Der Menstruationszyklus beschreibt die zyklischen, hormonell beeinflussten Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, die Reifung einer Eizelle im Eierstock und die damit verbundenen Veränderungen im Körper. Im Durchschnitt dauert ein Menstruationszyklus zwischen 25 und 35 Tagen. Er beginnt mit dem ersten Tag der letzten Periodenblutung und endet mit dem Tag vor der nächsten Blutung. Schwankungen sind keine Seltenheit und kommen in etwa 80% der Zyklen vor [1, 2, 4]. Der Menstruationszyklus gliedert sich in die Follikelphase, in der eine Eizelle heranreift, anschließend kommt es zum Eisprung, auch Ovulation genannt, bei dem die reife Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wird. Die Lutealphase beschreibt den Zeitraum nach dem Eisprung bis zum Einsetzen der Menstruation. Findet nach dem Eisprung keine Befruchtung statt, kommt es am Ende der Lutealphase zur Ablösung der Gebärmutterschleimhaut und zum Einsetzen der Menstruationsblutung. Diese Blutung dauert im Durchschnitt drei bis sieben Tage, wobei Abweichungen möglich sind. Grundsätzlich gilt der Menstruationszyklus als Indikator für Gesundheit und Fruchtbarkeit [1, 2].
Neue Übersichtsarbeit schafft mehr Klarheit
Anekdotische Berichte, dass sich der Menstruationszyklus verändert, haben sich seit der Einführung der COVID-19-Impfstoffe gehäuft. So wurden Veränderungen der Blutungsdauer, der Blutungshäufigkeit, der Regelmäßigkeit und der Blutungsmenge beschrieben. Auch über atypische Blutungen, beispielsweise bei Personen in der Postmenopause, wurde berichtet. Die wissenschaftliche Datenlage zu diesem Thema war jedoch zum Teil widersprüchlich und kausale Zusammenhänge waren oft schwer nachzuweisen [3].
Im Rahmen einer US-amerikanischen Übersichtsarbeit werteten Forschende die aktuelle Literatur aus, ob Veränderungen im Menstruationszyklus mit COVID-19-Impfungen zusammenhängen. Insgesamt schloss die Autorengruppe 53 Studien in ihre Auswertung ein. Dabei handelte es sich um elf prospektive Kohortenstudien, elf retrospektive Kohortenstudien und 31 Querschnitts- oder retrospektive Fall-Kontroll-Studien. Sowohl mRNA- als auch nicht-mRNA-Impfstoffe waren in den Studien vertreten.
Zykluslänge kann sich kurzfristig verändern
Die COVID-19-Impfung kann bei Erwachsenen vorübergehend zu einem längeren Menstruationszyklus führen. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob ein mRNA-Impfstoff oder ein Impfstoff auf Basis attenuierter Viren verwendet wurde. Dagegen scheint der Zeitpunkt der Impfung von bedeutend zu sein. Wird die Impfung in der Follikelphase, also vor dem Eisprung, verabreicht, ist es wahrscheinlicher, dass die Länge des aktuellen Zyklus beeinflusst wird. Eine Impfung, während der Lutealphase, also nach dem Eisprung, ist mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Veränderungen der Zykluslänge assoziiert. Außerdem scheinen Personen mit einem längeren Zyklus anfälliger für impfbedingte Zyklusveränderungen zu sein. Obwohl vorübergehende und geringfügige Veränderungen der Zykluslänge für die medizinische und wissenschaftliche Fachwelt von geringer klinischer Bedeutung sind und keinen Handlungsbedarf nach sich ziehen, können sie Betroffene verunsichern und das Impfverhalten beeinflussen [4].
Kein Einfluss auf Zyklus und Zwischenblutungen
Ein kausaler Zusammenhang zwischen der COVID-19-Impfung und einem unregelmäßigen Zyklus sowie Zwischenblutungen lässt sich aus den vorliegenden Studien jedoch nicht ableiten. Weder in einer schwedischen Kohortenstudie noch in amerikanischen oder britischen Studien konnte ein ursächlicher Zusammenhang nachgewiesen werden.
