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Könnte zukünftig ein Migräneprophylaktikum auch danach ausgesucht werden, ob die Betroffenen zusätzlich unter Akne oder Rosazea leiden? Epidemiologischen Analysen zufolge wären dann Wirkstoffe, die das calcitonin gene related peptide (CGRP) direkt abfangen oder seinen Rezeptor blockieren, die erste Wahl.
Das Neuropeptid CGRP (calcitonin gene related peptide) spielt bei Migräneattacken eine wichtige Rolle. Nach Aktivierung von Nervenfasern des Nervus trigeminus wird CGRP freigesetzt und stimuliert G-Protein-gekoppelte CGRP-Rezeptoren. Als Folge kommt es zur Relaxation der glatten Gefäßmuskeln in intrakraniellen Gefäßen, verbunden mit schmerzhaften Gefäßerweiterungen und Entzündungen. CGRP ist wahrscheinlich nicht nur in die Pathophysiologie der Migräne involviert.
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Open-label-Studie
Erenumab bei Rosazea – Migräneantikörper lindert Rötungen und Flushing
Kürzlich (DAZ 2024, Nr. 21, S. 28) berichteten wir über eine Open-label-Studie, in der der CGRP-Rezeptor-Antikörper Erenumab erfolgreich bei Rosazea-Patienten eingesetzt worden war. Erenumab linderte vor allem die belastenden Symptome Rötungen und Flushing und war dabei gut verträglich.
Großangelegte Kohortenstudie
Wahrscheinlich spielt CGRP auch bei der Akne eine Rolle. Denn CGRP-Rezeptoren werden unter anderem in Talgdrüsen exprimiert und können dort Entzündungen vorantreiben. Eine kürzlich publizierte epidemiologische Untersuchung stützt diese Hypothese. Die dafür verwendeten Patienten- und Behandlungsdaten stammen aus dem US-amerikanischen Gesundheits-Netzwerk TriNetX US Collaborative Network. Zur Behandlung der Migräne hatten die in die Untersuchung eingeschlossenen Patienten folgende Arzneimittel erhalten:
- Antikörper gegen CGRP (Eptinezumab, Fremanezumab, Galcanezumab) oder gegen den CGRP-Rezeptor (Erenumab),
- Gepante (Atogepant, Rimegepant, Ubrogepant, Zavegepant) (in der EU ist bisher Rimegepant zur Akuttherapie und präventiven Behandlung von episodischer Migräne zugelassen, Atogepant zur Prophylaxe)
- Topiramat,
- Triptane (Zolmitriptan, Naratriptan, Frovatriptan, Eletriptan, Almotriptan, Sumatriptan, Rizatriptan)
Es wurden Vergleichsgruppen gebildet, in denen sich die Migränepatienten hinsichtlich Alter, Komorbiditäten und der Einnahme von Arzneimitteln gegen andere Erkrankungen ähnelten. Ausgangspunkt für die Analyse war die erstmalige Verordnung eines der genannten Wirkstoffe. Die Beobachtungszeiträume lagen bei einem bzw. zwei Jahren, in denen die Ergebnisse jedoch vergleichbar waren.
Direkte CGRP-Hemmung effektiver
Im Vergleich mit Triptanen war die Behandlung mit einem anti-CGRP-Antikörper nach einem Jahr mit einer signifikant niedrigeren Erkrankungsrate an Akne (Hazard Ratio [HR] = 0,71, 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,60 bis 0,84) und Rosazea (HR = 0,53, 95%-KI = 0,39 bis 0,72) assoziiert. Die Wirkung der Triptane ist auch gegen CGRP gerichtet, jedoch auf indirektem Wege über eine Hemmung der Freisetzung des Peptids aus aktivierten Trigeminusnervenendigungen, vermittelt über die Aktivierung von 5-HT1B-, 5-HT1D- oder 5-HT1F-Rezeptoren.
Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich beim Vergleich der anti-CGRP-Antikörper mit Topiramat (Akne: HR = 0,82; 95%-KI = 0,69 bis 0,98; Rosazea: HR = 0,65, 95%-KI = 0,47 bis 0,90). Topiramat ist nicht in den CGRP-Pathway involviert. Obwohl sich die Wirkung der Gepante wie im Falle des Antikörpers Erenumab direkt gegen den CGRP-Rezeptor richtet, führte die Behandlung mit den Antikörpern zu niedrigeren Erkrankungsraten für Akne und Rosazea. Dabei war der Unterschied nur im Falle der Rosazea statistisch signifikant (HR = 0,61, 95%-KI = 0,43 bis 0,85). Die unerwarteten Unterschiede zwischen Antikörpern und Gepanten könnten laut den Autoren durch verschiedene Dosierungen oder Indikationen (Gepante sind auch zur Akutbehandlung der Migräne zugelassen) begründet sein. Zukünftige Untersuchungen, darunter auch große randomisierte Studien müssen nun zeigen, ob die CGRP-Hemmung auch bei Akne und Rosazea tatsächlich effektiv und sicher ist.
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Literatur
Thang CJ et al. Calcitonin Gene-Related Peptide Inhibition and Development of Acne and Rosacea. JAMA Dermatology 2024, online publiziert am 10. Juli 2024, DOI: 10.1001/jamadermatol.2024.2182
Erenumab bei Rosazea untersucht. Migräneantikörper lindert Rötungen und Flushing. DAZ 2024,Nr. 21,S. 28, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2024/daz-21-2024/erenumab-bei-rosazea-untersucht
Makrantonaki E et al. An update on the role of the sebaceous gland in the pathogenesis of acne. Dermatoendocrinol 2011;3(1):41-49
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