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Arzneimittel-Lieferengpässe
Lauterbach: Noch ein Jahr schlechte Rabattverträge
Zeigt das Engpassgesetz Wirkung? Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist überzeugt, dass Deutschland bei Kinder- und Krebsarzneimitteln sowie Antibiotika in diesem Winter besser aufgestellt ist. Pro Generika zieht hingegen eine ernüchternde ALBVVG-Bilanz.
Am Montagvormittag verschickte Pro Generika eine Pressemitteilung mit einer Bilanz zum Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG). Der Branchenverband hat bei seinen Mitgliedsunternehmen nachgefragt: Ging die Intention des Bundesgesundheitsministers auf? Konnten Hersteller entlastet, Preise erhöht und die Produktion zurück nach Europa geholt werden?
Doch die Antworten zeigen: Kein einziger Hersteller geht davon aus, dass auf Basis des ALBVVG Antibiotika- oder Onkologika-Produktionen in Europa aufgebaut werden. Im Gegenteil: Die verschärften Vorschriften zur Vorratslagerung bänden Kapazitäten und führten sogar dazu, dass die Herstellung bestimmter Arzneimittel nicht mehr wirtschaftlich sei.
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Auch sei erst das Ergebnis einer einzigen Ausschreibung veröffentlicht, die europäische Antibiotika-Hersteller nach den neuen Regeln des ALBVVG fördert. In einer TK-Ausschreibung sind zwei Zuschläge an Hersteller mit europäischer Wirkstoffquelle vergeben worden.
Andreas Burkhardt, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, konstatiert: „Der Gesundheitsminister hat verkündet, das Engpass-Problem gelöst zu haben. Die Produktion werde zurück nach Europa kommen. Beide Aussagen gehen an der Realität der Unternehmen vorbei“. Die Politik müsse sich das eingestehen und nachlegen.
Lauterbach: Noch zwei, drei Jahre bis zur Produktion in der EU
Doch Minister Karl Lauterbach (SPD) sieht derzeit offenbar keinen Handlungsbedarf und will erst einmal abwarten. Einiges habe sich schon verbessert, sagte er am Montagmittag bei einer Pressekonferenz in Berlin. So seien bei Krebsarzneimitteln Preise angehoben worden und auch bei Kinderarzneimitteln und Antibiotika sei die Verfügbarkeit besser geworden. Aber er räumt ein: Noch laufen alte Rabattverträge, die nur das billigste Arzneimittel im Blick hätten. Wenn ein Unternehmen, mit dem ein solcher Vertrag bestehe, Lieferschwierigkeiten habe, bekomme das Deutschland als erstes Land zu spüren. Ein Jahr werde man noch „unter den schlechten Verträgen leiden“, bei den neuen sei dann eine erweiterte Lagerhaltung Pflicht. Allerdings: Eben diese Vorratsvorschriften beklagt Pro Generika.
Lauterbach rechnet damit, dass in der jetzt anlaufenden Saison etwa 500 Arzneimittel zumindest zeitweise nicht lieferbar sein werden. Für die meisten gebe es aber Äquivalente, auf die man umstellen könne. Bis neue Produktionen in Deutschland oder Europa aufgebaut werden können, werde es noch zwei bis drei Jahre dauern, erklärte Lauterbach.
1 Kommentar
Mindestens ...
von Eimer Langsdorf am 01.10.2024 um 17:29 Uhr
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