Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist COPD weltweit die dritthäufigste Todesursache und zeichnete 2019 für 3,23 Millionen Todesfälle verantwortlich. Hauptursache ist Rauchen: 70 Prozent aller COPD-Patienten waren oder sind Raucher (Hochlohnländer), daneben können Luftverschmutzung und die berufliche Exposition gegenüber Chemikalien, Dämpfen, Staub ursächlich sein oder – selten – genetische Faktoren (z. B. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel).
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- Hilft Vitamin D bei COPD
Verbessert eine Vitamin-D-Supplementierung die Lungenfunktion bei Menschen mit COPD oder reduziert Vitamin D die Häufigkeit von COPD-Exazerbationen? Eine Cochrane-Analyse liefert Erkenntnisse.
Die wichtigsten Arzneimittel für Menschen mit COPD (Chronic obstructive Pulmonary Disease, chronisch obstruktive Lungenerkrankung) sind Bronchodilatatoren und inhalative Glucocorticoide. Jüngst erhielt Dupilumab, als erstes Biological, die Zulassungserweiterung bei COPD. Was kann Vitamin D ausrichten?
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In verschiedenen klinischen Studien haben Wissenschaftler:innen bereits den präventiven Effekt von Vitamin D auf COPD-Exazerbationen (akute Verschlechterungen) untersucht und, ob Vitamin D hilft, eine COPD besser zu kontrollieren. Doch: „Es fehlt eine aktuelle Meta-Analyse aller doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studien zu dieser Intervention“, sagt Anne Williamson (Blizard Institute, Faculty of Medicine and Dentistry, Queen Mary University of London, UK). Sie und andere Wissenschaftler:innen haben dies nun geändert und eine systematische Übersichtsarbeit zu Vitamin D bei COPD erstellt. Veröffentlicht wurde diese Ende September 2024 in der „Cochrane Database of Systematic Reviews“.
Zehn doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studien – Dauer: sechs Wochen bis 40 Monate – mit insgesamt 1.372 erwachsenen COPD-Patient:innen berücksichtigten die Studienautor:innen für ihren Review. Die meisten Patient:innen hatten eine leichte bis mittelschwere COPD diagnostiziert bekommen, ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel (25-Hydroxyvitamin D < 25 nmol/L) zu Studienbeginn war hingegen selten. Die Studien schränkten weder die verabreichte Vitamin‐D‐Dosis noch die Verabreichungsart ein.
Vitamin D ohne Effekt auf Exazerbationsrate
Fünf dieser Studien mit 980 Teilnehmer:innen nutzten die Wissenschaftler:innen, um den Effekt von Vitamin D auf die Rate an Exazerbationen zu untersuchen, die eine Antibiose, systemische Glucocorticoide oder beides erforderten. Das Ergebnis: Die Supplementierung von Vitamin D hatte keinen signifikanten Einfluss darauf, wie häufig die COPD-Patient:innen mittelschwere bis schwere – und Antibiotika beziehungsweise systemische Glucocorticoide erforderlich machende – Exazerbationen erlitten. Das relative Risiko (Rate Ratio) lag bei 0,98 (95-%-KI 0,86 bis 1,11), was bedeutet, dass das Risiko für eine akute Verschlechterung der COPD in der Gruppe der COPD-Patient:innen mit Vitamin-D-Supplementation um 2 Prozent niedriger war. Die Studienautor:innen messen diesem Ergebnis eine „hohe Evidenzsicherheit“ bei.
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Neben diesem Hauptziel ihrer Untersuchung interessierten sich die Wissenschaftler:innen zudem für den Anteil der Patient:innen mit mindestens einer COPD-Exazerbation (moderat oder schwer), das forcierte expiratorische Ein-Sekunden-Volumen (FEV1), die Gesamtmortalität, Lebensqualität sowie den Anteil der Teilnehmer:innen, die mindestens eine schwere Nebenwirkung unter Vitamin-D-Gabe erlitten hatten (sekundäre Endpunkte). Die Einnahme von Vitamin D zeigte auf alle diese sekundären Studienziele keinen signifikanten Effekt.
Vitamin D verbessert nicht die Lungenfunktion
Mit mittlerer bis hoher Sicherheit können die Wissenschaftler:innen sagen, dass eine Vitamin-D-Gabe die Lungenfunktion, gemessen anhand des FEV1, nicht signifikant beeinflusst. Auch verändert Vitamin D nicht signifikant den Anteil der Patient:innen mit mindestes einer mittelschweren bis schweren Exazerbation im Studienzeitraum. Die Odds Ratio (Verhältnis der Wahrscheinlichkeiten) lag bei 0,94, was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Symptomverschlechterung lediglich sehr gering war (bei einer OR=1 ist die Wahrscheinlichkeit in beiden Gruppen gleich).
Vitamin D verlängert Leben nicht
Ebenso wirkt sich den Studienautor:innen zufolge eine Vitamin-D-Gabe wahrscheinlich wenig bis gar nicht auf die Gesamtsterblichkeit aus, bei einer OR von 1,13 war die Sterblichkeit in der Vitamin-D-Gruppe leicht erhöht, jedoch nicht signifikant, verglichen mit der Placeobgruppe (Studie mit wenigen Teilnehmern, was die Aussagekraft einschränkt).
Keine bessere Lebensqualität und nicht mehr schwere Nebenwirkungen
Vitamin D verbesserte auch die Lebensqualität der Patient:innen nicht wesentlich, wobei die Studienautor:innen diese Aussagekraft einschränken, da die Lebensqualität in den einzelnen Studien mit unterschiedlichen Fragebögen erhoben worden war und ein Vergleich damit schwierig sei. Vitamin D birgt den Studienautor:innen zufolge „wahrscheinlich“ kein erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen, die Oddo Ratio geben sie mit 1,19 an (fünf Studien, 663 Teilnehmer:innen).
Interessant wäre ein möglicher Effekt einer Vitamin-D-Supplementation in Abhängigkeit vom Vitamin-D-Spiegel bei den Erkrankten, wenn dieser extrem niedrig wäre – beziehungsweise ein potenzieller Schaden durch Substitution, wenn der Ausgangswert sehr hoch wäre. Hierfür braucht es weitere Untersuchungen, da die vorhandene Evidenz für diese Fragestellungen unzureichend war, erklären die Studienautor:innen.
Was sicher sinnvoll ist: Einen Vitamin-D-Mangel durch die Gabe von Vitamin-D-Supplementen oder -Arzneimitteln zu verhindern beziehungsweise auszugleichen.
1 Kommentar
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von Stefan Haydn am 23.10.2024 um 11:42 Uhr
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