Fluorose

Zahnverfärbungen durch zu viel topisches Fluorid?

02.10.2024, 09:15 Uhr

Um Überdosierungen zu vermeiden sollten Kleinkinder Zahnpasta nicht selbst dosieren. (Foto: Halfpoint / Adobe Stock)

Um Überdosierungen zu vermeiden sollten Kleinkinder Zahnpasta nicht selbst dosieren. (Foto: Halfpoint / Adobe Stock)


Weiße Streifen, Schlieren, größere undurchsichtige Flecken sowie bräunliche Verfärbungen, Lochfraß oder Ausbrüche an bleibenden Zähnen: allesamt Anzeichen einer Fluorose. Inwiefern die Nutzung topischer Fluorid-Produkte das Fluorose-Risiko bei Kindern begünstigt, war Fragestellung eines kürzlich veröffentlichten Cochrane-Reviews.

Die Kombination aus kariesauslösenden Mikroorganismen (Plaque), unzureichender Mundhygiene und einer erhöhten Zuckeraufnahme begünstigt das Entstehen von Zahnkaries. Neben der mechanischen Entfernung der Plaques beim Zähneputzen gehört die Anwendung von Fluorid-Produkten zu den wichtigsten kariesprophylaktischen Maßnahmen bei Kindern [1]. Die Art und Menge der Fluorid-Anwendung richtet sich dabei nach dem Alter des Kindes (s. Tab.). 

Tab.: Kariesprävention mit Fluorid bei Säuglingen und Kindern in Abhängigkeit vom Alter. Fluorid-haltige Kinderzahnpasta sollte 1000 ppm Fluorid enthalten (nach den Empfehlungen der Bundeszahnärztekammer [1]). 

Geburt bis zum ersten Zahnab Zahn­durchbruch bis 12 Monate12 bis 24 Monate2 bis 6 Jahre

täglich eine Tablette

mit Fluorid und Vitamin D

bis zu zweimal täglich Zähne putzen + täglich eine Tablette

entweder

mit Fluorid-freier Zahnpasta

+ Tablette mit Fluorid und Vitamin D

oder

mit Fluorid-haltiger Zahnpasta (Reiskorn-große Menge)

+ Tablette mit Vitamin D

zweimal täglich Zähne putzen

mit Fluorid-haltiger Zahnpasta (Reiskorn-große Menge)

Eltern dosieren und putzen die Zähne

zwei- bis dreimal täglich Zähne putzen

mit Fluorid-haltiger Zahnpasta (Reiskorn-große Menge)

  • Eltern bzw. Kita dosieren 
  • Kind lernt das Putzen 

Eltern putzen die Zähne nach

 

Eltern sollten sich strikt an die Empfehlungen halten. Andernfalls erhöht sich das Risiko für eine Fluorose. Da­runter versteht man eine gestörte Produktion des Zahnschmelzes, bedingt durch eine Überdosis an Fluorid in der Reifungsphase der Zähne. Fluorose äußert sich durch porösen Zahnschmelz, der bei geringer Überdosierung in Form von kleinen weißen Schmelzflecken auf den Zähnen, in schweren Fällen als lochartige Ver­tiefungen sichtbar wird [2].

Viele methodische Mängel, geringe Evidenz

In einem aktuellen Cochrane-Review wurde der Zusammenhang zwischen der Nutzung von topischen Fluorid-Produkten und der Entwicklung einer Fluorose bei den bleibenden Zähnen untersucht [3]. Insgesamt werteten zwei unabhängige Autoren drei randomisierte kontrollierte Studien, vier Kohortenstudien, zehn Fall-Kontroll-Studien und 26 Querschnittsstudien mit insgesamt 32.181 Kindern im Alter zwischen sechs und 18 Jahren nach vier Endpunkten aus. In den meisten Studien wurde eine leichte Form der Zahnfluorose diagnostiziert. Die Wissenschaftler konnten keinen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Fluorose-Risiko an den bleibenden Zähnen und dem Lebensalter, ab dem die Kinder Fluorid-haltige Zahnpasta erstmals verwendeten, feststellen. Ebenso fanden sie keine Korrelation mit der Menge der verwendeten Zahnpasta sowie der Putzfrequenz. Aus den Ergebnissen von zwei ran­domisierten kontrollierten Studien (n = 1968) ergaben sich jedoch Hinweise, dass die Anwendung von Zahnpasta mit einer Fluorid-Konzentration von mindestens 1000 ppm im Alter von ein bis zwei Jahren wahrscheinlich das Risiko einer Zahnfluorose an den bleibenden Zähnen erhöht. So fiel das Fluorose-Risiko unter Anwendung einer 550 ppm Fluorid-haltigen Zahnpasta 25% geringer aus als unter einer Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid (relatives Risiko [RR] = 0,75). Gleiches wurde beim Vergleich einer Fluorid-Konzentration von 440 ppm gegen 1450 ppm gesehen (RR = 0,72).

Die Autoren weisen darauf hin, dass viele der eingeschlossenen Studien methodische Mängel aufweisen und daher die Evidenz als gering einzu­stufen ist. Auch fehlten in vielen der ausgewerteten Studien Angaben zur Art des Fluorids, zur Häufigkeit des Zähneputzens und zur Menge der verwendeten Zahnpasta. 

Literatur

[1] Fluoridierungsmaßnahmen zur Prophylaxe von Zahnkaries. Stellungnahme der Bundeszahnärztekammer, Stand: Juni 2024, www.bzaek.de/service/positionen-statements/einzelansicht/fluoridierungsmassnahmen-zur-prophylaxe-von-zahnkaries.html

[2] Was ist eigentlich eine Fluorose? Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. www.kindergesundheit-info.de/themen/faq/was-ist-eigentlich-eine-fluorose/

[3] Wong MC et al. Topical fluoride as a cause of dental fluorosis in children. Cochrane Database Syst Rev 2010;2010(1):CD007693, doi: 10.1002/14651858.CD007693.pub3


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Fehlerteufel?

von K. Stülcken am 02.10.2024 um 19:31 Uhr

Ab dem zweiten Geburtstag eine erbsengroße Menge Fluorid!

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