Blutdruckmessung

Falsche Armhaltung beim Messen führt zu höheren Werten

Stuttgart - 14.10.2024, 12:15 Uhr

Beim Messen des Blutdrucks sollte der Arm auf einem Tisch abgelegt und die Manschettenmitte auf Herzhöhe positioniert werden.  (Foto: one/AdobeStock)

Beim Messen des Blutdrucks sollte der Arm auf einem Tisch abgelegt und die Manschettenmitte auf Herzhöhe positioniert werden.  (Foto: one/AdobeStock)


Für eine korrekte Ermittlung der Blutdruckwerte sollten Patientinnen und Patienten ihren Messarm mit der Manschette auf Herzhöhe vor sich auf einen Tisch ablegen. Häufig werden die systolischen und diastolischen Werte in einer anderen Position ermittelt. Ein Forscherteam aus Baltimore überprüfte in einer randomisierten Crossover-Studie mit 133 Personen den Einfluss der Armhaltung auf die Messergebnisse.

Eine genaue Bestimmung des Blutdrucks ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung von Bluthochdruck. Die Regeln für die Messung werden in den neuesten Leitlinien hervorgehoben. Wichtig sind die richtige Manschettengröße, eine Rückenstütze, die flache Positionierung der Füße auf dem Boden mit nicht überkreuzten Beinen und eine angemessene Armstellung. Bei korrekter Positionierung befindet sich die Mitte der Manschette in Herzhöhe und der Arm liegt auf einem Tisch. In der täglichen Praxis wird häufig eine andere Haltung des Armes gewählt. Die Wissenschaftler von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore untersuchten in einem Zeitraum von August 2022 bis zum Juni 2023, wie sich gängige Armpositionen bei Messungen im Vergleich zur empfohlenen Standardposition auswirken. 

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133 Teilnehmer, vier Messungen, drei Armpositionen 

Von den 133 Teilnehmern im Alter zwischen 18 und 80 Jahren (Durchschnittsalter 57 Jahre) waren 70 (53 %) weiblich. Einen systolischen Blutdruckwert ≥ 130 mmHg hatten 48 Personen. Bei 55 Probanden lag mit einem BMI ≥ 30 eine Adipositas vor. Die Einteilung in sechs verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Messreihen in festgelegtem zeitlichen Abstand am rechten Arm erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Die Probanden positionierten ihren Arm entweder auf einem Tisch abgestützt (Tisch 1, Referenz), mit Hand auf dem Schoß abgelegt (Schoß) oder ohne Abstützung des Arms an der Seite (Seite). Um die intrinsische Blutdruckvariabilität (Blutdruckschwankungen) zu berücksichtigen, erfolgte bei allen Teilnehmern eine vierte Gruppe von Blutdruckmessungen, bei denen sie den Arm auf einem Tisch abstützten (Tisch 2). Die Reihenfolge der Armposition variierte in den einzelnen Gruppen (s. Abbildung). 

Studiendesign zur Auswirkung der Armhaltung auf die Ergebnisse einer Blutdruckmessung. Die 133 Teilnehmer wurden in 6 Gruppen aufgeteilt. In unterschiedlicher Reihenfolge wurde jedem Probanden der Blutdruck zweimal mit auf dem Tisch aufliegenden Arm (Tisch 1, Tisch 2), auf dem Schoß abgelegtem Arm (Schoß) und an der Körperseite herabhängendem Arm (Seite) gemessen. Die Grafik gibt für jede Gruppe die Zahl der eingeschlossenen Probanden und die Reihenfolge der Messungen wieder.

Abb: daz/Hammelehle

Höherer Werte bei falscher Armhaltung

Aktuell wurden die Ergebnisse der Studie im Fachjournal „JAMA International Medicine“ publiziert. Die Haltung der Hand auf dem Schoß und des Armes auf der Seite führten zu statistisch signifikant höheren Blutdruckwerten als die Tischpositionen. Die Hand auf dem Schoß abgestützt ergab einen Unterschied von systolisch Δ 3,9 mmHg (95 %-KI 2,5 bis 5,2) und diastolisch Δ 4,0 mmHg (95 %-KI 3,1 bis 5,0) mmHg. Bei den Messungen mit einem seitlich hängenden Arm waren die Differenzen mit systolisch Δ 6,5 mmHg (95 %-KI 5,1 bis 7,9) und diastolisch Δ 4,4 mmHg (95 %-KI 3,4 bis 5,4) noch deutlicher. Patienten, die im Vorjahr nicht medizinisch versorgt wurden, hatten einen statistisch signifikant größeren Unterschied beim Blutdruck als Teilnehmer, die eine Versorgung erhalten hatten. 

Mögliche Ursachen für Varianz

Wird der Arm nicht auf einem Tisch und die Manschettenmitte auf Herzhöhe positioniert, vergrößert sich der vertikale Abstand zwischen dem Herzen und der Manschette. Dadurch erhöht sich der hydrostatische Druck in der Oberarm-Arterie. Bei einer niedrigeren Armposition ist der venöse Rückfluss vermindert, dadurch erfolgt eine kompensatorische Vasokonstriktion, die zu einem Anstieg des Gefäßwiderstands und einem Anstieg des Blutdrucks führt. Die Muskelverspannungen des nicht abgestützten Armes können zusätzlich einen vorübergehenden Anstieg des Blutdrucks verursachen.

Korrekte Position des Arms wichtig

In dieser praxisrelevanten Studie wird gezeigt, dass eine Armhaltung auf dem Schoß oder hängend bei der Blutdruckmessung zu höheren Werten führen kann. Fehler bei der Blutdruckmessung können zu einer Überdiagnose von Bluthochdruck, unnötigen Nachuntersuchungen und Überbehandlung führen. Das zeigt, wie wichtig die Einhaltung der standardisierten Positionierung ist.


Literatur 
Hairong L et al. Arm Position and Blood Pressure Readings The ARMS Crossover Randomized Clinical Trial JAMA Intern Med 2024, doi:10.1001/jamainternmed.2024.5213 
 


Alexandra Hinsken, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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