Apothekenprotest in Dresden

Wenn die Technik versagt, geht es um „Manpower“

Berlin - 29.08.2024, 09:15 Uhr

Technische Ausfälle konnten die sonnig-kämpferische Stimmung in Dresden nicht verhageln. (Foto: DAZ)

Technische Ausfälle konnten die sonnig-kämpferische Stimmung in Dresden nicht verhageln. (Foto: DAZ)


In Dresden und Erfurt wurden die Apothekenproteste von sommerlicher Hitze und technischen Systemstörungen auf die Probe gestellt. Die Apothekerschaft hielt Stand. Der Moderator und Apotheker Stephan Torke legte sich dafür ordentlich ins Zeug. 

Bei bestem Freibadwetter hatten sich Apotheker und Apothekerinnen aus vielen Teilen des Bundesgebiets am Mittwoch in Dresden versammelt, um gegen die Apothekenreformpläne aus dem Hause Lauterbach zu protestieren. Laut Angaben der Polizei kamen hier etwa 1.000 Menschen zusammen. Eigentlich sollten die Protestierenden in Erfurt und Dresden per Teleschaltung miteinander ihren Protest vereinen. Doch als wäre es ein böses Omen für die drohende Apotheke ohne Apotheker*innen – mit per Video abrufbaren Approbierten –, brach das System zusammen. Dann war „Manpower“ gefragt. Damit die vielen Demo-Teilnehmer*innen nicht die offenbar überlasteten Datenwege blockierten, wurde ein kollektiver „Flugzeugmodus“ für alle Smartphone-Nutzer*innen von der Veranstaltungsleitung durchgesetzt. Daraufhin lief die Live-Schaltung für kurze Zeit flüssig, brach dann aber wieder zusammen. 

Retten musste dann der Moderator, Demo-Animator und Apotheker Stephan Torke. Da die meisten Reden aus Erfurt aufgrund der technischen Störung nicht verständlich in Dresden ankamen, sprang er ein und konnte die Protestierenden mit spontanen Redebeiträgen am Puls des Publikums und eigens komponierten Rap-Songs aus dem Apothekenuniversum bei bester Laune halten.

Stimmen aus den Vor-Ort-Apotheken

Die DAZ hat sich unter den Protestierenden umgehört, was sie an solch einem heißen Tag davon abhielt, ins Freibad zu gehen. Das Team der Stadtapotheke Altenberg beklagte die weiterhin bestehenden Lieferengpässe. Die Apotheke befinde sich in ländlichem Gebiet. Müsste sie schließen, müssten viele Menschen aus der Region 30 oder 40 Kilometer weit fahren, um zur nächsten Apotheke zu gelangen. Das Team ist zur Demo gefahren, um ein deutliches Zeichen gegen Lauterbachs Pläne zur Schaffung „nicht voll funktionsfähiger Apotheken“ zu setzen.

Das Team der Lipsia-Apotheke aus Leipzig will, dass dringend etwas verändert wird. Die Bewältigung der Lieferengpässe erfordere gegenwärtig enorme Ressourcen, sagen sie. Die Anforderungen an die Apotheken wachsen. „Wir kommen um eine Honorarerhöhung nicht herum“, so die Leipziger*innen. 

Auch Michael aus der Concordia-Apotheke in Plauen hat ein Anliegen, für das es sich lohnt, die Badehose gegen Demo-Outfit und ein selbst gemaltes Plakat zu tauschen. Er ist PTA-Auszubildender im zweiten Lehrjahr, hat nach eigener Aussage viel Spaß an seiner Ausbildung. Gerade deshalb möchte er sich dafür starkmachen, dass andere junge Menschen sich für diesen Berufsweg entscheiden – allerdings kann nach aktuellem Stand im kommenden Jahr in Plauen kein weiter Jahrgang für PTA-Azubis starten. Im Moment ist der PTA-Beruf zudem vergleichsweise schlecht bezahlt. Um das zu ändern, ist Michael nach Dresden gereist.

Setzt sich für mehr PTA-Ausbildungsplätze ein: Michael aus Plauen. (Foto: DAZ)

Vom Jammern zu etwas Positivem

Und auch der Showmaster der Veranstaltung hat der DAZ die Gründe für sein Engagement beim Protest offengelegt. Nachdem die Videoschaltung aus Erfurt immer wieder zusammengebrochen war, musste Moderator Stephan Torke mit spontanen Entertainer- und Apothekerqualitäten einspringen, um die Masse bei Laune zu halten. 

Torke ist seit sieben Jahren selbstständiger Apotheker in Freital. Aufgrund einer nach eigener Aussage guten Nachfrage in der Region konnte er vor drei Jahren seine Betriebsstätte erweitern. Torke fühlt sich wohl darin, neben der Rolle als Apotheker auch als Entertainer und Apotheken-Aktivist wirken zu können. 

Darüber hinaus ist er Musiker und hat sich vor einigen Jahren auf dem Nachhauseweg überlegt, Rap-Songs über Apotheken-Themen zu komponieren. Vier dieser Lieder sind bisher entstanden. Torke nimmt darin auch Bezug auf die Forderungen des aktuellen Protests, unterstützt diese künstlerisch. Er wollte damit den Weg bereiten von „wir jammern zu etwas Positivem“, und das kam gut an, auch unter den Protestierenden.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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