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Löhne für Approbierte
Was verdienen andere? Der neue Gehaltstarif im Vergleich
Seit vergangener Woche steht der Gehaltstarif für das Tarifgebiet des ADA. 100 bzw. 150 Euro gibt es für alle Berufsgruppen sofort mehr, im Januar 2026 folgen dann weitere drei Prozent. Von den Gehaltsteigerungen in anderen Bereichen ist man damit weit entfernt. Und auch absolut sind die Löhne in den öffentlichen Apotheken nach wie vor nicht konkurrenzfähig.
Der Fachkräftemangel in den Apotheken ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass in anderen Bereichen deutlich bessere Gehälter gezahlt werden. Daran ändern auch die jüngsten Erhöhungen nichts, auf die sich die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) geeinigt haben und die für alle Kammerbezirke außer Sachsen und Nordrhein gelten. Demnach steigen ab 1. Juli die Gehälter für Mitarbeitende aller Berufsgruppen in der jeweils ersten Berufsjahresgruppe um 150 Euro, in allen anderen Berufsjahresgruppen um 100 Euro. Je nach Berufsjahr ist das ein Plus zwischen 3,85 und 2,1 Prozent. Zum 1. Januar 2026 kommen dann nochmals 3 Prozent dazu. Daraus ergeben sich folgende Tarifgehälter für Approbierte:
Berufsjahr | Tarifgehalt bisher | Seit 1. Juli 2024 | ab. 1. Januar 2026 |
1. | 3.895 | 4.045 | 4.166 |
2.-5. | 4.013 | 4.113 | 4.236 |
6.-10. | 4.296 | 4.396 | 4.528 |
ab 11. | 4.679 | 4.779 | 4.922 |
Selbst dieser Kompromiss war hart erkämpft. Schließlich sind Lohnforderungen der Angestellten ebenso nachvollziehbar wie die begrenzten Möglichkeiten der Inhaber*innen. Letzte würden gerne in vielen Fällen mehr bezahlen. Mit Blick auf andere Branchen scheint das Gehaltsplus mager. Gefühlt gab es überall üppigere Aufschläge. So erhielten beispielsweise die Lokführer eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro, außerdem wird bis 2029 die wöchentliche Regelarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich gesenkt. Dank zahlreicher Streiks standen diese Verhandlungen im Fokus der Öffentlichkeit. Im Handel gab es über die gesamte Laufzeit einer neuen Vereinbarung laut der Gewerkschaft ver.di inklusive der verbesserten tariflichen Altersvorsorge sogar einen Zuwachs von rund 14 Prozent.
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Der Tarifvertrag für Ärzt*innen an den kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA) sieht in der aktuellen Gehaltsrunde Erhöhungen in 2 Stufen vor. Gegenüber der letzten Tarifrunde haben sich die Grundentgelte um 4,7 Prozent erhöht. In der zweiten Stufe werden die Gehälter noch einmal bis Ende Juli 2024 um rund 4 Prozent erhöht. Assistenzärzt*innen starten seit dem 1. Juli mit 5.288,32 Euro. Mit Facharzt gibt es im ersten Jahr 6.979,74 Euro, ab dem sechsten Jahr 8.963,74 Euro.
Anfänger im Krankenhaus verdienen mehr als Erfahrene in der Offizin
Und auch mit den Apothekergehälter in den Krankenhäusern können die Gehälter in den öffentlichen Apotheken nicht mithalten. So bekommen Apotheker*innen in der öffentlichen Apotheke ab dem 11. Berufsjahr 4.779 Euro monatlich, ab 1. Januar sind es dann 4.922 Euro bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 39 Stunden. Die Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 39 Stunden gilt ab dem ersten August 2024. Damit liegt das Tarifgehalt eines Approbierten in der öffentlichen Apotheke in der höchsten Gehaltsstufe unter dem eines Berufseinsteigers in einer Krankenhausapotheke. Bei öffentlichen Trägern werden Krankenhausapotheker in die Entgeltgruppen 14 oder 15 eingestuft, wobei 15 eine Leitungsfunktion erfordert. In Gruppe 14 beläuft sich das Tarifgehalt in Stufe 1 seit März 2024 auf 5003,84 Euro (TV-öD und TV-L Baden-Württemberg). Hier gab es ein Plus von fast 500 Euro bei der letzten Erhöhung. Die Wochenarbeitszeit laut TV-ÖD sind 38,5 Stunden. In der höchsten Stufe, der Stufe sechs, sind es 7.132,13 Euro. Diese Stufe erreicht man etwa nach 15 Jahren, aber je nach Leistung kann es auch schneller oder langsamer gehen.
