ABDA-Facebooktalk

„Der Politik ist klar, dass wir mehr Geld brauchen“

Berlin - 01.10.2024, 10:45 Uhr

Fordert, dem BMG nicht auf den Leim zu gehen: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)

Fordert, dem BMG nicht auf den Leim zu gehen: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)


Wann gibt es neue Proteste? Macht die ABDA genug bezüglich der Honorarfrage? Und wie geht es eigentlich weiter mit der Apothekenreform? ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening stellte sich an diesem Montagabend im Livetalk den Fragen der Apothekerschaft.

In der kommenden Woche werden sich Delegierte aus 34 Apothekerkammern und -verbänden auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) in München treffen und über ihre Belange diskutieren. Für die Standesvertretung ist das Anlass, noch einmal in den Austausch zu treten und so wendete sich ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening an diesem Montagabend in einem Facebooktalk an die Apothekerschaft.

Gemeinsam mit Kommunikationschef Benjamin Rohrer ließ sie eingangs kurz die Zeit seit dem DAT 2023 passieren, vor dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Eckpunkte für seine Apothekenreform vorgestellt hatte. Seither hänge diese wie ein „Damoklesschwert“ über der Apothekerschaft.

Sie erinnerte daran, dass die Inhalte des Gesetzes immer noch gefährlich seien, auch wenn es aktuell in der Schwebe stehe. „Bleiben sie dabei“, sagte Overwiening und wiederholte, dass man sich in einem „Marathon“ befinde. Die Apothekerschaft müsse sich weiter engagieren und Gespräche mit der Politik führen.

Rohrer skizzierte noch einmal kurz die im Herbst laufenden Kampagnen, die über die Gefahren der Reformen informieren sollen und auf die Leistungen der Apotheke vor Ort hinweisen. Pünktlich zum Apothekertag komme jetzt eine emotionale Kampagnenführung hinzu. Es soll deutlich werden: „Hier geht es um Menschen. Menschen, die sich um Menschen kümmern.“

DAT: Einiges an Aktionen geplant

Auch für den DAT sei „einiges an Aktionen und Maßnahmen geplant“. Wenngleich Lauterbach erneut nicht persönlich da sein wird, wolle man ein „optisches Signal der Geschlossenheit senden“. Was genau ansteht, soll in den kommenden Tagen kommuniziert werden.

Im Vergleich zu den vorherigen Veranstaltungen in dem Format wurde diesmal sehr viel mehr Raum für Fragen eingeräumt. So wurde Overwiening beispielsweise mit dem Vorwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium konfrontiert, die ABDA habe keine Vorschläge bezüglich der Reform unterbreitet.

Nicht dem BMG auf den Leim gehen

„Gehen Sie diesen Erzählungen nicht auf dem Leim!“, forderte Overwiening. „Welche Gründe sollte ABDA haben, keine Vorschläge zu machen?“. Es gebe keine, „es gibt aber sehr wohl Gründe dafür, dass die Politik sagt, wir würden nichts vorschlagen“. Das werde immer versucht, nach dem Prinzip: „Teilen und herrschen“. Lauterbach habe hingegen früh deutlich gemacht, dass er nur über seine Vorschläge sprechen wolle. In diesem Zusammenhang ging sie auch noch einmal auf die „unorthodoxe“ ABDA-Stellungnahme zum Gesetz ein – der Entwurf wurde einfach in Gänze abgelehnt, ohne, wie sonst üblich, auf einzelne, möglicherweise auch positive Aspekte einzugehen. 

Konkret habe man beispielsweise schon früh das „Perspektivpapier Apotheke 2030“ übermittelt, eine Umsetzung des interprofessionellen Medikationsmanagements nach dem Vorbild des ARMIN-Projekts vorgeschlagen. Rohrer wies darauf hin, dass es auch bezüglich dessen, was Apotheken im Rahmen der Telepharmazie leisten können, Vorschläge gab.

Lauterbach ausladen ist keine Option

Weitere Fragen drehten sich um den Zeitpunkt des letzten Gesprächs mit Lauterbach und ob der Minister nicht vom DAT ausgeladen werden sollte. Demnach hat Overwiening Lauterbach das letzte Mal im Juni persönlich gesprochen, es habe aber seither „zigfach“ Schreiben an ihn gegeben, die unbeantwortet blieben.

Eine Ausladung sei allerdings keine Option, so Rohrer, auch wenn der geschäftsführende ABDA-Vorstand sich mehrfach mit der Frage beschäftigt habe. Der Austausch bleibe wichtig. „Das Signal einer Ausladung wäre, dass der Dialog beendet ist“, so der Kommunikationschef. Der gehöre aber in einem „demokratischen Austausch“ dazu.

Honorarfrage „subtil untendrunter“

Overwiening machte zudem deutlich: „Der Politik ist klar, dass wir mehr Geld brauchen.“ Das erwiderte sie auf den Vorwurf, dass die Kommunikationsstrategie sich derzeit stark auf den Kampf gegen die „Apotheke ohne Apotheker“ fokussiere und die Honorarfrage außer Acht lasse.

Sie erinnerte daran, dass es eine „riesige Arbeit“ gewesen sei, dass die Relevanz des Themas „Apotheke ohne Apotheker“ überall angekommen sei. Es gebe aber auch genügend Aktivitäten zur Vergütung, diese Frage werde immer adressiert, wenn auch zum Teil „subtil untendrunter“.

Wahlprogramme: „Da wollen wir stattfinden“

Bezüglich neuer Proteste erklärte Rohrer, dass man mit einer doppelten Forderung aus der Apothekerschaft konfrontiert sei: Zum einen nach „lauten, direkten und beleidigenden Protesten“, zum anderen nach Dialog. Das vertrage sich aber nicht. „Wir glauben, es ist außerordentlich wichtig, dass man sich eine Dialogebene erhält, um über diese Reform zu reden“, so Rohrer. Er wolle aber nicht ausschließen, dass es wieder Proteste im Herbst gebe, das hänge davon ab, wie es mit der Reform weitergehe.

Mit Blick auf die Zukunft sagte Overwiening, man stehe mit möglichen neuen Regierungsparteien im Austausch. Diese seien derzeit dabei, ihre Wahlprogramme zu erarbeiten, „Da wollen wir stattfinden“, so die ABDA-Präsidentin. Rohrer sagte, man werde auch wieder bei den Parteitagen der „demokratischen Parteien“ anwesend sein. Zum Schluss brachte Overwiening ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass es keine neun Monate brauchen werde, bis man mit dem neuen Minister ins Gespräch komme, so wie dies bei Lauterbach der Fall gewesen ist.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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