Salmonellen-Ausbruch in Deutschland

Krank durch Rucola?

01.10.2024, 09:15 Uhr

Bereits 2016 haben Forscher der University of Leicester festgestellt, dass bei abgepacktem Salat das Risiko einer Kontamination mit Salmonellen besteht. (Foto: Konstiantyn Zapylaie / AdobeStock)

Bereits 2016 haben Forscher der University of Leicester festgestellt, dass bei abgepacktem Salat das Risiko einer Kontamination mit Salmonellen besteht. (Foto: Konstiantyn Zapylaie / AdobeStock)


Bei Salmonellen denkt man eigentlich an Eier und rohes Fleisch, doch derzeit melden die Medien immer wieder: „Salmonellen-Ausbruch durch Rucola“. Was sind die Fakten?

Am 26. September 2024 informierte das Robert Koch-Institut in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin über einen Ausbruch mit Salmonella umbilo. Stand 24. September umfasst dieser in Deutschland 98 Fälle. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, schließlich geht nicht jeder Magen-Darm-Patient zum Arzt.

Eine solch große Zahl an Fällen durch Salmonella umbilo ist ungewöhnlich, denn es handelt sich um einen eher seltenen Erreger. In den Jahren 2015 bis 2023 wurden gerade einmal ein bis sechs Erkrankungen pro Jahr mit diesem Serovar (Serotyp) übermittelt. Die ersten Erkrankungsfälle in Deutschland wurden bereits Ende Juli gemeldet, in den ersten Augustwochen kam es dann zu einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen. 

Betroffen sind mit Ausnahme von Bremen und dem Saarland alle Bundesländer. Auch in den Nachbarländern Dänemark und Österreich traten zeitgleich Erkrankungsfällen auf. Aufgrund der weiten räumlichen Verbreitung bestand die Vermutung, dass ein bundesweit vertriebenes Lebensmittel ursächlich für den Ausbruch ist. Durch Befragungen der Erkrankten zu ihrem Lebensmittelverzehr ergaben sich deutliche Hinweise auf Rucola als Verursacher.

In Österreich konnte mittlerweile auf Rucola-Proben aus Italien S. umbilo nachgewiesen werden. Die aus Stuhlproben von Erkrankten isolierten Salmonenella-umbilo-Stämme aus Deutschland, Österreich und Dänemark sind molekulargenetisch eng verwandt. Das Robert Koch-Institut geht deshalb davon aus, dass die Mehrheit der Erkrankungsfälle in diesen Ländern auf kontaminierten Rucola zurückzuführen ist [1].

Salatsaft fördert Salmonellen-Wachstum

Bereits 2016 haben Forscher der University of Leicester festgestellt, dass bei abgepacktem Salat das Risiko einer Kontamination mit Salmonellen besteht. In ihrer Studie zeigten sie, dass Spuren von Säften, die aus beschädigten Salatblättern oder abgeschnittenen Enden freigesetzt werden, die Besiedlung von Salatblättern durch Salmonella enterica erheblich verstärken können, selbst bei Kühlung. Die Kombination aus Feuchtigkeit, austretendem Zucker und Proteinen stellt offensichtlich einen guten Nährboden für Bakterien dar. Die Einwirkung des Salatsaftes führte auch dazu, dass Salmonellen so stark an den Blättern hafteten, dass diese selbst durch Waschen nicht mehr entfernt werden konnten. Die Studienergebnisse zeigen also, wie wichtig die mikrobielle Unbedenklichkeit von Lebensmitteln ist [2].

Komplikationen bei älteren Menschen

Bei einer Erkrankung durch Salmonellen kommt es zu plötzlich einsetzendem Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen, leichtem Fieber, Unwohlsein und manchmal Erbrechen. Die Symptome halten über mehrere Tage an. Problematisch kann die resultierende Dehydrierung bei Kleinkindern und älteren Erwachsenen sein. Die Therapie ist im Allgemeinen auf die Substitution von Elektrolyten und Flüssigkeit beschränkt. Der Erreger kann Absiedlungen in jedes Organ bilden. Komplikationen wie Abszesse, Endokarditis, Meningitis oder Pneumonie treten vor allem bei Patienten über 60 Jahren auf. Die Gesamtletalität liegt bei unter 0,1%.

Beim aktuellen Ausbruch wurden bisher keine Todesfälle gemeldet. Die Übertragung erfolgt durch orale Erregeraufnahme mittels kontaminierter Lebensmittel. Auch Kreuzkontaminationen durch betroffene Lebensmittel oder Oberflächen sind möglich. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt vor allem als nosokomiale Infektion. Die Prävention eines Salmonellen-Ausbruchs beruht auf der strikten Einhaltung von Hygieneregeln [1, 3].

Literatur

[1] Robert Koch-Institut, Epidemiologische Bulletin, Ausgabe 39/2024 (26.9.2024), www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/39_24.html

[2] Koukkidis G et al. Salad Leaf Juices Enhance Salmonella Growth, Colonization of Fresh Produce, and Virulence. Appl Environ Microbiol 83:e02416-16, 2017. doi.org/10.1128/AEM.02416-16

[3] Robert Koch-Institut, Ratgeber Salmonellose, Stand: 1. April 2016, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Salmonellose.html#doc2374560bodyText7


Dr. Sabine Fischer, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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