Ständige Erreichbarkeit stresst
Trotzdem wird es immer Apothekenmitarbeitende geben, die sich von einer möglichen ständigen Erreichbarkeit nach Dienstschluss überfordert oder gestresst fühlen. Vor allem für Menschen, die schlecht „Nein“ sagen oder sich nur unzureichend von beruflichen Belangen abgrenzen und das Handy auch mal klingeln lassen können, kann ein Work-Life-Blending belastend sein. Viele Angestellte befinden sich so in ständiger Habachtstellung und einer Art „Rufbereitschaft“ in ihrer Freizeit. Die gearbeiteten Stunden daheim werden dazu oftmals nicht notiert, so dass Überstunden anfallen, die aber weder abgefeiert noch vergütet werden.
Da der überwiegende Großteil an Apothekenmitarbeitern kein Firmenhandy besitzen wird, kann es zudem schwierig sein, Nachrichten in der apothekeneigenen WhatsApp-Gruppe auf dem privaten Handy zu ignorieren.
Gegner des Work-Life-Blendings führen deshalb an, dass notwendige Erholungs- und Regenerationsphasen gestört werden können. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Entspannung der Mitarbeitenden, sondern kann im Privatleben auch zu Konflikten führen, wenn etwa Störungen im Urlaub zum Normalfall werden. Apothekeninhaber sollten sich darum gut überlegen und auch genau definieren, wie weit ein angestrebtes Work-Life-Blending gehen darf, ohne Gefahr zu laufen, dass es zum Wegbereiter für Burn-outs der Mitarbeiter wird.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Apothekeninhaberinnen sorgfältig überlegen müssen, in wie weit sie einem Work-Life-Blending Einzug in den Apothekenalltag und die Freizeit ihrer Mitarbeitenden gewähren sollen. Sie sollten sich fragen, ob das Konzept unterm Strich möglicherweise mehr schaden als nützen könnte. Erfahrungsgemäß wird mehr Berufliches das Private erreichen als umgekehrt. Es besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter ausgenutzt werden oder sich selbst ausbeuten. Die Apothekengewerkschaft Adexa riet aus diesem Grund bereits vor einigen Jahren dazu, äußerste Vorsicht in Bezug auf das Work-Life-Blending in der Apotheke walten zu lassen. Nicht zuletzt, da die Auswirkungen auf die Mitarbeitergesundheit und die Arbeitseffektivität erheblich sein können.
Literatur
Nissen, R, Gabler Wirtschaftslexikon: Humanisierung der Arbeit, Gabler Wirtschaftslexikon, abgerufen am 26.07.2024
Madel, M, Deutsche Apotheker Zeitung (2015): Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance, abgerufen am 26.07.2024
Freudenfeld, M, Dr. Joachimsthaler, S.: Deutsche Apotheker Zeitung (2015): Work-Life-Blending, abgerufen am 26.07.2024
Joachimsthaler, S: Deutsche Apotheker Zeitung (2015): Schöne neue Welt oder Selbstausbeutung? abgerufen am 26.07.2024
Warkentin, N: Karrierebibel (2023): Work-Life-Blending: Bedeutung, Vor- & Nachteile + Tipps, abgerufen am 26.07.2024
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