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Nach unbestätigtem Verdacht
Das Wichtigste zum Marburg-Virus
Am 2. Oktober wurden zwei aus Ruanda zurückkehrende Reisende von der Hamburger Feuerwehr unter der höchsten Infektionssicherheitsstufe auf die Isolierstation des Universitätsklinikum Eppendorf im Gebäude des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin eingeliefert. Der Verdacht: Einer der Reisenden könnte sich mit dem Marburg-Virus infiziert haben.
24 Stunden nach dem Vorfall gab die Gesundheitsbehörde der Freien und Hansestadt Entwarnung: Der Verdacht einer Infektion mit dem hochgefährlichen Erreger hatte sich nicht bestätigt. Bis zum Ende der maximalen Inkubationszeit (21 Tage) werden die beiden Personen ärztlich beobachtet.
Der eine Reisende, ein 27jähriger Medizinstudent, hatte nach eigenen Angaben in der ruandischen Hauptstadt Kigali zweimal Kontakt zu Patienten, die nachweislich an einem durch das Marburg-Virus verursachten hämorrhagischen Fieber erkrankt waren. Allerdings hätte er dabei die notwendige Schutzkleidung getragen, so wurde berichtet. Seine Begleiterin hatte keinen Kontakt mit Patienten. Nach einem Flug von Kigali über Addis Abeba nach Frankfurt fuhren die beiden in einem ICE nach Hamburg und fühlten sich krank. Weil sie Sorge hatten sich mit dem Marburg-Virus infiziert zu haben, informierte der Mann die Hamburger Gesundheitsbehörde. Daraufhin sperrte die Bundespolizei einen Bahnsteig am Hamburger Hauptbahnhof und sicherte einen Korridor, über den die Personen zu einem Krankentransportwagen geleitet wurden.
Laut Hamburger Gesundheitsbehörde habe weder für andere Flugreisende noch während der Zugfahrt ein Infektionsrisiko bestanden. Wer dem Medizinstudenten erlaubt hat an Marburg-Virus hämorrhagischem Fieber erkrankte Personen zu betreuen, ist unklar.
Ausbruch in Ruanda
Bereits am 27.9. hatte das ruandische Gesundheitsministerium der WHO mitgeteilt, dass bei mehreren Personen die Diagnose Marburg-Virus hämorrhagisches Fieber mittels PCR-Test gestellt worden war. Zwei Tage später waren bereits 26 Patienten nachweislich erkrankt und davon acht verstorben. Die Patienten stammten aus sieben Distrikten im Landesinneren. Das deutet darauf hin, dass der hochinfektiöse Erreger schon seit einiger Zeit in Ruanda von Person zu Person zirkuliert. 70 Prozent der Erkrankungen traten bei Pflegekräften auf. Bislang sind rund 300 Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. Eine mögliche Kontaktperson flog gleichwohl von Kigali über Entebbe nach Brüssel. Der Ausbruch von Marburg-Virus hämorrhagischem Fieber in Ruanda ist insofern außergewöhnlich, da bislang nur in den Nachbarstaaten Kongo und Uganda die Erkrankung dokumentiert wurde. Die letzte Marburg-Virus-Epidemie trat Anfang 2023 im 1500 km entfernten Äquatorialguinea auf.
Überträger Nilflughund
Das Marburg-Virus ist eng mit dem Ebola-Virus verwandt und gehört zur Familie der Filoviren. Es ist seit längerem bekannt, dass der Nilflughund Rousettus aegyptiacus, der sich von Früchten ernährt und sich tagsüber in verlassenen Minen oder Höhlen aufhält, dem Erreger als Reservoir dient. Die Erstinfektion erfolgt in der Regel durch Inhalation virushaltiger Aerosole - zum Beispiel beim Besuch einer Höhle - oder durch Verzehr von mit Fledermausexkrementen kontaminierten Früchten.
Ansteckung von Mensch zu Mensch durch direkten Kontakt
Von Mensch zu Mensch wird das Virus durch direkten Kontakt (über verletzte Haut oder Schleimhäute) mit Blut, Sekreten oder anderen Körperflüssigkeiten infizierter Personen übertragen. Auch Textilien, die mit Flüssigkeiten oder Sekreten kontaminiert wurden, sind infektiös. In der Regel infiziert sich Krankenpflegepersonal bei der Behandlung von Patienten. Traditionelle Beerdigungszeremonien, bei denen ein direkter Kontakt mit dem Körper des Verstorbenen die Regel ist, können ebenfalls zu einer Infektion mit dem Marburg-Virus führen.
Die Diagnose erfolgt mittels Real-time PCR. Die Tests sind nur in wenigen spezialisierten Instituten vorhanden, wie zum Beispiel im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Die Todesfallrate beträgt zwischen 24 und 100 Prozent. Das ruandische Gesundheitsministerium gibt die Letalität bei der derzeitigen Pandemie mit 31 Prozent an.
Probeimpfungen im Rahmen einer Phase-II-Studie
Es gibt weder eine wirksame antivirale Therapie noch einen zugelassenen Impfschutz. Vergangenen Sonntag haben nun mit einer Ladung von 700 Dosen Probeimpfungen bei Beschäftigten im Gesundheitswesen gegen das Marburg-Virus in Ruanda begonnen. Die Dosen wurden von dem in den USA ansässige Sabin Vaccine Institute im Rahmen einer Phase-II-Studie bereitgestellt.
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