Wichtiges Kriterium für die Einschätzung eines hypertensiven Risikos ist die Anamnese mit ergänzenden laborchemischen und biophysikalischen Untersuchungsmethoden z. B. Blutdruckmessung, Ultraschall, Kardiotokografie (CTG), die nach den Mutterschaftsrichtlinien im Mutterpass vorgesehen sind und bei entsprechender Konstellation zusätzlich zur Risikoevaluierung eingesetzt werden.
Blutdruckmessung
In der S2k-Leitlinie gibt es Neuerungen für die Grenzwerte der Blutdruckmessung. Es wird unterschieden zwischen einer Blutdruckmessung in der Praxis und zu Hause.
Nach den aktuellen Vorgaben liegt bei der Blutdruckmessung in der Praxis eine Hypertonie vor wenn:
- der systolische Blutdruck 140 mmHg oder mehr beträgt und/oder
- der diastolische Blutdruck 90 mmHg oder mehr beträgt.
Die Cut-off-Werte der Heimblutdruckmessung für die Diagnose der Hypertonie liegen mit ≥ 135/85 mmHg unter den für die Praxisblutdruckmessung geltenden 140/90 mmHg.
Die Quecksilber-Sphygmomanometrie gilt nach wie vor als Goldstandard. Akzeptiert werden jedoch auch automatisierte validierte nichtinvasive Oberarmblutdruckmessgeräte [1].
Wenn bei Vorsorgeuntersuchungen bei mehrmaligen Kontrollen ein grenzwertiger oder erhöhter Blutdruck gemessen wurde, soll eine Heimblutdruckmessung bzw. eine ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung durchgeführt werden. Auf diese Weise lassen sich eine Weißkittelhypertonie bzw. fehlerhafte Durchführungen ausschließen und unnötige weitere diagnostische bzw. therapeutische Schritte möglicherweise vermeiden.
Die Heimblutdruckmessung basiert auf den Leitlinien zur Hypertonie der Bundesärztekammer von 2023 [5]. Voraussetzung dafür ist die Verschreibung eines zertifizierten Oberarm-Blutdruckmessgerätes und eine ausreichende Schulung. Diese kann insbesondere von Apothekerinnen und Apothekern durchgeführt werden, die über ausreichende Erfahrungen zur Blutdruckmessung, Verkauf von zertifizierten Blutdruckmessgeräten und deren Anwendung, sowie Beratung zu antihypertensiven Medikationen aus der Prävention und Therapie von Hochdruckkrankheiten besitzen. In den Leitlinien zur Hypertonie werden Apothekerinnen und Apotheker explizit aufgefordert, sich zu diesem Thema zu engagieren [5].
Die Häufigkeit und die Zeitpunkte sind individuell zu gestalten, auch abhängig von der eventuellen Einnahme von Arzneimitteln. Empfohlen wird die Messung an mindestens zwei bis drei Tagen pro Woche sowie das Anlegen eines Protokolls. Der Zeitpunkt der Messung ist vom Tagesablauf abhängig und kann, anders als bei der chronischen Hypertonie üblich, auch vor und eventuell nach Einnahme einer Medikation durchgeführt werden [1].
Ultraschall
Sowohl die mütterlichen uterinen als auch die fetalen Ultraschallparameter haben einen hohen prädiktiven, diagnostischen und prognostischen Stellenwert bei der Beurteilung hypertensiver Schwangerschaftskomplikationen. Nach den Mutterschaftsrichtlinien sind erweiterte sonografische Untersuchungen indiziert bei Zustand nach Präeklampsie/Eklampsie, Verdacht auf Retardierung des Kindes, Zustand nach Mangelgeburt, intrauterinem Fruchttod und bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen.
Dopplersonografie
Geeignet zur Risikobeurteilung und Diagnostik ist der mittels Dopplersonografie gemessene Pulsatilitäts-Index (PI) der Arteriae uterinae. Er wird bestimmt beim Präeklampsie-Screening im ersten Trimenon (11. bis 14. SSW) und Screening im 2. und 3. Trimenon (ab 20. SSW).
Weitere fetale sonografische Parameter wie z. B. die Dopplersonografie der Arteria umbilicalis, der Arteria cerebri, des Aortenisthmus und venöser Gefäße, insbesondere des Ductus venosus, geben wichtige Informationen über das Ausmaß der verminderten Blutversorgung des Kindes. Sie sind bedeutend für die klinische Entscheidung, die insbesondere auch die stationäre Aufnahme und die Entscheidung zu einer vorzeitigen Entbindung betreffen. Eine zunehmende Plazentainsuffizienz in der Arteria umbilicalis korreliert mit einem reduzierten, fehlenden Nullfluss und einem reversen enddiastolischen Blutfluss (Umkehrfluss).
Fruchtwassermenge
Eine abnehmende Fruchtwassermenge ist ein Zeichen zunehmender Plazentainsuffizienz.
Kardiotokogramm
Das Kardiotokogramm kann zusätzliche Hinweise für eine drohende Gefährdung des Kindes geben. Indikationen sind: Hypertonie, Oligohydramnion (vermindertes Fruchtwasservolumen) und Wachstumretardierung < 10. Perzentile. Besonders bei einer drohenden Dekompensation des fetalen Kreislaufs haben Kardiotokogramme in Verbindung mit Dopplersonografie einen hohen Stellenwert für das geburtshilfliche Prozedere.
Auf verschiedene Laborverlaufsparameter, die auf eine Gefährdung hinweisen können, durch Hämokonzentration, Gerinnungsstörungen, Eiweißausscheidung, Leberfunktionseinschränkungen, angiogene Parameter ( sFlt-1 und PlGF bzw. der Quotient) wird im Rahmen dieses Beitrages bewusst verzichtet. Gleiches gilt für die Screeningtest im 1., 2. und 3. Trimenon (zur Vertiefung s. [1]).
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