Zukunftsinitiative Fachkräftemangel

Ost-FDP-Papier: Kompetenzen der Apotheken erweitern

Berlin - 21.08.2024, 09:15 Uhr

Apotheken dürfen nicht reine Medikamentenabgabestelle sein, fordern führende FDP-Politiker. (Foto: DAZ / Schelbert)

Apotheken dürfen nicht reine Medikamentenabgabestelle sein, fordern führende FDP-Politiker. (Foto: DAZ / Schelbert)


Die FDP setzt ihre Bemühungen um die Apotheken fort: Führende Politiker der Partei in Ostdeutschland haben eine Zukunftsinitiative für die Gesundheitsversorgung in der Region gestartet. Den Apotheken kommt dabei eine besondere Rolle zu, deswegen muss auch ihre Vergütung angemessen geregelt werden.

Wie kann die Gesundheitsversorgung in Ostdeutschland sichergestellt werden? Das war Ende Februar Thema der Ostministerpräsidentenkonferenz (Ost-MPK). Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) zeichnete damals ein düsteres Bild, die Demografie sei „am Arbeitsmarkt und in den Versorgungsstrukturen angekommen“, in den kommenden zehn Jahren würde die Zahl der Arzt- und Zahnarztpraxen um die Hälfte sinken, sollte dem nicht entgegengesteuert werden, so Haseloff.

Die Ost-FDP startet nun eine Zukunftsinitiative zur Gesundheitsversorgung in der Region, um insbesondere den sich verschärfenden Fachkräftemangel in den Griff bekommen – die Situation der Apotheken findet darin eine hervorgehobene Berücksichtigung. Die Pläne zu Scheinapotheken ohne Apothekerinnen oder Apotheker werden abgelehnt und gefordert, dass die Politik ihrer Verantwortung nachkommen muss, „mit einer angemessenen Vergütung die Wirtschaftlichkeit von Apotheken sicherzustellen“.

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Unterzeichnet ist das Papier von Thomas Kemmerich, Vorsitzender der FDP im Thüringer Landtag, Zyon Braun, Vorsitzender der FDP Brandenburg, Anita Maaß, Vorsitzende der FDP Sachsen, Andreas Silbersack, FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag von Sachsen-Anhalt, und René Domke, Fraktionschef der FDP im Landtag Mecklenburg-Vorpommern.

Alterung in Ostdeutschland

Zur besonderen Situation in Ostdeutschland heißt es von ihnen mit Blick auf die demografische Entwicklung: „Dadurch, dass die Alterung in den ostdeutschen Bundesländern schneller voranschreitet und der Anteil der über 65-Jährigen deutlich höher als in den westdeutschen Bundesländern ist, sind bereits jetzt viele Auswirkungen dieses Wandels vor Ort zu spüren, welche erst noch auf die westdeutschen Bundesländer zukommen werden.“

Ausbildungskapazitäten ausbauen

Ein Thema stellt die FDP dabei in den Fokus: Es braucht mehr Hochschulabsolventen und Absolventen in medizinischen, therapeutischen und pflegenden Berufen, die anschließend in den ostdeutschen Bundesländern bleiben und dort tätig werden. Ein wesentlicher Punkt wäre also laut dem Papier, die Ausbildungskapazitäten in der Region auszubauen.

Darüber hinaus müssen aber auch die Rahmenbedingungen verbessert werden, um das Problem schon kurzfristig angehen zu können. Als Beispiel wird die Niederlassungsförderung in Thüringen genannt. Bis zu 40.000 Euro gibt es, wenn sich eine Apotheke oder Praxis im ländlichen Raum ansiedelt.

Apotheken stärker einbeziehen

Wegen des Fachkräftemangels will die FDP das vorhandene Personal effizienter einsetzen. Apotheken sollen auch aus diesem Grund nicht „als reine Medikamentenabgabestellen“ fungieren, sondern im Gegenteil, sie sollen „mit ihrem pharmazeutischen Wissen noch viel stärker in die Versorgung einbezogen werden“. Dies führe sowohl zu „Qualitätssteigerungen zum Wohl der Patienten als auch zu signifikanten Kosteneinsparungen für das gesamte Gesundheitssystem“.

Auch Bürokratieentlastungen stellen die Liberalen in Aussicht. Dies sei „die schnellste Form der Unterstützung“. Insgesamt sollen die Handlungsspielräume der Akteure vor Ort für „Innovationen und Kooperationen“ eröffnet werden.

„Ausbildungsgipfel Ost“

Das Problem der fehlenden (Hochschul-)Absolventen soll auf einem „Ausbildungsgipfel Ost“ angegangenen werden, einberufen von den Wissenschafts- und Gesundheitsministern der ostdeutschen Bundesländer und unter Beteiligung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Ziel muss es sein, einen klaren Studienkapazitätsausbaupfad festzulegen, der als Grundlage eines novellierten Hochschulpaktes dient“, fordern die Unterzeichner des FDP-Papiers.

Das Papier zeige einmal mehr, dass man mit konkreten Antworten auf die Herausforderungen in der Versorgung reagiert, erklärte der Thüringer FDP-Gesundheitspolitiker Robert-Martin Montag gegenüber der DAZ an diesem Mittwoch. Die Länder müssten bei diesem Thema zusammenstehen. Das Papier betone wiederholt, dass die Sicherung der Versorgung in der Fläche mit der Apotheke vor Ort beginne.

Es sei auch kein Zufall, dass diese Ideen aus dem Osten kommen, denn hier sei man „zu Innovation gezwungen“, so Montag. Als FDP wolle man Lösungen finden, die auch für andere Regionen einen gangbaren Weg darstellen.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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