Rezeptur

Nasalia und Otologika – praktische Tipps für die Herstellung und Beratung

06.08.2024, 09:15 Uhr

Gerade Babys leiden besonders bei einer verstopften Nase, da sie ausschließlich durch die Nase atmen. (Foto: inna717 / AdobeStock)

Gerade Babys leiden besonders bei einer verstopften Nase, da sie ausschließlich durch die Nase atmen. (Foto: inna717 / AdobeStock)


Welche besonderen Anforderungen gelten für intratympanale Otologika? Und wie klappt die Herstellung von Xylometazolin-Nasentropfen für Säuglinge richtig gut? Apothekerin Simone Gansewig gab im Rahmen des DAV-Rezeptursommers 2024 Tipps für die Herstellung und Abgabe von Nasalia und Otologika.

Rezepturen sind vor allem dann wichtig, wenn es kein Fertigarzneimittel für die gewünschte Indikation gibt oder das Fertigarzneimittel nicht lieferbar ist – wie jüngst abschwellende Nasentropfen für Säuglinge. 

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Gerade Babys leiden besonders bei einer verstopften Nase, da sie ausschließlich durch die Nase atmen und eine geschwollene Nasenschleimhaut aufgrund ihrer sehr engen Anatomie ihre Atmung und auch die Nahrungsaufnahme erheblich beeinträchtigt. Gut, wenn die Apotheke hier helfen kann und selbst Xylometazolin-haltige Nasentropfen rezepturmäßig herstellt. Wie das konkret geht, sehen Sie beim diesjährigen DAV-Rezeptursommer 2024 „Nasalia und Otologika in der Rezeptur- und Beratungspraxis“ – auch in einem Herstellungsvideo.

So gelingen abschwellende Nasentropfen für Säuglinge

Bei Xylometazolin-Nasentropfen 0,025% (ZRB N02-03) kommt den Inhaltsstoffen folgende Funktion zu:

  • Xylometazolinhydrochlorid 0,025 g: Wirkstoff
  • Natriummonohydrogenphosphat-­Dodecahydrat 0,1 g: pH-Wert-Einstellung
  • Natriumdyhydrogenphosphat-Dihydrat 0,15 g: pH-Wert-Einstellung
  • Edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung 0,1% pH-Wert 4,6 (NRF S. 18) 10,0 g: Konservierungsmittel
  • Natriumchlorid 0,8 g: Isotonisierung
  • Gereinigtes Wasser 90,325 g (zu 101,4 g): Lösungsmittel

Xylometazolinhydrochlorid, Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat, Natriumdyhydrogenphosphat-­Dihydrat und Natriumchlorid auf der Analysenwaage einwiegen und zur Inprozesskontrolle das Wägeschiffchen des Xylometazolins zurück­wiegen – der angezeigte Wert darf nicht höher sein als 1% der Wirkstoffmasse. Die Substanzen in ein Becherglas überführen und die Edetat-haltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung zugeben, und die Bestandteile mit dem Glasstab mischen.

Wichtig: Euhydrie und Isotonie

Euhydrie und Isotonie sind wichtig bei Rezepturen, die empfindliche Körperstellen berühren, wie Nasentropfen auf der Nasenschleimhaut. Allerdings liegt das Stabilitätsoptimum des Wirkstoffs Xylometazolin bei pH-Wert 1,8 – das reizt die Nasenschleimhaut. Die Lösung: Mithilfe von Puffersubstanzen lässt sich die Rezeptur auf einen pH-Wert zwischen 5,6 und 6,6 einstellen. Bei diesen Werten ist die Verträglichkeit auf der Schleimhaut deutlich besser, und Xylometazolin besitzt immer noch eine ausreichende Stabilität. Zur Erinnerung: Diese bestmögliche pH-Wertangleichung an den physiologischen pH-Wert nennt man Euhydrie.

Wichtig ist zudem Natriumchlorid, um die Rezeptur auf den physiologischen osmotischen Druck einzustellen, sodass die fertige Lösung isoton ist.

Klar, farblos, frei von ungelösten Bestandteilen

Nun wird noch das fehlende gereinigte Wasser zugesetzt und erneut gemischt: Die fertigen Nasentropfen müssen sodann klar, farblos und frei von ungelösten Bestandteilen sein. Der pH-Wert soll dann zwischen 5,6 und 6,6 liegen (Indikatorpapier). Abgefüllt werden pro Abgabegefäß 10,14 g, was 10 ml Nasentropfen entspricht. Der Aufsatz einer Dosierpumpe hilft – vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern – genau zu dosieren, da sie pro Pumpstoß genau einen Tropfen abgibt.

Wie beraten Sie gut?

Grundsätzlich gilt, dass – soll ein nasales Arzneimittel optimal wirken – dieses korrekt dosiert und verteilt wird und dass es hygienisch angewendet wird. Stimmt beispielsweise die Dosierung nicht und zu viel Nasentropfen gelangen in die Nase, erhöht dies das Risiko für unerwünschte Xylometazolinwirkungen (unter Umständen Apnoe, Koma), das Arznei­mittel fließt verstärkt in den Nasen­rachenraum ab oder tropft aus der Nase heraus. Sinnvoll sind bei der Abgabe von Nasalia in der Apotheke folglich ein paar Hinweise:

  • vor Anwendung die Nase sanft schnäuzen, um sie von Sekret zu befreien,
  • optimalerweise berührt der Aufsatz bei Applikation keine Schleimhäute,
  • Dosierung gemäß Gebrauchs­information,
  • grundsätzlich nur von einer Person zu benutzen,
  • nach Anwendung den Aufsatz mit einem sauberen Taschentuch reinigen,
  • Schutzkappe nach Gebrauch und Säuberung aufsetzen.

