Humane Papillomviren (HPV)

Kann man auch therapeutisch gegen Gebärmutterhalskrebs impfen?

Stuttgart - 22.08.2024, 13:45 Uhr

Am 14. August meldeten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), ein völlig neues Impfkonzept gegen HPV entwickelt zu haben: cPANHPVAX. (Symbolfoto: Sherry Young / AdobeStock)

Am 14. August meldeten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), ein völlig neues Impfkonzept gegen HPV entwickelt zu haben: cPANHPVAX. (Symbolfoto: Sherry Young / AdobeStock)


Wer aufgrund seines Alters oder anderen Gründen nie gegen humane Papillomviren (HPV) geimpft wurde, hat sich vielleicht schon einmal gefragt, ob eine Impfung auch noch bei bereits vorhandenen HPV-Läsionen helfen kann. Bislang lautet die Antwort eher nein. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) arbeitet die Forschung aber an therapeutischen HPV-Impfstoffen.

Im März 2007 empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut erstmals die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) für alle Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. So sollen auch heute noch HPV-assoziierte Tumoren verhindert werden. Mittlerweile wird die HPV-Impfung für alle Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen neun und 14 Jahren empfohlen. Auch Personen über 18 Jahren könnten noch von einer Impfung profitieren – sind sie jedoch bereits mit HPV infiziert, ist die Wirksamkeit der Impfung laut STIKO reduziert [1].

Wer aufgrund seines Alters oder anderen Gründen nie gegen HPV geimpft wurde, könnte sich fragen, ob eine Impfung auch noch bei bereits vorhandenen HPV-Läsionen helfen kann. Die S3-Leitlinie "Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien“ rät von einer solchen HPV-Impfung „mit dem Ziel eines therapeutischen Nutzens“ ab. Allerdings kann die Impfung laut Leitlinie zur Reduktion der Wiedererkrankungsrate auch bei impfnaiven Frauen erwogen werden [2]. Dennoch ist „die Bedeutung einer prophylaktischen HPV-Impfung nach einer abgeschlossenen Zervixkarzinombehandlung“ unklar [3].

Nun meldeten am 14. August 2024 Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum ein völlig neues Impfkonzept entwickelt zu haben, das in präklinischen Studien auch therapeutisch wirken soll [4].

Als Basis für die Suche nach einem therapeutischen HPV-Impfstoff diente der prophylaktische Impfstoff mit dem Namen PANHPVAX. Dieser „hat sich in der klinischen Prüfung der Phase I schon als sicher erwiesen und induziert schützende Antikörper gegen alle krebserregenden HPV sowie auch gegen einige kutane Papillomviren“, heißt es in einer Pressemitteilung des DKFZ. Zur Weiterentwicklung haben die Forscher nun dem Impfstoff PANHPVAX das Protein E7 der beiden Hochrisiko-Typen HPV16 und HPV18 hinzugefügt. Weil das Protein sehr früh im Verlauf einer HPV-Infektion gebildet werde, sei es „ein ideales Ziel“, um eine zelluläre Immunantwort anzuregen, sodass infizierte Zellen eliminiert werden. In Mäusen soll der neue Impfstoff cPANHPVAX schließlich zytotoxische T-Zellen gegen das HPV16-Protein E7 aktiviert haben, sodass der Impfstoff in Zukunft auch in klinischen Studien erprobt werden soll, heißt es.

Die Wissenschaftler hoffen, mit ihrer Entwicklung vor allem in Entwicklungsländern künftig zur Steigerung der HPV-Impfrate beitragen zu können [4, 5]:


„Unser großes Ziel ist es, weltweit die Impfraten gegen HPV zu steigern, vor allen auch in Ländern, die nur über geringe Ressourcen verfügen. Unser neuer, hitzestabiler Impfstoff ist günstig zu produzieren, schützt vor allen krebserregenden HPV-Typen und kann durch Kombination durch die Integration von E7 möglicherweise bereits existierende Infektionen neutralisieren.“

Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Nr. 48 vom 14.08.2024


Literatur 

[1] Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, Epidemiologisches Bulletin 4/2024, Abruf 21.08.2024, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/04_24.pdf?__blob=publicationFile

[2] S3-Leitlinie Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien. Stand: 01.05.2020, gültig bis: 30.04.2025, register.awmf.org/de/leitlinien/detail/082-002 

[3] S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, Stand:10.03.2021, gültig bis:31.10.2025 (in Überarbeitung), register.awmf.org/de/leitlinien/detail/032-033OL

[4] Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Nr. 48 vom 14.08.2024, www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2024/dkfz-pm-24-48-Neuer-Impfstoff-gegen-Gebaermutterhalskrebs-soll-auch-therapeutisch-wirken.php

[5] Xueer Zhao, Yeru Zhang, Oscar Trejo-Cerro et al. A safe and potentiated multi-type HPV L2-E7 nanoparticle vaccine with combined prophylactic and therapeutic activity
NPJ Vaccines 2024, DOI 10.1038/s41541-024-00914-z.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.