tägige Antibiotikagabe bei frühem Stadium ausreichend
Die Evidenz zur medikamentösen Behandlung der Neuroborreliose ist nach wie vor recht begrenzt. Studien, in denen Patienten mit Neuroborreliose ohne Antibiotikabehandlung therapiert wurden, weisen widersprüchliche Ergebnisse mit geringer Präzision auf. Wird der Nutzen gegen die Risiken abgewogen, besteht ein eindeutiger Konsens für eine antibiotische Behandlung, da die Symptomrückbildung hierdurch beschleunigt und das Risiko für die Entwicklung von Spätmanifestationen reduziert wird.
Erstmals liegt auch eine prospektive, randomisierte klinische Studie zur Dauer der Antibiotikabehandlung bei früher Neuroborreliose vor. In dieser zeigte sich, dass eine sechswöchige Therapiedauer keinen klinischen Vorteil gegenüber einer zweiwöchigen Therapie bringt. Somit beruht die Empfehlung der Fachgesellschaften zu einer 14–tägigen Therapie mit oralem Doxycyclin in der aktualisierten Leitlinie erstmals auf einer Klasse-1a-Evidenz.
Intravenöse Betalactam-Antibiotika (Penicillin G, Ceftriaxon, Cefotaxim) weisen im Hinblick auf die Rückbildung der neurologischen Symptome keinen signifikanten Vorteil auf und können als gleich wirksam eingestuft werden. In der Schwangerschaft darf Doxycyclin nicht gegeben werden.
Eine zusätzliche Steroidgabe, z. B. bei Fazialisparese, wird nicht empfohlen. Nach Antibiotikagabe kommt es bei der Mehrzahl der Patienten innerhalb mehrerer Wochen oder weniger Monate zu einer deutlichen Verbesserung der neurologischen Symptome oder gar zur Beschwerdefreiheit [2].
Kontrollierte Studien zur Untersuchung der Antibiotikatherapie bei späten Formen der Neuroborreliose (Myelitis, Enzephalitis, Enzephalomyelitis) liegen nicht vor. Da es aber keine Anhaltspunkte für ein Therapieversagen bei einer zwei- bis dreiwöchigen Therapie mit Doxycyclin oder Betalactam-Antibiotika gibt, wurde hier die bisherige Empfehlung beibehalten.
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