Prospektive Interventionsstudie mit Zuckeraustauschstoff

Erythrit könnte Thrombose-Potenzial erhöhen

Stuttgart - 20.08.2024, 10:45 Uhr

Erythrit ist etwas grobkörniger als Saccharose und besitzt etwa 50-70 Prozent von dessen Süßkraft. (Foto: vvoe / AdoebStock)

Erythrit ist etwas grobkörniger als Saccharose und besitzt etwa 50-70 Prozent von dessen Süßkraft. (Foto: vvoe / AdoebStock)


Der Zuckeraustauschstoff Erythrit konnte in einer kleinen Studie an Gesunden die Thomozytenaggregation verstärken. Dadurch könnte sich das Potenzial für Thrombosen erhöhen. 

Viele Getränke, Süßigkeiten und andere industriell gefertigte Lebensmittel werden damit beworben, keinen oder nur wenig Zucker zu enthalten. Damit es trotzdem schmeckt, werden Süßstoffe und/oder Zuckeraustauschstoffe zugesetzt. 

In einer jüngst im Fachjournal Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology erschienenen Studie kommt eine Berliner Forschungsgruppe zu dem Schluss: Der Zuckeraustauschstoff Erythrit kann bei gesunden Menschen die Aggregationsneigung der Thrombozyten verstärken. Das könnte das Risiko für Thrombosen und damit für Lungenembolie und andere Infarkte erhöhen. 

Jeweils 10 gesunden Teilnehmenden wurden entweder 30 g Erythrit oder 30 g Glucose oral verabreicht. Bei allen 10 Freiwilligen aus der Zuckeralkohol-Gruppe zeigte eine Blutanalyse, dass sich das Verklumpen der Blutplättchen verstärkt hatte. Außerdem erhöhte sich die Reaktivität der Thrombozyten. Dies wurde durch die Granula-Marker Serotonin und CXCL4 bestimmt, die in der Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielen. Durch Exozytose von Granula können Thrombozyten in den ersten Schritten der Gerinnung ihre hämostatische Wirkung entfalten. In der Glucose-Gruppe wurde kein erhöhtes Thromobosepotenzial beobachtet und auch die Granula-Marker blieben unauffällig. 

Der Konsum einer typischen Menge Erythrit (meso-1,2,3,4-Butantetrol) verstärkte also im Gegensatz zu Glucose die Aggregationsneigung der Thrombozyten, was das Thrombosepotenzial erhöhen könnte. „In Kombination mit jüngsten groß angelegten klinischen Beobachtungsstudien sowie mechanistischen In-vitro- und Tierstudien sprechen die vorliegenden Ergebnisse für eine Diskussion darüber, ob Erythrit als Lebensmittelzusatz weiterhin als ‚im Allgemeinen sicher‘ eingestuft werden kann“, so die Autoren. 

Hauptsächlich auf Grundlage epidemiologischer Studien hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA im Dezember 2023 Erythrit keinen kausalen Effekt auf die kardiovaskuläre Gesundheit bescheinigt.

Literatur 

Witkowsk M et al. Ingestion of the Non-Nutritive Sweetener Erythritol, but Not Glucose, Enhances Platelet Reactivity and Thrombosis Potential in Healthy Volunteers. Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology 2024, https://doi.org/10.1161/ATVBAHA.124.321019


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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