Manche Punkte – wie das Schnäuzen oder das nicht Berühren der Nasenschleimhaut bei Applikation – lassen sich bei der Anwendung bei Säuglingen kaum umsetzen. Wichtig ist jedoch noch der Hinweis, dass die Anwendungsdauer maximal sieben Tage sein darf, da das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid die Schlagfrequenz der Zilien herabsetzt und Xylometazolin zudem einen Gewöhnungseffekt zeigt. Nach Europäischen Arzneibuch sind Nasalia flüssige, halbfeste oder feste Zubereitungen zur Anwendung in den Nasenhöhlen. Dabei können Nasalia rein lokal wirken oder auch eine systematische Wirkung entfalten.

Bei der Herstellung Xylometazolin-­haltiger Nasentropfen für Säuglinge sind Sie nun, zumindest theoretisch, fit. Wie klappt eine mentholhaltige Nasensalbe in der Rezeptur? Und bei Ohrentropfen? Mit den gängigen Beratungstipps sind Sie sicher vertraut:

  • Ohrentropfen stets körperwarm applizieren, da ansonsten Schmerz und Schwindel durch kalte Flüssigkeiten im äußeren Gehörgang drohen,
  • Tropfspitze sollte weder Ohr noch Hände berühren,
  • seitlich liegend applizieren oder im Stehen den Kopf neigen und die Seitenlage nach Applikation für einige Minuten beibehalten,
  • Krümmung des Gehörgangs aus­gleichen: bei Erwachsenen die Ohrmuschel leicht nach hinten oben ziehen, bei Säuglingen und Kleinkindern die Ohrmuschel leicht nach hinten unten ziehen,
  • das Ohr niemals fest mit Watte verschließen, um ein feucht-warmes Milieu für Keime zu verhindern,
  • bei Mehrdosenbehältnissen das Anbruchdatum notieren, Einzeldosen nach Anwendung sofort verwerfen.

In der Regel dürften Sie vor allem Ohrentropfen abgeben, die Patienten mit intaktem Trommelfell anwenden. Der Wirkstoff wirkt lokal im äußeren Gehörgang. Leichter Hörverlust, Flüssigkeitsaustritt und Zischgeräusche bei geschlossenem Mund und zugehaltener Nase können jedoch Hinweise auf ein nicht intaktes Trommelfell sein, das erfordert unbedingt eine ärztliche Abklärung. Ist das Trommelfell nicht intakt, gelten besondere Anforderungen an wässrige Otologika, die sodann intratympanal angewendet werden:

  • steril,
  • partikelfrei,
  • isotonisch,
  • konservierungsmittelfrei,
  • abgefüllt in Einzeldosenbehältnisse und
  • ohne ototoxische Bestandteile, wie Propylenglykol.

Wichtig ist auch der Hinweis an den Kunden, dass bei Applikation ein Teil der Lösung über die Paukenhöhle und Ohrtrompeten in den Nasen­rachenraum abfließt, was den Geschmack verändern kann.

DAV-Rezeptursommer 2024 – flexibel bis zum 30. September 2024

Wenn Sie noch mehr über Nasalia und Otologika erfahren möchten, dann sind Sie beim DAV-Rezeptursommer 2024 genau richtig.

Die Inhalte: die konkrete Herstellung in vier Videos, Infos wie Nasalia und Otologika korrekt anzuwenden sind, Beratungstipps für die Apotheke, welche Hilfsstoffe in wässrigen Nasalia, Menthol und Lipide in nasalen Zubereitungen, ölige und wässrige Otologika und die Rolle des Trommelfells sowie ein kurzer Exkurs zur Sterilfiltration inklusive Bubble-Point-Test.

Die insgesamt sechs Vorträge sind bereits online, und Sie können diese völlig flexibel bis zum 30. September 2024 abrufen – in der Mittagspause, nach Feierabend, in der Bahn, am See. Für jeden Vortrag können Sie zudem einen Fortbildungspunkt bei der BAK erwerben, somit insgesamt sechs Fortbildungspunkte. Apothekerinnen und PTA, welche die DAZ abonniert oder PTAheute-Clubmitglieder sind, erhalten einen vergünstigten Abonnentenpreis (128 Euro, inkl. USt.).

Der DAV-Rezeptursommer 2024 im Überblick:

  • Nasalia und Otologika in der Rezeptur - und Beratungspraxis (Apothekerin Simone Gansewig)
  • Tabletten, Schäume, Lutscher: Neue Arzneiformen in der Rezeptur (Apotheker Dr. Robert Wulff)
  • Ausgangsstoffprüfung – was muss und wie kann geprüft werden? (Apotheker Dr. Andreas S. Ziegler)
  • Rezeptur auf E-Rezept: Was ist zu beachten? (Apothekerin Beate Riek)
  • Alles rund um die ZL-Rezepturringversuche und die Lehren daraus: (Apothekerin Prof. Dr. Mona Tawab)
  • Herstellung homöopathischer Rezepturarzneimittel (Apothekerin Dr. Jana Brüßler)

Weitere Informationen finden Sie unter www.akademie.dav-medien.de/rezeptursommer/

Literatur

Gansewig S. Nasalia und Otologika in der Rezeptur- und Beratungspraxis. Vortrag im Rahmen des DAV-Rezeptursommers 2024


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Rezeptur-Sommer

von Roland Mückschel am 06.08.2024 um 10:46 Uhr

Wozu der ganze Gockolores?

Wir haben Winter.

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