Zusammenschluss der Gesundheitsberufe

„Bündnis Gesundheit“ fordert Krisengipfel im Kanzleramt

Berlin - 20.09.2024, 13:15 Uhr

Vertreter*innen vom „Bündnis Gesundheit“:  V. r. Samir Rabbata, Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation der BÄK, BÄK-Präsident Klaus Reinhardt, Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe, Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten. (Foto: IMAGO / Jürgen Heinrich)

Vertreter*innen vom „Bündnis Gesundheit“:  V. r. Samir Rabbata, Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation der BÄK, BÄK-Präsident Klaus Reinhardt, Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe, Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten. (Foto: IMAGO / Jürgen Heinrich)


Um einer Erosion der Gesundheitsversorgung entgegenzuwirken, haben sich 40 Fachverbände der Gesundheitsberufe zusammengeschlossen und in einem Thesenpapier ihre Forderungen an die Politik formuliert. Diese wollen sie bei einem Krisengipfel im Kanzleramt erörtern. Auch ABDA und Adexa gehören dem „Bündnis Gesundheit“ an.

Das „Bündnis Gesundheit“ fordert einen Gesundheitsgipfel im Kanzleramt, um unter Einbeziehung aller Gesundheitsberufe Lösungsansätze für die bevorstehenden Herausforderungen im Bereich der Versorgung zu entwickeln. Zu dem Bündnis gehören insgesamt 40 Organisationen, die mehr als vier Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen vertreten. Auch ABDA und Adexa gehören dazu.

Mehr zum Thema

Vor allem die „doppelte demographische Krise“ gefährde alle Bereiche der Gesundheitsversorgung: Einerseits steigt in einer älter werdenden Gesellschaft der Versorgungsbedarf, gleichzeitig erreichen immer mehr Fachkräfte das Rentenalter. „Das Gesundheitswesen ist in einem kritischen Zustand. Der Teufelskreis von Überlastung, Erschöpfung und Abwanderung von Fachkräften in andere Berufe konnte bisher nicht durchbrochen werden. In seiner derzeitigen Verfassung wäre das Gesundheitssystem nicht in der Lage, eine gesundheitliche Krise größeren Ausmaßes zu bewältigen“, sagte die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, in einer Pressemitteilung des Bündnisses.

Strukturreformen sind unumgänglich

Für den geplanten „Krisengipfel“ wurde ein gemeinsames Thesenpapier formuliert und an das Kanzleramt übermittelt. An der Erstellung der Thesen war auch der Präsident der Bundesapothekerkammer, Thomas Benkert, beteiligt. Darin machen die Vertreter*innen der Gesundheitsberufe deutlich, dass strukturelle Reformen unumgänglich sind: „Mehr Geld allein wird die Probleme im Gesundheitswesen nicht lösen.“ Vor dem Hintergrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen müssten diese im Rahmen verstärkter interprofessioneller und sektorenverbindender Kooperation effizienter genutzt werden, heißt es. Darüber hinaus seien in jedem Bereich der Versorgung separate Strukturreformen nötig.

Nachwuchs sichern

Die Nachwuchsproblematik ist eine der zentralen Herausforderungen. Hierfür fordert das „Bündnis Gesundheit“ eine multimediale Werbungs-Offensive und einen Ausbau der Studienkapazitäten für die Gesundheitsberufe. Zudem müsse die Integration ausländischer Fachkräfte gefördert werden.

Entkommerzialisierung, Digitalisierung, Gesundheitskompetenz

Als Leitlinie der Versorgung müsse das „Primat des Patientenwohls“ gelten und nicht Profitinteressen: „Die Kommerzialisierung im Gesundheitswesen muss beendet werden.“

Ein weiterer zentraler Punkt des Thesenpapiers ist die Digitalisierung: Diese sei der „Schlüssel für eine bedarfsgerechte Patientensteuerung und effiziente Versorgungsstrukturen“. Der gegenwärtige Stand der Digitalisierung in Deutschland sei ein „Armutszeugnis“. Deshalb fordert das Bündnis eine „stabile, störungsfreie Telematikinfrastruktur sowie praxistaugliche und bedarfsgerechte digitale Anwendungen sowie einen gleichberechtigten Zugriff.“

Um das Gesundheitssystem zu entlasten, sei es zudem notwendig, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu steigern. Das Bündnis fordert die feste Integration von Gesundheitsbildung in den Schulunterricht.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, zeigte sich zuversichtlich, dass der Bundeskanzler auf das Gesprächsangebot und die Forderungen des Bündnisses eingehen wird: „Wenn sich die Spitzenorganisationen aus dem Gesundheitswesen in einem so großen Bündnis zusammenschließen, sollte die Politik das ernst nehmen und sich den gesundheitspolitischen Herausforderungen stellen.“


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.