Ernst-Dietrich-Ahlgrimm-Medaille der Apothekerkammer Hamburg

Ehrung für Siemsen – Ideen von Gnekow

Hamburg - 05.09.2024, 09:15 Uhr

Ehrenpräsident der Apothekerkammer Hamburg, Kai-Peter Siemsen. (Foto: privat)

Ehrenpräsident der Apothekerkammer Hamburg, Kai-Peter Siemsen. (Foto: privat)


Ehrenpräsident Kai-Peter Siemsen wurde am Dienstag von der Apothekerkammer Hamburg mit der Ernst-Dietrich-Ahlgrimm-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Bei dieser Gelegenheit forderte er Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoǧuz auf, die Patienten vor der geplanten Apotheken-Reform zu schützen. Zugleich betonte Holger Gnekow, sein Nachfolger als Kammerpräsident, die Bedeutung der pharmazeutischen Dienstleistungen für die Zukunft der Apotheken. Dazu gehören für ihn auch neu definierte Leistungen anstelle von Gesundheitskiosken und zum Umgang mit Hochpreisern. 

Mit der in diesem Jahr begonnenen Amtsperiode hat die Apothekerkammer Hamburg eine Delegiertenversammlung als Beschlussgremium eingeführt, aber einmal im Jahr soll es weiterhin eine Vollversammlung als Informationsveranstaltung geben. Bei der ersten Versammlung dieser Art stand am Dienstagabend die Ehrung des früheren Kammerpräsidenten und neuen Ehrenpräsidenten Kai-Peter Siemsen im Mittelpunkt. Doch es ging auch allgemein um die Zukunft der Apotheken und speziell um den Notdienst in Hamburg.

Neue Inhalte für pharmazeutische Dienstleistungen

Zunächst berichtete Kammerpräsident Holger Gnekow über den Stand der Gesetzgebung für die Apotheken-Reform und präsentierte eigene Gedanken zur Zukunft der Apotheken. Die Apotheken müssten inhaltliche Angebote machen – dazu würden sich die pharmazeutischen Dienstleistungen anbieten. Neben den bisherigen Leistungen, insbesondere zur Förderung der Adhärenz, und den geplanten Neuerungen durch das „Gesundes-Herz-Gesetz“ sollte es ganz neue Konstruktionen geben. Gnekow empfahl anstelle von Gesundheitskiosken die diesbezüglichen, bereits von Apotheken erbrachten Leistungen zu standardisieren und damit als pharmazeutische Dienstleistungen abrechenbar zu machen. 

Weitere Leistungen böten sich in der telepharmazeutischen Versorgung an. Die Apotheken könnten auch für die Notfallversorgung mehr bieten, wenn Warenlagerdaten zur Verfügbarkeit von Arzneimitteln genutzt werden. Das sei besser als Parallelstrukturen mit neuen Arzneimittellägern aufzubauen. In einem weiteren Schritt könnten solche Daten genutzt werden, um Lieferengpässe zu managen. Damit könnten die Vor-Ort-Apotheken der Politik Leistungen bieten, die keine andere Institution erbringen kann. Das gelte auch für den Umgang mit hochpreisigen Arzneimitteln. Die Apotheken könnten dafür sorgen, dass diese Produkte optimal und damit auch kostengünstig für die Krankenkassen eingesetzt werden, erläuterte Gnekow. Auch dies könnte eine abrechenbare Leistung werden.

Ab 2025 Geodaten-basierter Notdienst in Hamburg

Zur Arbeit der Kammer berichtete Gnekow über die inzwischen beschlossene neue Notdienstverteilung für Hamburg, die Anfang 2025 wirksam wird. Wie in immer mehr Kammern werden dann auch die Notdienste in Hamburg auf der Grundlage von Geodaten verteilt. Bisher gibt es in Hamburg einen inneren und einen äußeren Bereich, wobei die Apotheken im inneren Bereich weniger Dienste versehen. Künftig erwartet Gnekow für alle Hamburger Apotheken zusammen etwa zehn Prozent weniger Notdienste und eine tendenziell ausgeglichenere Verteilung, ohne dass dadurch die Wege zu den Apotheken weiter werden. 

Weitere Entlastungen wären zu erwarten, wenn an den Landesgrenzen Synergien mit den benachbarten Bundesländern entstehen. Dazu müsste die gleiche Software genutzt werden. Hamburg habe sich für die Software „sberg“ entschieden, die in den vorigen Jahren von mehreren Kammern eingeführt wurde. Schleswig-Holstein nutzt schon seit längerer Zeit eine andere Software, in Niedersachsen steht eine Entscheidung aus.

Chancen und Grenzen der KI

Prof. Dr. David Matusiewicz betonte in einem Vortrag zur „Apotheke der Zukunft“ die Bedeutung der KI und prognostizierte künftig deutlich schnellere Veränderungen in den Apotheken als bisher. Die KI werde viele Vorgänge unterstützen, aber den Heilberuflern nicht die Verantwortung abnehmen. Siemsen gab zu bedenken, wie das gelingen könne, wenn hinter der KI internationale Großkonzerne stehen, die schon heute kaum zu regulieren seien.

Ehrung für Siemsen und Mahnung an SPD-Politikerin

Anschließend erhielt Siemsen, der auf der konstituierenden Sitzung der neuen Kammerdelegiertenversammlung am 17. Januar 2024 zum Ehrenpräsidenten der Kammer ernannt worden war, die Ernst-Dietrich-Ahlgrimm-Ehrenmedaille der Apothekerkammer Hamburg. Gnekow blickte auf die umfangreiche berufspolitische Arbeit von Siemsen zurück und erinnerte dabei auch an dessen frühes Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit bei der Verbrauchermesse „Du und Deine Welt“. 

Für die Politik sprach die Bundestagsvizepräsidentin und Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Aydan Özoǧuz und würdigte Siemsen als streitbaren und für seinen Beruf brennenden Interessenvertreter. Ursula Funke, Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer, hob das Wirken von Siemsen in der ABDA und der Bundesapothekerkammer hervor und betonte die gute persönliche Zusammenarbeit.

Für die Bundesebene der Apothekerschaft würdigte auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening den Geehrten in einem Brief, der von Dr. Dorothee Dartsch, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Hamburg, verlesen wurde. Dr. Lutz Schehrer, Vorstandsmitglied des Hamburger Apothekervereins, hob die respektvolle Zusammenarbeit mit dem Verein hervor.

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Siemsen dankte allen Wegbegleitern und würdigte Ernst-Dietrich Ahlgrimm, den Namensgeber der Ehrung, als sehr weitsichtige Persönlichkeit, auch mit Blick auf die Bedeutung von Europa. In seiner Replik ging Siemsen besonders auf Özoǧuz ein. Es habe ihn beeindruckt, wie viel Zeit sie sich bei einem Besuch für die Apotheken genommen habe. Mit Blick auf ihre Partei führte Siemsen jedoch aus, dass wohl auch die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für die jüngsten schlechten Wahlergebnisse der SPD verantwortlich sei. Denn die Menschen würden erleben, dass sie keine Arzttermine bekommen und dass Arzneimittel nicht lieferbar sind. Daraufhin forderte er Özoǧuz auf, sie möge sich schützend vor die Patienten stellen, um sie vor der geplanten Apotheken-Reform zu bewahren.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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