Verstärkte Periodenblutung als Nebenwirkung
Wie Personen die Intensität und Menge der Periodenblutung bewerten ist subjektiv und kann variieren. Ein persönlicher Ausgangswert dient daher dazu, eine Veränderung zu beurteilen. Einige Studien beschreiben nach einer COVID-19-Impfung stärker ausgeprägte Periodenblutungen, während andere Studien keine nachweisen konnten. Obgleich die Literatur insgesamt widersprüchliche Ergebnisse liefert, haben einige Hersteller eine starke Menstruationsblutung als mögliche Nebenwirkung ihrer mRNA-COVID-19-Impfung aufgeführt.
Menstruationsbedingte Schmerzen und Endometriose
Menstruationsbedingte Schmerzen treten im Bereich des Beckens auf und beginnen in der Regel um die Zeit der Periode. In der Literatur finden sich zum Thema Menstruationsschmerzen und COVID-19-Impfung zum Teil widersprüchliche Aussagen. Einige Studien beschreiben, dass Schmerzen mit der COVID-19-Impfung zusammenhängen, während andere dies nicht bestätigen können. Insbesondere scheinen Personen mit Endometriose nach der COVID-19-Impfung häufiger von Zyklusanomalien wie Schmerzen, Müdigkeit oder Zyklusunregelmäßigkeiten betroffen zu sein. Endometriose ist eine relativ häufige gynäkologische Erkrankung, bei der die Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter vorkommt und mit entzündlichen Prozessen einhergeht. Beschwerden wie Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen können im Rahmen einer Endometriose auftreten. Es gibt Hinweise darauf, dass Personen, die wegen einer Endometriose hormonell behandelt werden, nach einer COVID-19-Impfung weniger anfällig für Menstruationsbeschwerden sind. Dies deutet auf einen möglichen protektiven Effekt von Östrogen oder Gestagen hin.
Datenlage bei Jugendlichen, bei hormoneller Verhütung und nach den Wechseljahren
Insgesamt gibt es wenige Daten, wie eine COVID-19-Impfung sich auf den Zyklus von Jugendlichen auswirkt. Zwar deuten zwei Studien darauf hin, dass auch Jugendliche von bestimmten Zyklusveränderungen nach einer COVID-19-Impfung betroffen sein könnten, jedoch ist der Zyklus in dieser Population recht häufig unregelmäßig, sodass eine abschließende Beurteilung nicht möglich ist. Menschen, die hormonell verhüten, scheinen insgesamt weniger von Zyklusveränderungen nach einer Impfung betroffen zu sein. Die hormonelle Kontrazeption kann unterschiedlich aussehen. Sie kann in der alleinigen Verabreichung von Gestagenen bestehen, aber auch in einer Kombination von Gestagen und Östrogen.
Obwohl die jeweiligen Arten nicht einzeln untersucht wurden, scheint eine Verhütung nur mit Gestagen mit einer erhöhten Blutungsmenge nach der Impfung verbunden zu sein. Östrogen-haltige Kontrazeptiva scheinen hingegen einen schützenden Effekt gegen Zyklusschwankungen nach der COVID-19-Impfung vorzuweisen.
Nach der Menopause, wenn die letzte Menstruation mindestens zwölf Monate zurückliegt, scheint ein erhöhtes Risiko für vaginale Blutungen nach einer COVID-19-Impfung vorzuliegen. Diese Information ist für postmenopausale Personen wichtig, um ein solches Ereignis als mögliche Nebenwirkung richtig interpretieren zu können [4].
Einfluss auf mögliche Schwangerschaften?
In einer Studie wurde untersucht, ob mRNA-Impfstoffe die Einnistung von Embryonen beeinflussen können. Unabhängig von der Anzahl der verabreichten Impfdosen konnte kein negativer Effekt auf die Embryoimplantation nachgewiesen werden. Die Rate erfolgreicher Implantationen und klinisch bestätigter Schwangerschaften war bei den mit mRNA-Impfstoffen geimpften und den nicht geimpften Kontrollgruppen gleich. Die Empfänglichkeit des Endometriums für die Einnistung einer Schwangerschaft scheint also durch die Impfung nicht beeinträchtigt zu werden [5].
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