Kompetenzzentrum Palliativpharmazie

Diese Metamizol-Wechselwirkungen sollten Apothekerinnen kennen

07.08.2024, 09:15 Uhr

Basierend auf zahlreichen möglichen CYP-Interaktionen von Metamizol sind viele Arzneimittel-Wechselwirkungen denkbar. Aber welche Interaktionen sind klinisch relevant? (Symbolfoto: Pormezz / AdobeStock)

Basierend auf zahlreichen möglichen CYP-Interaktionen von Metamizol sind viele Arzneimittel-Wechselwirkungen denkbar. Aber welche Interaktionen sind klinisch relevant? (Symbolfoto: Pormezz / AdobeStock)


Das in Europa weit verbreitete Schmerzmittel Metamizol steht aufgrund seines Agranulozytose-Risikos immer wieder öffentlich in der Kritik. Aktuell wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis deshalb durch den europäischen Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) überprüft. Doch neben der gefürchteten seltenen Nebenwirkung von Metamizol gilt es auch an klinisch relevante Wechselwirkungen zu denken.

An der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin in München hat es sich das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ zum Ziel gesetzt, ärztliches Personal, Pflegekräfte und Apotheker:innen bei der medikamentösen Therapie innerhalb der Palliativmedizin zu unterstützen. In der „Frage des Monats Juli 2024“ hat sich das Team des Kompetenzzentrums die Interaktionen eines Wirkstoffes näher angeschaut, der nicht nur in der Palliativmedizin weit verbreitet ist: Metamizol. 

Dabei geht es nicht nur darum, welche Arzneimittel potenziell mit Metamizol wechselwirken können, sondern welche solcher möglichen Wechselwirkungen auch klinisch relevant sind. 

Der Grund, warum das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ aktuell auf diese Wechselwirkungen aufmerksam macht, ist, dass diese oft noch nicht in „den einschlägigen (oft englischsprachigen) Datenbanken“ erscheinen. Insbesondere bei den Wirkstoffen

  • Midazolam
  • Quetiapin
  • Sertralin und
  • Escitalopram

sollte laut dem Kompetenzzentrum an Wechselwirkungen gedacht werden. So könne Metamizol über CYP-Interaktionen die Blutspiegel von Midazolam reduzieren – und zwar über das Absetzen hinaus. Bei Quetiapin, Sertralin und Escitalopram soll der Blutspiegel sogar auf subtherapeutische Konzentrationen sinken können, heißt es unter Berufung auf verschiedene Studien.

Zudem könnten die Konzentrationen der Immunsuppressiva Ciclosporin sowie Tacrolimus und des Antidepressivums Bupropion signifikant verringert werden.

Zahlreiche weitere klinisch relevante Interaktionen sind denkbar

Basierend auf den zahlreichen möglichen CYP-Interaktionen von Metamizol (CYP3A4, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19) seien weitere klinisch relevante Interaktionen mit vielen Arzneistoffen denkbar, heißt es. Eine Auflistung für solche palliativmedizinisch relevanten Wechselwirkungen finden Sie in dem Dokument des Kompetenzzentrums. „Besonders angesichts der hohen Verordnungszahlen von Metamizol und dessen Einsatz auch bei chronischen Schmerzen sollten Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheker:innen sich dieser wichtigen Interaktionen bewusst sein“, heißt es darin abschließend.

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In der Fachinformation von Novalgin® Filmtabletten (Stand Oktober 2023) wird darauf hingewiesen, dass Metamizol in Kombination mit Bupropion, Efavirenz, Methadon, Valproat, Ciclosporin, Tacrolimus oder Sertralin deren klinische Wirksamkeit reduzieren kann. In Kombination mit Chlorpromazin könne zudem eine schwere Hypothermie auftreten. Außerdem kann Metamizol die Hämatotoxizität von Methotrexat verstärken und bei gleichzeitiger Einnahme mit Acetylsalicylsäure dessen Wirkung auf die Thrombozytenaggregation vermindern.

Zudem könnten auch labordiagnostische Untersuchungen durch Metamizol gestört werden.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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