Angesichts des zunehmenden Einsatzes von Stationsapothekern, die ja auch irgendwoher kommen müssen, besteht auf jeden Fall die Gefahr, dass Approbierte verstärkt ins Krankenhaus abwandern. Und auch Krankenkassen und die Industrie locken mit attraktiven Verdienstmöglichkeiten und Arbeitszeiten, von denen Angestellte in Apotheken nur träumen können.
Dass die Tariflöhne in den Bezirken Nordrhein und Sachsen noch niedriger sind als im Rest der Republik ist kein Trost.
In Österreich automatische Anpassungen bis 35. Berufsjahr
Der Blick ins Nachbarland Österreich ist insofern interessant, da dort die Grundgehälter zunächst tendenziell niedriger sind: im 17. Jahr ist in etwa das Niveau erreicht wie hierzulande ab dem elften Jahr. Allerdings gibt es Zulagen wie beispielweise eine Familienzulage. Zudem steigen die Gehälter auch bei erfahrenen Kolleg*innen automatisch alle zwei Jahre an. Bis 35 und mehr Dienstjahre sind berücksichtigt, da gibt es dann 6.279 Euro. Der Gehaltstarifvertrag für das Bundesgebiet (mit Ausnahme von Nordrhein und Sachsen) sieht ab dem elften Jahr keine Steigerung mehr vor.
Die Erkenntnis, dass sich bei den Gehältern etwas tun muss, damit die öffentliche Apotheke im Kampf um die Fachkräfte wieder mithalten kann, und dass, obwohl vielerorts deutlich über Tarif bezahlt wird, ist nicht neu. Vor dem Hintergrund, welche zusätzlichen Aufgaben Apotheken künftig übernehmen sollen, wäre das wichtiger denn je. Solange aber das Apothekenhonorar nicht steigt, ist das nicht drin. Der ADA-Vorsitzende Thomas Rochell lobte im DAZ-Interview explizit, dass Adexa ein gewisses Verständnis dafür aufgebracht hat, unter welchen Zwängen die niedergelassenen Kollegen derzeit stehen. Kaufen kann sich davon allerdings auch niemand was.
9 Kommentare
13. Gehalt vergessen?
von Matthias Nunkt am 22.07.2024 um 23:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: 13. Gehalt vergessen
von PtaNichtMehrLang am 23.07.2024 um 0:19 Uhr
So viel Ehrlichkeit gehört dann doch dazu ...
von Reinhard Herzog am 22.07.2024 um 8:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 5 Antworten
AW: So viel Ehrlichkeit gehört dann doch
von Julia Borsch am 22.07.2024 um 9:12 Uhr
AW: So viel Ehrlichkeit gehört dann doch
von Thomas Kerlag am 22.07.2024 um 11:43 Uhr
AW: So viel Ehrlichkeit gehört dann doch
von Apothekerin am 22.07.2024 um 13:14 Uhr
AW: So viel Ehrlichkeit gehört dann doch
von Peter am 22.07.2024 um 17:26 Uhr
AW: In der Tat nicht statthaft
von Stefan Haydn am 23.07.2024 um 17:22 Uhr
abgehängt
von Thomas Kerlag am 22.07.2024 um 7:53 Uhr
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