Studie zeigt Vorteil beim Fünf-Jahres-Überleben

Memantin und Donepezil bei Alzheimer besser kombinieren?

06.08.2024, 16:45 Uhr

In der deutschen Leitlinie wird die pharmakotherapeutische Kombinationstherapie im Hinblick auf Kognition und Bewältigung von Alltagssituationen nicht empfohlen. (Foto: Studio Romantic / AdobeStock)

In der deutschen Leitlinie wird die pharmakotherapeutische Kombinationstherapie im Hinblick auf Kognition und Bewältigung von Alltagssituationen nicht empfohlen. (Foto: Studio Romantic / AdobeStock)


Einer US-amerikanischen Studie zufolge erhöht die Kombination aus Donepezil und Memantin das Fünf-Jahres-Überleben von Alzheimer-Patienten im Vergleich zu keiner medikamentösen Therapie oder einer Monotherapie. Die deutsche Leit­linie spricht sich gegen eine Kombination von Antidementiva aus.

Die Kombination aus dem Acetylcholinesterase-Hemmer Donepezil und dem NMDA-Rezeptor-Antagonisten Memantin zur Therapie einer Alzheimer-Erkrankung wurde bereits in mehreren Studien untersucht, so etwa unter dem Gesichtspunkt, ob diese Kombination die Anzahl der Notfallaufnahmen verringert – ja – und die kognitiven Funktionen verbessert – ebenfalls ja. Unbeantwortet war bislang, ob sich die Kombination der beiden Antidementiva auf das Überleben auswirkt. 

Mit dieser Frage befassten sich die Autoren einer US-amerikanischen Studie, die das Fünf-Jahres-Überleben nach einer Alzheimer-Erstdiagnose unter einer Kombinationstherapie mit Donepezil und Memantin mit dem Fünf-Jahres-Überleben unter den jeweiligen Monotherapien und keiner medikamentösen Behandlung untersuchte. Ferner wurden mögliche additive Effekte zwischen den beiden Wirkstoffen untersucht.

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Die erforderlichen Daten wurden einer großen medizinischen Datenbank, der Oracle Electronic Health Records (EHR) Real-World Data, entnommen. Die Kohorte umfasste 12.774 Patienten, bei denen 2016 erstmals die Diagnose einer Alzheimer-Erkrankung gestellt worden war. 78% von ihnen waren fünf Jahre später noch am Leben. Rund die Hälfte der Probanden hatte keine medikamentöse Behandlung erhalten, rund 29% waren mit Donepezil, knapp 11% mit Memantin und etwas mehr als 9% mit einer Kombination beider Wirkstoffe behandelt worden. Mögliche Komorbiditäten und demografische Besonderheiten wurden bei der Datenanalyse berücksichtigt.

Kombinations­therapie in Studie überlegen

Die Kombinationstherapie war hinsichtlich des Fünf-Jahres-Überlebens sowohl den jeweiligen Monotherapien wie auch keiner medikamentösen Behandlung überlegen. Die Mortalitätsraten auf 1000 Patientenjahre bezogen lagen:

  • ohne Therapie bei 55,96,
  • unter Memantin bei 54,80
  • unter Donepezil bei 58,66
  • unter Donepezil + Memantin bei 41,47

So schnitt die Kombinationstherapie am besten ab. Dabei war die Mortalitätsrate ohne Therapie um 36% höher, die unter Memantin alleine um 32% und unter Donepezil um 42% erhöht. Die angenommene Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre zu überleben, lag ohne Therapie bei 0,780, unter der Kombinationstherapie bei 0,830, unter einer Monotherapie mit Memantin bei 0,781 und unter einer Monotherapie mit Donepezil bei 0,765. Ferner wurde im Hinblick auf das Fünf-Jahres-Überleben eine additive Wechselwirkung zwischen Donepezil und Memantin festgestellt.

Keine Kombinationstherapie laut deutscher Leitlinie

In der 2023 aktualisierten S3-Leitlinie Demenzen sprechen sich die Autoren in ihren Therapieempfehlungen gegen eine Kombination aus Donepezil und Memantin aus. Diese Empfehlung bezieht sich indes nicht auf das Überleben, sondern auf die Behandlung zum Erhalt der Kognition und der Fähigkeit zur Verrichtung von Alltagsaktivitäten. Die Autoren berufen sich dabei auf eine Metaanalyse von 13 randomisierten Studien, in der für alle Ausprägungen einer Demenz keine Überlegenheit der pharmakotherapeutischen Kombinationstherapie im Hinblick auf Kognition und Bewältigung von Alltagssituationen nachgewiesen wurde.

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Literatur

Yaghmaei E et al. Combined use of Donepezil and Memantine increases the probability of five-year survival of Alzheimer’s disease patients. Commun Med 2024, https://doi.org/10.1038/s43856-024-00527-6

S3-Leitlinie Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Version 4.0, Stand: November 2023, AWMF-Register Nr. 038-013


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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