Daten der Südhalbkugel

Wie gut wird die Grippeimpfung 2024/2025 schützen?

Stuttgart - 08.10.2024, 17:50 Uhr

Auf der Südhalbkugel verhinderte eine Grippeimpfung ein Drittel der Influenza-bedingten Krankenhauseinweisungen. (Foto: IMAGO / Zoonar)

Auf der Südhalbkugel verhinderte eine Grippeimpfung ein Drittel der Influenza-bedingten Krankenhauseinweisungen. (Foto: IMAGO / Zoonar)


Auf der Südhalbkugel schützte die Grippeimpfung mäßig gut und verhinderte schätzungsweise stark ein Drittel der Influenza-bedingten Krankenhausbehandlungen. Ein Hinweis auf die Impfstoffwirksamkeit in der Grippesaison 2024/2025 bei uns?

Wie gut eine Grippeimpfung gewirkt hat, kann das Robert Koch-Institut (RKI) erst nach Ende der betreffenden Grippesaison auswerten. Die Schutzwirkung variiert jährlich und liegt dem RKI zufolge zwischen 20 und 60 Prozent. Abhängig ist die Impfstoffwirksamkeit unter anderem vom Antigenmatch und den Virusveränderungen sowie vom Alter des Geimpften und einer möglichen Restimmunität.

Was jedoch möglich ist: anhand von Daten der Südhalbkugel – wo die Influenzasaison bereits beendet ist – die Wirksamkeit der Grippeimpfung auf der Nordhalbkugel abzuschätzen. Das haben Wissenschaftler der US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control and Prevention), den Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention, die dem RKI hierzulande entsprechen, getan und ihre Ergebnisse im „Morbidity and Mortality Weekly Report“ am 3. Oktober 2024 veröffentlicht.

Influenza A(H3N2) dominierte

Zwischen März und Juli 2024 erfassten die fünf südamerikanischen Länder Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay insgesamt 11.751 Menschen mit einer Grippe-assoziierten schweren akuten Atemwegserkrankung (SARI): Sie litten an Husten, hatten mindestens 38 °C Fieber und einen positiven PCR-Test auf Grippe. Mehr als die Hälfte (58,3 Prozent) der Patienten waren kleine Kinder, über 60 beziehungsweise 65 Jahre alt war jeder vierte Patient (27,2 Prozent). Die restlichen Grippekranken waren ältere Kinder oder bereits Vorerkrankte (Asthma, Diabetes, Fettleibigkeit, Hyptertonie, Immunsupprimiert, kardiovaskuläre Erkrankung, Krebs).

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Bei der absoluten Mehrheit der Influenzatests konnten die Wissenschaftler Influenza A nachweisen (98,6 Prozent) – wobei Influenza A(H3N2) klar dominierte: zwei Drittel der Infektionen A(H3N2) vs. ein Drittel Influenza A(H1N1) –, nur bei 0,7 Prozent war Influenza B, und hier der Subtyp Victoria, ursächlich für die Grippeinfektion. Als geimpft galt, wer mindestens 14 Tage vor Symptombeginn eine Grippeimpfung erhalten hatte, damit war jeder fünfte Grippepatient geimpft (21,3 Prozent). Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay nutzten eibasierte trivalente Influenzavakzinen, ohne B-Yamagata-Komponente, wie von der WHO empfohlen. In Paraguay kamen noch Vierfachgrippeimpfstoffe zum Einsatz.

Grippeimpfung verhinderte ein Drittel der Krankenhauseinweisungen

Die Wissenschaftler bei den CDC kommen auf eine adjustierte Impfeffektivität von 34,5 Prozent, sodass die Grippeimpfstoffe etwa ein Drittel der grippebedingten Krankenhausaufenthalte in den für die Impfung vorrangig in Frage kommenden Gruppen wirksam verhindern konnten, erklären die CDC. Gegen den vorherrschenden Subtyp A(H3N2) schützte die Grippeimpfung zu 36,5 Prozent vor einer Grippe-bedingten Krankenhausbehandlung, gegen den zweiten Influenza-A-Stamm (H1N1) zu 37,1 Prozent. In früheren Grippesaisons lag die Schutzrate ähnlich: zwischen 34 und 53 Prozent für A(H3N2) und zwischen 18 und 56 Prozent für A(H1N1).

Ähnliches Schutzniveau auch hierzulande möglich

Die Grippeimpfstoffwirksamkeit der südlichen Hemisphäre sei „nicht unbedingt eine Vorhersage für die Impfeffektivität der nördlichen Hemisphäre“, erklären die Studienautoren. Sollten jedoch während der mittlerweile gestarteten Grippesaison auf der nördlichen Hemisphäre „ähnliche Influenzaviren vorherrschen“, könnten die Gesundheitsbehörden mit einem ähnlichen Schutzniveau gegen Grippe-bedingte Krankenhauseinweisungen rechnen. Um die lediglich moderate Impfwirksamkeit zu verbessern, raten die Wissenschaftler der CDC, Patienten mit Verdacht auf oder Bestätigung einer Influenzainfektion so schnell wie möglich mit antiviralen Arzneimitteln zu behandeln. Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen erwähnen sie: Händewaschen und das Tragen von Masken könnten die Impfung „ergänzen“ und besser vor Grippe und ihren Komplikationen schützen.


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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